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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eigentümlichen Geste nach oben gereckt, während die anderen Finger schlaff herabbaumelten.
    Boro Shufman wußte, daß kein Mensch diese groteske Handhaltung jemals willentlich erzeugen konnte, und er spürte sein Herz schneller schlagen und jagen und hetzen und die Angst aus dem kalten Klumpen heraus, der in seinem Magen nistete, hinaustreiben in jede Faser seines Körpers, bis in die Haare hinein. Er schluckte.
    „Sieh nur, Magkue", sagte die Frau mit undeutlicher Stimme. Ihre Augen waren starr geworden. „Sieh nur ..."
    Boro Shufman hörte, wie der Ara fast unhörbar einen langen Seufzer ausstieß. Und an der schreckensstarren Frau vorbei konnte er die Schar sehen, die gerade noch gemütlich bei dem Feuer gehockt hatte und nun von dem aufsteigenden Grauen voreinander zögernd auseinandergetrieben wurde.
    Zu den Geretteten auf Thyssan hatte sich ein neuer Gefährte gesellt, einer, der viel Durchhaltevermögen besaß - und Hartnäckigkeit.
    Das Grauen hatte auf Thyssan Einzug gehalten, und irgendwo hinter ihm, noch halb versteckt, aber schon zu ahnen und zu riechen - der Tod.
     
    5.
     
    Reginald Bull bewegte sich langsam auf die Baracke zu. Eine Gruppe Kranker hatte sich davor versammelt und schaute ihn an. Die Blicke waren meist leer und ohne Ausdruck, in einigen flackerte die Angst.
    Reginald Bull sah, wie sie auf sein rechtes Bein starrten, und verstärkte seine Bemühungen um einen normalen Gang.
    Er blieb vor der Baracke stehen und blickte in die Runde.
    „Kann ich mit Magkue reden, oder soll ich warten?"
    Eine junge Frau hatte sich gegen einen dunkelbraunen, matt von innen her glühenden Kristall gelehnt und schüttelte langsam den Kopf.
    „Wir haben es nicht eilig", sagte sie halblaut und mit etwas Gift in der Stimme. „Geh nur hinein."
    „Danke!" Reginald Bull stapfte weiter.
    Magkue war drinnen bei der Arbeit, unterstützt von einigen Helfern, darunter Boro Shufman. Der Ara gab einem Unither eine Spritze und den unvermeidlichen Klaps auf den Rücken.
    „Das sollte erst einmal reichen", sagte der Ara; sein optimistisches Lächeln hatte er inzwischen perfektioniert, es wirkte fast schon glaubhaft.
    Magkue blickte Bully erstaunt an, fixierte dessen Gang.
    „Was führt dich her, ausgerechnet?" Reginald Bull grinste schief.
    „Ich bin gestolpert, einfach gestolpert", sagte er. „Auf einem glatten Brocken ausgerutscht und der Länge nach hingeschlagen. Tut ziemlich weh, aber ich gebe mir Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Das fehlte noch, daß die Leute glauben, mich würde es auch erwischen."
    „In der Tat", murmelte ein Assistent im Hintergrund. „Es würde sie wirklich erschrecken."
    „Laß sehen", sagte Magkue und machte eine auffordernde Handbewegung. „Nun, was ist? Hey, Reginald Bull, wir sind auf einer Krankenstation und ...", er blickte um sich und grinste schwach, „...
    zufälligerweise auch noch unter Männern. Also, was soll die Zimperlichkeit?"
    Reginald Bull entledigte sich seiner Beinkleider und deutete auf eine Stelle hoch an seinem rechten Oberschenkel.
    „Da bin ich gegen einen Brocken geknallt", sagte er. „Wahrscheinlich genau auf einen Nerv ..."
    „Präzise", antwortete Magkue schmallippig, nachdem er Bully kurz untersucht hatte. „Und bis das abgeheilt ist, werden ein paar Stunden vergehen. Viel helfen kann ich dir da nicht."
    Reginald Bull stieß einen langen Seufzer aus.
    „Na, wenn das so ist", sagte er und zog die Hose wieder hoch. „Wie sieht es aus? Hast du Erfolge?"
    Eine genauere Frage konnte er sich ersparen; die Auskunft gab das Gesicht des Aras. Magkue sah erschöpft aus, geradezu ausgemergelt; selbst für einen Ara wirkte Magkue äußerst ausgezehrt.
    „Die Fälle häufen sich", antwortete Magkue. Einer seiner Assistenten postierte sich am Eingang der Baracke, um niemanden durchzulassen. „Und die Heftigkeit nimmt zu. Die Anfälle werden häufiger und schwerer, und die Zahl der Patienten steigt mit jedem Tag."
    Reginald Bull murmelte eine Verwünschung.
    „Hast du eine Erklärung dafür?" hakte Bully nach. „Kennst du die Ursache dieser verdammten Krankheit? Ist ein Mittel in Sicht, mit der man sie bekämpfen kann?"
    Magkue schüttelte langsam den Kopf.
    „Überschätze unsere Möglichkeiten nicht", sagte er halblaut. „Wir sind hier nicht auf Aralon oder Tahun, nicht einmal in der Medo-Station der ODIN. Unsere Mittel und Möglichkeiten sind äußerst begrenzt, sowohl was die Forschung als auch die Therapie angeht."
    An dem Ara vorbei konnte

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