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1706 - Kibb

Titel: 1706 - Kibb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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es ihm möglich, Bilanz über sein Leben zu ziehen und zu erkennen, welcher Schmarotzer er und seine Spezies gewesen waren.
    Doch die gewonnene Intelligenz war andererseits auch ein Nachteil.
    Er war nicht mehr in der Lage, jene Empfindungen so richtig nachzuvollziehen, die einst sein Leben als Parasit bestimmt hatten. Er konnte nur von der höheren Warte hinunter- und zurückblicken auf die tentakelbewehrte Kreatur, die er gewesen war. Auf den Blutjäger, der sich ausschließlich von seinen Instinkten hatte lenken lassen. Der nur für das Stillen seiner Bedürfnisse gelebt hatte.
    Seine Bedürfnisse waren damals gering gewesen. Er stellte nun all jene Ansprüche an das Leben, die jedes denkende Wesen stellte.
    Einst war Kibb blind und taub ge wesen. Er hatte nur einen einzigen scharfen Sinn besessen, seinen Geruchssinn. Er konnte Blut über große Entfernungen riechen. Im Wasser ebenso wie zu Lande. Er fühlte sich in beiden Elementen wohl.
    Wenn er einmal den Geruch einer Beute aufgenommen hatte, dann konnte ihn nichts mehr aufhalten. Er folgte der Fährte des Blutes unermüdlich, bis er ihre Quelle erreicht und die Beute gestellt hatte. Es gab in seiner Welt nur wenige Lebewesen, die schneller waren als er.
    Die Kibbs waren stark, langlebig und widerstandsfähig. Sie besaßen im nassen Element keine natürlichen Feinde und konnten maßlos räubern. Da sie zudem fruchtbar waren, breiteten sie sich schnell aus.
    Dies ging so lange gut, bis die Gewässer förmlich entvölkert waren und sich darin nur noch einige wenige Lebensformen fanden.
    So trieb es die Kibbs an Land. Sie paßten sich dem Leben dort mühelos an. Und da sie auch hier zuerst ausreichend Beute fanden, konnten sie sich wiederum ausbreiten.
    Dadurch waren auch zu Lande die Reviere bald bis auf wenige Arten arg geplündert worden. Es dauerte nun länger, bis Kibb einen Wirt fand, der groß und stark genug war, ihn zu tragen, dazu widerstandsfähig genug, um ihn über eine längere Zeitspanne mit dem berauschenden Lebenssaft versorgen zu können.
    Kibb mußte nun gezwungenermaßen längere Ruheperioden einlegen.
    Die Natur war zu seiner Spezies überaus großzügig gewesen. Wenn Kibbs über eine längere Zeitspanne keine Nahrung zu sich nahmen, starben sie nicht, sondern trockneten aus und verfielen in einen todesähnlichen Schlaf. Nichts konnte ihre Ruhe stören - außer der Geruch von Blut.
    Wenn sie solches witterten, dann erwachten sie aus ihrer Starre und konnten für einen kurzen Moment die Kraftreserven mobilisieren. Für jenen kurzen Augenblick, den der Vorgang dauerte, sich mit allen Tentakeln vom Boden hochzuschnellen, diese auszubreiten und das Opfer damit zu umschlingen und es anzuzapfen. Gleichzeitig mit dem Erfassen der Beute versenkte Kibb haarfeine Sonden in den Körper des neuen Wirtes und begann ihn über dessen Nervensystem zu steuern.
    Hätten die Kibbs Intelligenz besessen, dann wären sie wohl zu einem Volk von Symbionten geworden. Sie hätten ihre Wirte gehegt und gehütet, um sie so lange wie möglich am Leben zu erhalten und von ihnen länger partizipieren zu können. Aber die Kibbs waren unersättliche, blutgierige Vampire, eine Fehlentwicklung der Natur.
    Sie waren außerstande, ihren Blut durst im Zaum zu halten, und saugten ihre Wirte aus, bis diese schwächer wurden und irgendwann starben. Auf diese Weise würden sie allmählich die größeren Tierarten dieser Welt ausrotten.
    Bald sah man immer öfter die unansehnlichen Körperpanzer mit der vertrocknet scheinenden Fülle und den strohigen, eingeringelten Tentakeln. Die Kibbs wirkten wie tot, so leblos, wie irgend etwas nur sein konnte. Tatsächlich aber hatte die Verwesung, die jede andere Spezies befiel, von ihnen nicht Besitz ergriffen.
    Sie lebten, ihr einziger ausgeprägter Sinn war auf Abruf bereit. Er wurde vom Geruch des Blutes geweckt. Sie lagen in Erdlöchern, Felsspalten, hingen in Höhlen von der Decke und von den Asten der Sträucher und Bäume, waren im Schlamm der Gewässer versunken oder trieben auch auf der Wasseroberfläche. Es dauerte lange, bis Kibbs ohne Nahrungszufuhr endgültig starben.
    In solchen Situationen kam es gelegentlich vor, daß der Geruchssinn einen Kibb trog. Er konnte dann nicht zwischen süßem und bitterem Blut unterscheiden. Und so passierte es, daß der erwachende Kibb in seiner blinden Gier einen Artgenossen befiel. Dessen galliger Lebenssaft bescherte ihm jedoch nicht den erhofften Le bensrausch, sondern vergiftete ihn.
    Hätte es

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