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1704 - Teuflische Abrechnung

1704 - Teuflische Abrechnung

Titel: 1704 - Teuflische Abrechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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tagsüber vergessen oder wollte nicht mehr daran denken. Das sah jetzt anders aus. Plötzlich waren die Erinnerungen wieder da. Sie hatten sogar Gestalt angenommen, man zeigte ihm deutlich, was er getan hatte, und die Gesichter seiner Opfer sahen so echt aus. Das war alles kein Bluff, kein makabrer Scherz.
    Die vier Fotos hatten sich zusammengefunden. Sie schwebten jetzt in Kopfhöhe vor ihm. Auch kein Wind konnte sie vertreiben. Sie waren da und er stöhnte immer lauter auf, je länger er sich mit diesem Vorgang beschäftigte.
    Augen starrten ihn an. Böse Blicke. Auch wissende. Als wollten sie ihm etwas sagen. Aber diesmal hörte er die Stimmen nicht. Es war und blieb eine optische Begegnung.
    Larkin hatte das Gefühl, schlecht Luft zu bekommen, doch dann hatte er den Punkt erreicht, an dem er sich selbst überwand.
    Er sprach die Fotos an. Er keuchte die Worte heraus.
    »Was wollt ihr? Verdammt, was wollt ihr von mir?«
    »Dich!«
    Es war eine klare Antwort, die er bekommen hatte. Und doch war er durcheinander. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Fotos ihn wollten. Und die Menschen, zu denen die Gesichter gehörten, waren tot und konnten ihm nichts mehr antun.
    Er wollte etwas sagen. Es klappte nicht. Etwas schien in seine Kehle gestopft worden zu sein.
    Aber er tat etwas anderes. Es war eine Folge des Hassgefühls, das in ihm hochstieg.
    Er wollte kein Loser sein. Er musste etwas unternehmen. Aber dazu musste er sich selbst überwinden, was ihn große Mühe kostete.
    Und dann schaffte er es doch. Er riss eine Hand hoch, schob sie nach vorn und griff zu. Er wollte die Fotos packen und sie zerreißen.
    Er schnappte nach dem rechten, griff zu – und fasste ins Leere. Im ersten Moment wusste er nicht, was er denken sollte. Seine Finger hatten das Foto erwischt, aber er hatte nichts an seiner Hand gespürt.
    Noch mal griff er zu.
    Das Phänomen blieb und das Foto auch. Er hatte hindurch gefasst, als wäre es aus bleichen Nebelfetzen zusammengesetzt.
    Das raubte Larkin zwar nicht den Verstand, es brachte ihn nur durcheinander.
    Wieder versuchte er es. Diesmal nahm er sich ein anderes Foto vor und erlebte das Gleiche. Aufgeben wollte er nicht und nahm auch die andere Hand zu Hilfe.
    Er traf die Fotos und griff hindurch.
    Jetzt war er froh, den Baumstamm hinter sich zu wissen, gegen den er sich lehnte. Der Atem fauchte aus seinem Mund. Die Wolken tanzten vor seinen Lippen, ehe sie sich auflösten. Lex Larkin verstand die Welt nicht mehr.
    Obwohl er nicht direkt bedroht wurde, fühlte er sich wie in einer tödlichen Falle, die dafür sorgte, dass seine Angst immer größer wurde.
    Er wehrte sich, obwohl das keinen Sinn hatte und er sich beinahe lächerlich vorkam. Er schlug mit den Händen nach den Fotos und bekam sie auch jetzt nicht zu fassen.
    Aber seine Bewegungen fielen auf. Die beiden Wächter standen zusammen. Sie hatten ihre Plätze nicht verlassen, unterhielten sich und erzählten davon, wie ihr nächster Urlaub aussehen würde. Fliehen konnte der Gefangene nicht, und so brauchten sie ihn nicht weiter im Auge zu behalten.
    Dann änderte sich alles.
    Sie sahen die Bewegungen des Gefangenen und hatten das Gefühl, dass er gymnastische Übungen machte. Die Arme stieß er nach vorn, dann wieder zurück.
    »He, sieh dir den Typ mal an. Verstehst du das?«
    »Nein.«
    »Der turnt – oder?«
    »Keine Ahnung. Ich meine nur, dass ein Turnen anders aussieht, wenn du mich schon fragst.«
    Die Männer schauten jetzt intensiver hin, und so fiel ihnen auf, dass Larkins Finger nach etwas schnappten, was sich vor ihm befand. Genau war es für die Aufpasser nicht zu erkennen. Es konnte sein, dass dort etwas Bleiches durch die Luft schwebte, das aus der Distanz aussah wie Papier.
    Die Pfleger waren Profis und Männer, die schon lange ihren Job machten.
    »Okay, das sehen wir uns an!«
    Eine weitere Aufforderung brauchten sie nicht. Sie setzten sich in Bewegung und sie waren nicht eben langsam, als sie sich dem Gefangenen näherten. Dabei mussten sie achtgeben, dass sie auf dem matschigen Schneeboden nicht ausrutschten.
    Was genau geschah, bekamen sie nicht mit, weil sie zu sehr mit ihrem Gleichgewicht beschäftigt waren. Aber sie schafften es, Lex Larkin zu erreichen, der zu Boden gegangen war und mit angehobenen Armen sein Gesicht vor irgendwelchen Angreifern zu schützen schien, die nicht zu sehen waren.
    Die Männer hielten an. Einer sprach ihn an. »He, Larkin, was ist los?«
    Er antwortete ihnen nicht, sagte aber

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