1708 - Angst um Johnny C.
lange.«
»Das ist zu hoffen.«
Beide stiegen aus und gingen die wenigen Schritte auf den Altbau zu, dessen graue Fassade mit dem alten Putz darauf ziemlich ungepflegt aussah.
Einen Schlüssel für die Haustür besaßen sie nicht. Sie würden irgendeinen Mieter aus dem Bett klingeln müssen, aber sie wollten es zuerst bei Johnny versuchen.
Sheila hielt es nicht mehr aus. Auf einem recht großen Klingelbrett standen die Namen der Mieter. Einer fehlte. Das Feld war leer. Johnny hatte sein Namensschild noch nicht hineingeschoben.
Sheila drückte den Knopf, dann warteten sie. Bill hörte ihre heftigen Atemstöße. Es war ihr noch nicht gelungen, sich zu beruhigen.
Es gab keine Reaktion.
Sheila versuchte es erneut. Ihr Gesicht sah jetzt aus wie eine Maske. Die Lippen hielt sie so fest aufeinandergepresst, dass der Mund kaum noch zu sehen war.
»Er ist nicht da«, sagte Bill.
»Ja, denn so tief kann man nicht schlafen.« Sie trat von der Haustür zurück und schaute an der Fassade noch. »Was sollen wir tun? Wieder verschwinden? Das möchte ich nicht. Ich will zu ihm oder zu seiner Wohnung oder Zimmer.«
Und dann hatten sie Glück. Rechts von der Tür, im unteren Bereich, erhellten sich zwei Fenster. Da war jemand wieder auf den Beinen. Für Sheila war es ein Glücksfall. Bevor ihr Mann eingreifen konnte, stand sie vor dem Fenster, sprang in die Höhe, und schaffte es, mehrmals gegen die Scheibe zu klopfen. Das musste von der anderen Partei einfach gehört werden.
Es wurde gehört, denn Sheila musste ihren Versuch nicht wiederholen. Im hellen Viereck erschien ein Schatten, dann wurde das Fenster aufgezogen und ein Vorhang zur Seite geschoben.
Das Gesicht eines älteren Mannes war zu sehen. Das graue Haar stand wirr vom Kopf ab. Um den Körper hatte der Mann einen Bademantel geschlungen.
»Was ist los? Wer sind Sie? Was wollen Sie?« Er sprach so schnell, dass er sich verhaspelte.
Bill überließ Sheila die Initiative. Einer Frau würde der Mann zu dieser nachtschlafenden Zeit eher Gehör schenken.
Sie stellte sich vor. Der Name Conolly sorgte bei dem Mann für ein Nicken.
»Ja, ich kenne Ihren Sohn. Er wohnt erst seit heute bei uns. Ich habe mit ihm den Mietvertrag unterschrieben. Aber was ist denn los?«
»Wir müssen zu ihm.«
»Um diese Zeit?«
»Bitte, öffnen Sie die Tür. Es ist sehr dringend. Sonst würden wir hier nicht stehen.«
Der Hausbesitzer zeterte noch. Er schaute sich auch Bill an und sagte nach einer Weile: »Ich öffne Ihnen.«
»Danke.« Sheila atmete pfeifend aus, bevor sie sich an Bill wandte: »Jetzt werden wir bald sehen, was los ist.«
Bill glaubte längst nicht mehr daran, dass sich Johnny noch im Haus aufhielt. Er war unterwegs, doch es fiel ihm schwer zu glauben, dass er bei diesem Wetter einen Kneipenbummel unternahm.
Ein summendes Geräusch war zu hören. Bill drückte die schwere Haustür auf und trat in den hellen Flur. Der Mann im Bademantel hatte seine Wohnung verlassen. Er stand nahe der Treppe und hielt ein mit Wasser gefülltes Glas in der Hand.
»Kennen Sie sich aus, Mr Conolly?«
»Ja, wir waren schon hier.«
»Ja, stimmt, hatte ich glatt vergessen.«
Natürlich drängte es Bill, zum Zimmer seines Sohnes zu kommen. Er blieb trotzdem stehen und fragte: »Haben Sie unseren Sohn vielleicht aus dem Haus gehen sehen?«
»Ich? Nein.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja. Ich stehe ja nicht hier im Flur herum. Und wenn ich was höre, gehe ich nicht nach draußen und schaue, wer kommt oder wer das Haus verlässt. Meine Frau und ich sind froh, wenn wir die Zimmer an normale Leute vermieten können.«
»Da haben Sie recht. Danke. Wir gehen dann hoch.«
»Tun Sie das. Sie hätten Ihren Sohn ja auch anrufen können.«
»Ja, das hätten wir.« Bill lächelte. Mehr sagte er nicht. Er drehte sich zur Seite und ging auf die Treppe mit den breiten Stufen zu, um die erste Etage zu erreichen.
Sheila blieb an seiner Seite. Sie sagte nichts, sondern hielt sich an Bills linkem Arm fest.
In der ersten Etage mussten sie eine Zwischentür öffnen, um in den breiten Flur zu gelangen. Die Türen an der linken Seite interessierten sie nicht, sie gingen durch bis zum Ende. Johnnys Zimmer lag hinter der letzten Tür.
Beide blieben stehen. Sheila hatte ihre Hände flach gegen die Brust gedrückt. Sie wollte etwas sagen, doch Bill handelte bereits. Er hatte eine Hand auf die Klinke gelegt und wunderte sich darüber, dass die Tür nicht abgeschlossen war.
»Bitte, Bill, geh rein.« Sheila
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