1702 - Rückkehr der Verdammten
wichtig für ihn, die Umgebung zu kontrollieren, denn so recht traute er dem Frieden nicht.
Wenige Sekunden später war er zufrieden. Er hörte und sah auch nichts Verdächtiges.
Über seine schmalen Lippen huschte ein erstes Lächeln. Für einen Moment funkelten sogar seine Augen. Es war alles okay. Er konnte sich auf den Weg zu seiner Tante machen.
Die Tür wollte er wieder schließen. Nichts sollte darauf hindeuten, dass die Hütte besucht worden war.
Er drehte sich um, fasste nach der lose hängenden Klinke, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, als alles anders wurde.
Plötzlich hörte er Stimmen!
Im ersten Moment schoss ihm das Blut in den Kopf. Sein Herz schlug schneller. Er spürte in seinem Innern einen wahnsinnigen Druck, und Burke wusste nicht, was er unternehmen sollte.
Hineingehen oder sich in die Büsche schlagen.
Die Echos der Männerstimmen blieben bestehen. Es war für ihn nur nicht herauszufinden, aus welcher Richtung sie ihn erreichten. Jedenfalls waren die Männer nicht zu sehen, aber nahe genug herangekommen, um ihn zu entdecken, wenn er flüchtete.
Burke reagierte von Panik getrieben. Er hätte noch wegrennen können, doch das tat er nicht. Er riss noch mal die Tür der Hütte auf und versteckte sich im Innern. Kaum hatte er das getan, fasste er sich an die Stirn, weil es ihm blödsinnig vorkam. Zu ändern war es leider nicht mehr. Er musste abwarten und auf ein kleines Wunder hoffen, dass die Männer die Hütte nicht betraten.
Außerdem bestand eine winzige Hoffnung. Die Stimmen waren ihm fremd gewesen. Sie gehörten keinem seiner Wächter, die mit ihm im Wagen gesessen hatten. Es war durchaus möglich, dass sich Wanderer in diese Gegend verirrt hatten.
Ich muss die Nerven bewahren!, dachte er. Ich darf auf keinen Fall durchdrehen …
Er behielt die Nerven. Er wartete. Und er blickte auf die Tür, die er nicht wieder zugezogen hatte, die allerdings so weit offen stand, dass er nach draußen schauen konnte.
Da sah er sie.
Zwei Männer waren es in der Tat, und sie waren nicht weit von der Tür entfernt. Es sah so aus, als wollten sie die Hütte betreten, was Burkes Herz noch mal schneller schlagen ließ, doch dann atmete er auf, als die Fremden etwa in einem Schritt Entfernung vor der Tür anhielten und zunächst mal nichts taten.
Eine Galgenfrist!, dachte Burke. Er hielt den Atem an. Auf keinen Fall wollte er sich bemerkbar machen, denn das hätte für ihn negativ ausgehen können.
Er schaute sich die beiden Männer an, ohne von ihnen gesehen zu werden. Sie waren für ihn unterschiedlich. In der Größe ungefähr gleich, doch von der Haarfarbe völlig verschieden. Einer von ihnen hatte schwarze Haare, der andere schlohweiße, die sehr dicht auf seinem Kopf wuchsen.
Auch die Kleidung machte Burke stutzig, nicht nur das Verhalten der beiden. Was sie trugen, passte nicht in diese Zeit. Das hatte auch nichts mit Mode zu tun. Es war einfach anders. Der Weißhaarige hatte sich für einen langen Gehrock entschieden, während der andere keinen Mantel trug, sondern einen Umhang, wie man ihn aus früheren Zeiten her kannte. Das war schon merkwürdig. Die beiden Männer schienen von einer Verkleidungsparty gekommen zu sein.
Amos Burke hatte sein eigenes Schicksal vergessen. Er war neugierig geworden und wollte wissen, was die beiden Männer miteinander zu reden hatten. Deshalb trat er noch näher an die Tür heran, um sie besser verstehen zu können.
Ja, sie redeten. Das allerdings war für Burke völlig uninteressant geworden, denn etwas anderes traf ihn plötzlich mit voller Wucht.
Es war der Geruch, der von den Männern ausging.
So roch man nicht.
Dieser Gestank war faulig. Einfach widerlich.
Und der Gedanke kam ihm plötzlich.
Die beiden Männer stanken wie verwesende Leichen!
***
In dieser Sekunde glaubte Amos Burke, nicht mehr er selbst zu sein. Was er da riechen musste, war einfach nur verrückt. So etwas konnte es normal nicht geben. Das musste eine Täuschung sein, aber genau das war es nicht.
Burke bewunderte sich selbst, weil er die Nerven behielt. Er ging auch jetzt nicht weg und beobachtete weiter, ohne dass er sich um die Sätze kümmerte, die beide Männer sprachen.
Es war einfach nur der Gestank, der ihm entgegen trieb. Widerlich. Er raubte ihm den Atem, und er drang durch den Türspalt, als wäre er nur für ihn bestimmt.
Aber er schaffte es, sich die beiden Männer genauer anzuschauen. Die altertümliche Kleidung war ihm ja schon aufgefallen, jetzt kam noch
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