1704 - Teuflische Abrechnung
persönliches, John.«
»Okay. Und weiter?« Ich wusste, dass man bei Tanner geduldig bleiben musste. Er war kein Mensch, der bereit war, seine Gefühle vor anderen auszubreiten.
In diesem Fall sah es schon anders aus. Da glaubten wir zumindest, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er sah auch alles andere als glücklich aus und hielt die Lippen fest zusammengepresst, während er durch die Nase Luft holte.
Wir wollten ihn auch nicht zu einer Aussage drängen und warteten ab, ob er etwas sagen würde.
»Es ist nicht leicht«, gab er nach einem Schluck Kaffee zu, »aber ich sehe keine andere Chance, da wieder rauszukommen.«
»Wir hören dir zu«, sagte Suko.
Tanner seufzte. Auf seiner Stirn sahen wir einige Tropfen. Regenwasser war es bestimmt nicht, wahrscheinlich Schweiß, den er zunächst mal abtupfte, das Tuch wieder wegsteckte und übergangslos anfing zu sprechen. Diesmal hatte er seine Gedanken sammeln können und erzählte uns eine Geschichte, die einfach unglaublich klang, zumindest aus seiner Sicht.
Wir hörten zu. Und nicht nur wir, denn auch Glenda Perkins hatte ihren Platz am Schreibtisch verlassen. Jetzt lehnte sie am Rahmen der offenen Tür und bekam große Ohren.
Der Name Lex Larkin sagte uns etwas, auch wenn wir damals nichts mit dem Fall zu tun gehabt hatten. Aber über ihn war tagelang in den Zeitungen und in anderen Medien berichtet worden. Tanner war derjenige gewesen, der den Killer verhaftet und dafür gesorgt hatte, dass er vor Gericht gestellt worden war.
Und nun bekam es unser Freund mit einer teuflischen Gegenreaktion zu tun. Ihm waren Geister erschienen, die wollten, dass Tanner den Killer tötete. Wenn nicht, würde er sein Leben verlieren. So sah es aus, und damit wussten wir alles, als Tanner nichts mehr sagte und zur Tasse griff. Er tat es mit beiden Händen, weil er leicht zitterte, denn diese Warnung und das Erscheinen der Geister hatten ihn hart getroffen.
Für Suko und mich gab es keinen Grund, Tanner nicht zu glauben, mochte sich seine Geschichte auch noch so ungewöhnlich anhören. Das war schon ein Hammer, und selbst wir waren zunächst sprachlos.
»Und? Was sagt ihr?«
»Wir glauben dir die Geschichte«, sagte Suko.
Tanner lachte und blickte Suko an. »Denkt ihr denn, dass ich hier bei euch auftauche und irgendwelche Märchen erzähle? Nein, nein, das ist schon so gewesen, da habe ich nichts hinzugefügt und auch nichts weggelassen. Jetzt kennt ihr mein verdammtes Problem.«
»Mit dem du nicht zurechtkommst«, murmelte ich.
»Genau, John.« Er holte Luft. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie es mir in der letzten Nacht ergangen ist. Das war für mich so etwas wie ein Schlüsselerlebnis. Ich habe euch und eure Arbeit immer akzeptiert, ich weiß, dass es Vorgänge gibt, die im Verborgenen bleiben. Ihr habt mir damals bei meiner Nichte Vera geholfen, und ich habe euch mehr als einmal auf bestimmte Fälle aufmerksam gemacht, bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie in euer Aufgabengebiet fallen, was letztlich auch stimmte. Aber dass ich persönlich mal betroffen sein würde, daran habe ich eigentlich nie gedacht.«
Da konnten wir nicht widersprechen. Suko wollte wissen, ob es noch einen anderen Weg für Tanner gab, aber der schüttelte den Kopf und blieb dabei.
»Ich soll Larkin töten!«
»Und warum übernehmen die Geister das nicht selbst?«
»Keine Ahnung. Sie geben mir ja die Schuld, dass der Killer noch am Leben ist. Er hat nicht die Strafe erhalten, die sie für ihn angemessen halten, und jetzt soll ich dafür sorgen, denn ich war der Verantwortliche.«
Ich fragte: »Hast du dich denn bereits erkundigt, wie es Larkin geht?«
»Nein, John.« Er winkte ab. »Ich habe mich noch nicht mit der Anstaltsleitung in Verbindung gesetzt. Allerdings gehe ich davon aus, dass Larkin dort festsitzt, sonst hätten wir etwas von ihm gehört. Das ist natürlich klar.«
»Richtig, so etwas würde sich herumsprechen.«
Suko nickte ihm zu. »Ich denke, dass du nicht ohne Plan zu uns gekommen bist.«
»Stimmt genau.«
»Und was genau schwebt dir vor?«
»Ich möchte, dass wir der Klinik zu dritt einen Besuch abstatten. Dass ihr euch diesen Killer mal anseht. Möglicherweise will er reden. Vielleicht hat er ja Ähnliches erlebt wie ich.«
Ich runzelte die Stirn. »Meinst du, dass er ebenfalls Besuch erhalten hat?«
»Ich schließe es nicht aus.«
»Dann hätte die andere Seite ihn ja aus dem Verkehr ziehen können.«
Tanner hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Klar,
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