1703 - So grausam, schön und tödlich
auch zugeben, dass sie uns manches Mal unterstützt hatte.
»Was sollte das alles?«, fuhr ich sie an. »Hatten wir nicht eine Abmachung?«
»Welche denn?«
»Das weißt du genau. Du kannst dir dein Blut holen, dagegen können wir nichts tun, aber damit hat es sich auch. Du wolltest immer dafür sorgen, dass deine Opfer aus dem Verkehr gezogen werden. Und das ist heute nicht passiert.«
»Bist du dir sicher, Partner?«
»Hör auf mit dem Partner.«
»Oh, angefressen?«
Das war ich tatsächlich, ich hatte die Personen noch nicht gesehen, die von ihr zu Vampiren gemacht worden waren. Da war ich leider etwas zu spät gekommen, und jetzt nickte ich.
»Ja, ich bin angefressen. Und du kennst den Grund. Du hast unsere Abmachung gebrochen. Du hast dir dein Blut besorgt und die Opfer nicht aus der Welt geschafft.«
»Stimmt, Geisterjäger!«
»Und warum hast du das getan?«
»Das ist ganz einfach. Ich wollte mal Spaß. Ich habe sie frei laufen lassen. Ich wollte sehen, wie sie reagieren, wenn sie auf der Suche nach Blut sind …«
»Und wer sind sie?«
Aus dem Hintergrund gab Jane die Antwort. »Zwei hübsche junge Frauen, John. Die eine heißt Rachel, die andere Fiona. Ich habe sie auch nicht gekannt. Bis vor Kurzem, da habe ich eben ihre Bekanntschaft machen müssen.«
»Und wo sind sie jetzt?«
»Weg. Justine hat sie laufen lassen. Wärst du etwas früher hier eingetroffen, hättest du sie erschießen können. So aber sind sie wieder unterwegs, und die Nacht ist noch lang.«
Das war eine Erklärung, die mich nicht eben erfreute. Ich wandte mich an die Cavallo.
»Stimmt das?«
»Ich denke schon.«
»Und wo stecken sie jetzt?«
Zuerst lachte sie, dann fing sie an zu sprechen. »Sie können überall sein. Ich habe sie laufen lassen. Sie sollen ihre Freiheit haben.«
»Und sie werden Menschen anfallen.«
»Das gehört dazu. Ich wollte ihnen dieses Vergnügen gönnen, aber ich habe alles unter Kontrolle. Ich lasse sie nur so weit kommen, wie ich es will. Auch jemand wie ich möchte ihren Spaß haben. Es kann schön sein, sich an der Panik zu erfreuen …«
Ich wäre ihr am liebsten an die Kehle gegangen. Noch besser wäre es gewesen, sie zu vernichten, aber dazu würde sie mich nicht kommen lassen. Zudem kannte ich ihre Kräfte. Sie waren wesentlich stärker als die eines normalen Menschen.
»Diese Nacht gehört mir und meinen Verbündeten«, erklärte sie uns, bevor sie sich umdrehte und den Kellerraum verließ …
***
Zunächst mal sagten wir nichts. Jane und ich schauten uns nur an. In uns beiden arbeitete es, aber wir wussten auch, dass wir die Cavallo nicht zurückholen konnten.
Jane machte den Anfang. Sie hob die Schultern und ging auf mich zu. Ich sah, dass sie leicht schwankte. Sie musste etwas mitbekommen haben, auch die Platzwunde an ihrem Kinn war nicht zu übersehen.
Sie fiel mir einfach in die Arme und flüsterte: »Bitte, John, halt mich fest, das brauche ich jetzt.«
»Okay, keine Panik. Wir sind wieder zusammen. Was hat dich überhaupt hierher in den Keller getrieben?«
»Justine Cavallo und meine Neugier. Die Cavallo tauchte plötzlich in der Kneipe auf. Ich konnte sehen, wohin sie ging, denn einen Drink wollte sie nicht nehmen.« Nach und nach erzählte mir Jane, was sie erlebt hatte.
Nun ja, zum Glück war dann trotz allem die Cavallo erschienen, denn die beiden Vampirinnen hätten Janes Blut bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt.
»Das muss auch für die Cavallo überraschend gewesen sein, John, mich hier zu treffen, und jetzt weiß ich auch, warum sie so lange nicht mehr bei mir im Haus gewesen ist. Sie war dabei, einen Plan auszuhecken, und sie hat dabei unsere Vereinbarung vergessen.«
»Das muss man so sehen.«
Jane drückte sich von mir weg. »Brechen jetzt andere Zeiten an?«, murmelte sie. »Ist die Abmachung zwischen ihr und uns aufgehoben worden? Wenn ja, auf was müssen wir uns einstellen?«
»Ich hoffe nicht, dass sie ab jetzt nur ihren Gelüsten nachgeht«, sagte ich.
»Das würde Ärger geben.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Ich hatte zwar mit Jane gesprochen, mich aber auch umgeschaut und sah, dass nahe einer Kerze eine Pistole lag. Es war eine Beretta, die ich aufhob und sie Jane entgegenstreckte.
»Das ist doch deine – oder?«
Schlagartig war Jane erleichtert. »Und ob. Die habe ich verloren, bevor ich sie einsetzen konnte. Ich wollte die beiden Blutsaugerinnen erschießen, aber es kam anders.«
»Und jetzt sind sie weg.«
Jane steckte
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