1704 - Zwischen den Fronten
Atmosphäre gezündet worden war oder nicht.
Stundenlang fixierte der Terraner die Darstellung. Rochenschiffe kamen und gingen, und in einem Orbit über dem Planeten fanden sich nach und nach etliche Dutzend Schiffe für die Ablösung zusammen. Gegen Mittag entschloß sich Perry, dem Warten ein Ende zu bereiten. Es blieb keine Zeit mehr. Egal, was sich inzwischen >drüben" auf der anderen Seite des Möbiusstreifens ereignet hatte, sie mußten hinüber und sich vergewissern.
Philip war auf der Plusseite angekommen, das stand fest. Praktisch im selben Augenblick mußte er in die BASIS gelangt sein. Inzwischen waren aber über achtundvierzig Stunden vergangen, ohne daß ein galaktisches Schiff im Arresum auftauchte. Nicht einmal ein Ennox-Bote ließ sich blicken.
Gegen Mittag endlich kehrte Moira in das Schiff zurück. Sofort verließen die Galaktiker ihre Kabinen und gesellten sich zu der Ayindi.
„Wie sieht es aus?" rief Nadja schon von weitem.
Moira tat nicht, als nehme sie ihre Gegenwart überhaupt wahr. Sie eilte in das Zentrum des Schiffes, direkt in den Steuerraum. Kein Wort sagte sie, aber sie unternahm auch nichts, daß die drei Männer und Frauen ihr folgten.
„Wir starten. Das Warten hat keinen Sinn mehr", verlangte Rhodan.
„Du mußt das einsehen.
Sie fuhr herum.
„Ein paar eurer Standardstunden müßt ihr euch noch gedulden." Ihre Stimme klang eindringlich und auf unbeschreibliche Art suggestiv. „Werft einen Blick empor in den Orbit. Noch ist die Flotte nicht vollständig. Es gibt Hindernisse, mit denen Iaguul nicht rechnen konnte."
„Drei Stunden, mehr nicht."
Moira warf den behelmten Kopf zurück und verdunkelte das Visier. Sie brachte damit ihre Distanz zu Rhodan zum Ausdruck.
„Du wirst dich gedulden müssen. Hier befielst du nicht - und ich nicht.
Dinge spielen eine Rolle, die in dieser Situation wichtiger sind als ein paar Einzelschicksale. Begreifst du das?" Rhodan gab keine Antwort. Natürlich hatte er längst verstanden. Er hatte als einer der ersten die Hintergründe erfahren, die bereits vor zwei Millionen Jahren zu der Invasion im Bereich der Großen Leere geführt hatten. Und er wußte auch, warum sie damals gescheitert war.
Höchstens fünfzig Tage, länger konnte ein Lebewesen von der einen Seite nicht auf der arideren überleben. Die einzige Ausnahme stellte Moira mit ihrem Symbionten dar.
Von diesen fünfzig Tagen waren für die Besatzung der ODIN dreißig bald verstrichen. Blieben noch zehn für den Flug nach Thyssan und zehn für die Rückkehr über die Passage von Caarim hinüber ins Parresum.
Rhodan war nicht bereit aufzugeben. Ihm ging es um jedes einzelne Besatzungsmitglied seines Schiffes bis hin zu den Aktivatorträgern. Eine winzige Hoffnung blieb ihm noch: daß die Besatzung der ODIN inzwischen eine Möglichkeit gefunden hatte, Thyssan zu verlassen und zum Rand der Todeszone zu fliegen. Andererseits lief sie dadurch Gefahr, daß die Retter sie verpaßten und nicht fanden.
Ich appelliere an deine Vernunft, Moira", sagte Perry. „Wenn wir jetzt nicht aufbrechen, brauchen wir es nie mehr zu tun."
Die Reaktion der Ayindi verblüffte ihn.
„Du hast die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben? Ich bewundere dich, Perry Rhodan. Und ich erkenne jetzt erst richtig, wieso die Superintelligenz ES ausgerechnet dich auserkoren hat. Andere hätten in deiner Lage längst den Mut verloren, du aber kämpfst weiter. So lange, bis du mit eigenen Augen siehst, daß du zu spät gekommen bist. Aber noch ist es nicht zu spät. Wir starten, sobald nach eurer Zeitrechnung der Abend gekommen ist."
Sie versuchten, Moira auf dieses Versprechen festzunageln, doch sie komplimentierte sie aus der Zentrale hinaus und schottete sich ab.
Der Abend und die Nacht kam. Noch immer stand die STYX reglos auf dem Raumhafen in der Nähe des Nordpols. Die Ayindi kommunizierte fast ununterbrochen mit ihrer Artgenossin Iaguul, und droben im Orbit fanden sich die Schiffe zu einem Pulk von achtzig und dann neunzig Rochen zusammen. Zehn fehlten noch.
Der 1. Dezember begann. Wenn sie jetzt nicht starteten, hatte alles keinen Wert. Eigentlich mußten sie längst auf dem Flug in Richtung Todeszone sein, wenn sie es schaffen wollten. Die Perspektive auf den Holos in den Kabinen wechselte plötzlich und zeigte die Umgebung der STYX. Die Gebäude wurden unscharf und sanken dann rasch nach unten weg. Der Horizont tauchte auf, und Sekunden später verließ die STYX die unteren Schichten der Lufthülle und
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