1708 - Angst um Johnny C.
hielt es nicht mehr aus, und er tat ihr den Gefallen, trat über die Schwelle und schaltete sofort danach das Licht ein.
Der erste Blick zeigte ihnen, dass sich niemand mehr im Raum aufhielt. Ein leeres Zimmer lag vor ihnen, das sie beide betraten. Sheila schloss noch die Tür, während Bill seine erste Wanderung durch den Raum vornahm.
»Da stehen noch seine Koffer«, sagte er leise. »Aufgeklappt, aber nicht ausgeräumt.«
»Und seine Schuhe sind auch da.« Sheila deutete auf das Paar nahe der Schlafcouch.
Der Reporter sagte nichts. Er öffnete die Tür zum kleinen Bad und fühlte sich fast erleichtert, als er sah, dass auch dieser Raum leer war. Die Befürchtung, Johnny tot dort liegen zu sehen, hatte sich nicht erfüllt.
»Hier ist er auch nicht, Sheila.«
Sie nickte, stand in der Zimmermitte und kaute auf ihrer Unterlippe. »Es sieht nicht danach aus, als hätte Johnny sein Zimmer freiwillig verlassen. Wer das tut, zieht seine Schuhe an. Was ist also das Fazit?«
»Man hat ihn geholt.«
»Entführt, meinst du?«
»Wir müssen davon ausgehen«, flüsterte Bill und spürte den kalten Schauer auf seinem Körper.
»Die Frage ist, wer ihn entführt haben könnte.« Sheila musste sich schon hart zusammenreißen, um das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
»Ich weiß es nicht. Es kommen viele Personen oder Unpersonen infrage.« Bill hob die Schultern. »Verdammt, ich hab mich selten so hilflos gefühlt.«
Da konnte Sheila nur zustimmen. Sie dachte sogar ziemlich gradlinig und fragte: »Warum hat man das getan? Da muss es einen Grund geben. Wollte man unseren Sohn töten? Das glaube ich nicht. Da hätten es seine Entführer leichter haben können, indem sie ihm hier das Leben nahmen. Ich denke daran, dass er so etwas wie ein Pfand ist, eine Geisel, durch die wir erpresst werden können.«
Bill nickte. »Die Möglichkeit besteht durchaus, das will ich gar nicht abstreiten.« Er schloss für einen Moment die Augen. »Das werden wir hier nicht herausfinden. Man wird sich bei uns melden, schätze ich. Hoffentlich wird das der Fall sein.«
»Und warum gerade Johnny?«
Bill stand da und konnte keine Antwort geben. »Darüber will ich nicht mal spekulieren. Alles, was uns in den Kopf kommt, kann falsch sein. Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten. Ja.« Er hob die Schultern an. Diese Geste bewies, wie hilflos er sich fühlte.
Sheila drehte sich um. Sie sprach mehr zu sich selbst. »Es war ja nicht abgeschlossen. Man muss ihn überwältigt haben, aus dem Zimmer geschleppt, und jetzt grüble ich darüber nach, ob es nicht vielleicht den einen oder anderen Zeugen gegeben haben könnte. Mieter, die hier auf dem Flur leben.«
»Das ist zwar richtig, Sheila, aber das glaube ich nicht. Die Leute waren vielleicht unterwegs, und wenn nicht, dann haben sie geschlafen. Hätten sie etwas gesehen, dann wären sie bestimmt misstrauisch geworden und hätten womöglich die Polizei alarmiert. Das ist nicht geschehen, und so stehen wir wieder mal am Anfang.«
»Ja, Bill, das tun wir. Aber wir müssen uns auch fragen, was wir unternehmen können.«
Er hob die Schultern. »Im Moment habe ich nicht die Spur einer Idee. Da bin ich ehrlich.«
»Ja, ich auch nicht.« Sie zog die Nase hoch und rieb dabei ihre Augen.
Bill legte einen Arm um die Schultern seiner Frau. »Wir packen das, Sheila, wir haben bisher alles gepackt. So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen.«
»Meinst du das im Ernst?«
»Ja. An irgendetwas muss man sich ja hochziehen.«
Sheila gab keine Antwort. Bill sagte auch nichts mehr, und so verließen sie schweigend das Zimmer …
***
Der Schnee war zum größten Teil geschmolzen, und so konnten wir wieder normal durch London fahren. Auch wenn diese Formalität aus einem ewigen Stop and Go bestand, wir rutschten zumindest nicht mehr über irgendwelche glatten Flächen, und es gab auch keine Schneeberge mehr, die uns an einer Weiterfahrt hinderten.
Das neue Jahr hatte auch schon begonnen, und nicht nur wir waren gespannt, was es uns bringen würde. Wenn alles so weiterlief, würden wir nicht viele ruhige Bürotage erleben.
An diesem Morgen zumindest lag nichts an. Es gab keinen Alarm, der uns aus den Betten geholt hätte, wir konnten alles ruhig angehen lassen. Weder Suko noch ich regten uns über den Verkehr auf. Wir nahmen alles hin.
Auch im neuen Jahr erreichten wir Scotland Yard erst mit Verspätung. Ich ging davon aus, dass Glenda Perkins schon da war, was sie eigentlich immer
Weitere Kostenlose Bücher