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1704 - Teuflische Abrechnung

1704 - Teuflische Abrechnung

Titel: 1704 - Teuflische Abrechnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verließ, rahmten ihn die beiden Wachtposten ein. Draußen war das Wetter mehr als schlecht. Deshalb hatten sie über ihre Anstaltskleidung lange Regenjacken gestreift.
    Sie nahmen den Weg zu einem Seitenausgang. Dahinter lag ein Hof, der von einer hohen Mauer eingeschlossen wurde. Jenseits der Mauer standen die anderen Häuser der Anstalt. Dort waren Menschen untergebracht, die an nicht so schweren Defiziten litten.
    Vor der Tür hingen an einem Garderobenbrett weitere Schutzumhänge. Larkin zog einen über. Er sagte nicht ein einziges Wort und hielt sich auch daran, als er ins Freie trat und ihn die kalten Tropfen des Schneeregens trafen.
    Der Hof war nicht groß. Und er war nicht leer, denn hier wuchsen einige Bäume, die längst ihr Laub verloren hatten. Jetzt sahen sie aus wie Gerippe und der Schnee auf ihrem Geäst war ebenfalls getaut. Tropfen fielen herab und landeten auf einem mit Schneematsch bedeckten Untergrund. Von einer Rasenfläche war nichts mehr zu sehen.
    Larkin gefiel der Ausgang bei diesem Wetter nicht. Seine Aufpasser waren anderer Meinung.
    »Los, geh schon, die Luft tut dir gut.«
    Der Gefangene sagte auch jetzt kein Wort und nickte nur. Er betrat den matschigen Boden. Die kalten Tropfen klatschten jetzt schneller in sein Gesicht. Den Umhang hatte er sich übergestreift. Nur eine Mütze trug er nicht. So wurde sein dunkles und halblanges Haar nass, worauf er nicht weiter achtete.
    Einen Weg gab es nicht. Zumindest war keiner zu erkennen. Er stiefelte durch den Matsch auf die Bäume zu, und er tat genau das, was er eigentlich immer tat, wenn er nach draußen ging.
    Eine Stunde stand ihm zur Verfügung. So lange wollte er nicht bleiben. Dafür wollte er das Privileg ausnutzen, das man ihm gewährt hatte. Er durfte hier draußen rauchen. Die Zigaretten teilte er sich ein, dazu war er wegen der Menge gezwungen. Er klopfte ein Stäbchen aus der Blechkiste, die in seiner Hosentasche steckte. Die Zigaretten drehte er sich selbst. Die Streichhölzer musste er wieder abgeben, wenn er den Bau betrat. Einer der Aufpasser hatte sie ihm zuvor gegeben, auch der Mann rauchte. Der Glimmstängel war nicht zu sehen, weil er durch die hohle Hand verborgen wurde.
    Larkin ging bis zu den Bäumen. Den Rauch saugte er tief ein und schloss dabei die Augen. Er dachte daran, wieder in Freiheit zu sein und alles genießen zu können, was ihm das Leben brachte.
    Der kalte Schneeregen jedoch brachte ihn schnell wieder zurück in die Wirklichkeit. Die Zigarette hielt er geschützt. Er wollte sie so weit wie möglich aufrauchen.
    Eine Stunde würde lang werden. Drei Zigaretten wollte er diesmal nicht rauchen. Das Wetter war zu mies. Er hörte das Klatschen der Tropfen, flüsterte hin und wieder einen Fluch und warf den Rest des Glimmstängels in den Matsch.
    Er schaute wieder hoch – und zuckte zusammen!
    Etwas hatte sich verändert. Vor ihm schwebte ein helles Viereck, ein Blatt Papier, als würde jemand auf der Mauer sitzen, der diesen Fetzen geworfen hatte.
    Larkin ging einen Schritt zurück, weil das Blatt genau auf ihn zu trudelte, wobei es sich gegen den Wind zu stemmen schien, der es eigentlich hätte wegwehen müssen.
    Das wunderte ihn.
    Jetzt drehte sich das Blatt sogar. Er schaute auf die andere Seite und sah das Bild.
    Ein Foto. Ein Gesicht, und zwar das Gesicht einer jungen Frau, die nicht mehr lebte, weil er sie umgebracht hatte. Es war sein erstes Opfer gewesen, und jetzt trudelte das Bild immer weiter auf ihn zu, versehen mit einem Gesicht, das sogar lebte, zumindest hatte er den Eindruck. Larkin wollte nicht mehr stehen bleiben. Er glitt zurück, ging danach einen Schritt weiter und spürte das Astende, das gegen seinen Hinterkopf drückte.
    Das Foto war noch da. Dabei hätte es längst zu Boden fallen müssen, was es nicht tat. Es widersprach allen Naturgesetzen, und der Mörder kam sich wie in einer Falle vor.
    So benahm er sich auch. Er drehte den Kopf in alle Richtungen wie ein Mensch, der nach einem Ausweg suchte. Den gab es natürlich. Er hätte auf seine beiden Aufpasser zulaufen können, doch genau das tat er nicht, weil er plötzlich die anderen Fotos sah, die sich auf den Weg zu ihm gemacht hatten.
    Drei waren es.
    Vier insgesamt.
    Und vier junge Frauen hatte er getötet, deren Gesichter jetzt als blasse Fotografien auf ihn zuschwebten …
    ***
    Lex Larkin wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er dachte daran, dass er in den Nächten die geheimnisvollen Stimmen gehört hatte, aber das hatte er

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