1708 - Angst um Johnny C.
daran, dass es weitergeht. Und zwar mit einem Anruf.«
»Daran habe ich auch gedacht. Aber was könnte die andere Seite von uns wollen?«
»Ich weiß es nicht. Es steht nur fest, dass sie mit Johnny ein starkes Pfand in der Hand halten.«
Ich schaute in meine leere Tasse, warf danach einen Blick auf Glenda, deren Gesicht einen leicht entsetzten Ausdruck zeigte. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte, und so stand das Schweigen wie eine Wand zwischen uns.
Eine Melodie unterbrach es.
Sie stammte nicht von unserem Telefon, sondern von Bill Conollys Handy. Er riss den schmalen Apparat aus seiner Brusttasche am Hemd und wollte sich melden, kaum dass er sein Handy an das linke Ohr gedrückt hatte.
Er kam nicht mehr dazu.
Ein gellendes Hohngelächter schallte ihm entgegen. Es stammte von einer Frau, und ich hatte plötzlich das Gefühl, auf meinem Platz zu schrumpfen, denn dieses Gelächter war mir alles andere als unbekannt. Ich wusste, wer es ausgestoßen hatte.
Die Vampirin Justine Cavallo!
***
Johnny saß auf der Pritsche, gequält von heftigen Kopfschmerzen, und sah trotzdem im schwachen Licht der mit einem Gitter umgebenden Deckenleuchte, dass die Tür geöffnet wurde und die exotische junge Frau mit den beiden Vampirzähnen den Raum betrat. Ein kühler Wind begleitete sie, der erstarb, als die Tür geschlossen wurde.
Sie brachte etwas mit. Es waren zwei Schuhe, die sie auf Johnny zuschleuderte. Weiche Jogging-Treter, die auf Johnnys Körper landeten.
»Darauf hast du doch sicher gewartet. Ich denke auch, dass sie dir passen werden.«
Johnny sah ein, dass es nichts brachte, wenn er sich weigerte oder den Helden spielte. Er zog die Schuhe über seine Füße, und sie passten tatsächlich. Die Klettverschlüsse hielten sie fest.
Die Wiedergängerin blieb nahe der Tür stehen. Ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt und ließ Johnny nicht aus dem Blick.
Dass er nicht fit war, merkte er selbst. Er hatte noch immer unter den Folgen des Niederschlags zu leiden. Was anschließend mit ihm geschehen war, wusste er nicht. Ihm war nur klar, dass man ihn weggeschafft hatte und er in einer Hütte hockte, deren Wände aus Holz bestanden. Sie konnte durchaus in einem Wald stehen. Herausgefunden hatte er das nicht, denn der Bau hatte keine Fenster.
Johnny wusste nicht, was die andere Seite mit ihm vorhatte. Bisher kannte er außer der Vampirin nur Elton Marlowe, und er wusste nicht mal den Namen der Exotin.
Sein Kopf fühlte sich doppelt so dick an, und als er sprach, klang seine Stimme nicht nur leise, sondern auch krächzend.
»Hast du auch einen Namen?«
»Sicher. Ich heiße Sina Wang.«
»Aha.«
»Geht es dir jetzt besser, wo du meinen Namen weißt?«
»Nein, das nicht, ich wundere mich nur, dass du zu den Blutsaugern gehörst. Du bist nicht eben der Prototyp eines Vampirs.«
Sina lachte. »Das wirst du noch erleben, wenn ich mich an deinem Blut labe. Ich hätte es längst tun können, aber ich wollte warten, bis du wieder voll da bist.«
Das hörte sich nicht gut an. Johnny ging auch nicht darauf ein. Er wollte wissen, wieso sie gerade ihn gefangen halten würden.
»Es ist der Plan!«
»Wessen Plan?«
»Nicht meiner. Elton und ich führen ihn nur aus, weil wir weniger auffallen. Aber dahinter steht eine andere Person.«
»Kenne ich sie?«
»Bestimmt, sie kennt dich sehr gut. Also wirst du sie auch kennen.«
»Nein, nein, ich habe keine Ahnung. Wer ist sie denn?«
Da lächelte Sina, und Johnny sah für einen Moment die Spitzen der beiden Zähne. »Es ist eine Frau, eine schöne und perfekte Frau. Eine, die jeden Mann haben kann. Eine Diva und ein Teufelsweib zugleich.«
Einen Namen hatte Johnny noch nicht erfahren, nur diese etwas schwammigen Hinweise. Dennoch breitete sich ein Bild in seinem Kopf aus. Bevor er sprechen konnte, übernahm Sina Wang wieder das Wort.
»Es ist Justine Cavallo!«
Damit hatte Johnny zwar gerechnet, er zuckte jedoch trotzdem zusammen, als er den Namen hörte. Bleicher konnte er nicht mehr werden, aber der Schauer, der über seinen Rücken lief, ließ ihn leicht erzittern.
Sina lächelte. »Na, weißt du jetzt Bescheid?«
»Leider ja.«
»Dann weißt du ja, was auf dich zukommt. Sie hat hier das Sagen. Sie hat den großen Plan in die Wege geleitet, und sie hat mich als ihre Helferin an ihrer Seite.«
»Was ist mit Elton?«
»Ihm haben wir noch nicht das Blut ausgesaugt. Er ist so etwas wie ein Bote für uns. Er weiß genau, worauf es ankommt. Er kann den
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