1708 - Angst um Johnny C.
eigene Wahrheit, und ich weiß, dass ich mich darauf verlassen kann.«
»Das werden wir noch sehen.«
Johnny wollte nicht mehr über Belanglosigkeiten reden, sondern auf konkrete Fragen auch konkrete Antworten erhalten.
»Jetzt habt ihr mich wie einen Klotz am Bein hängen. Was wollt ihr von mir?«
Elton lachte leicht kichernd. »Hat dir das Sina nicht unter die Nase gerieben?«
»Ich weiß nicht. Sie hat schon etwas gesagt, was ich allerdings nicht so recht glauben kann.«
»Dann wiederhole ich es gern, mein Freund. Du bist für Sina so etwas wie ein Nahrungsträger. Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist sie wieder bei dir. Und dann wird sie dir ihre Zähne in den Hals schlagen und dich leer trinken. So und nicht anders sieht dein Schicksal aus. Du bist der Erste.«
»Wieso? Das verstehe ich nicht. Was soll das heißen? Kannst du es mir nicht erklären?«
»Andere werden folgen, aber wir beginnen mit dem schwächsten Glied in der Kette.«
Johnny hatte zwar eine Vermutung, die aber behielt er für sich und fragte stattdessen: »Welche anderen denn noch?«
»Das musst du Justine fragen. Sie hat ihren Plan, und wir sind stolz darauf, ihr dabei helfen zu dürfen. Wer nicht für sie ist, der ist gegen sie, und sie ist es gewohnt, mit Feinden kurzen Prozess zu machen.«
»Welche Feinde hat sie denn noch?«
Elton grinste breit. »Ich habe einiges aufschnappen können und glaube, dass deine Familie ebenfalls auf ihrer Liste steht. Sie will sie vernichten, und wir werden dabei sein. Du sogar auch, aber nicht mehr als normaler Mensch, sondern als Blutsauger, und wahrscheinlich wirst du dich auf deine Mutter stürzen, ihr den Hals aufreißen und ihr Blut dann einfach wegschlecken.«
Johnny hatte alles verstanden, und er konnte nicht behaupten, dass ihn die Worte kalt gelassen hätten. Die Vorstellung, das Blut seiner Mutter trinken zu müssen, wühlte ihn auf. Er hatte Mühe, ruhig auf dem Rücken liegen zu bleiben und sich nicht auf Elton Marlowe zu stürzen. Er brauchte noch etwas Zeit, auch wenn die ihm unter den Nägeln brannte.
»Und du bist sicher, dass dies alles so einfach geht?«
»Sehr sicher.«
»Warum?«
»Weil ich es Justine zutraue.« Er beugte sich vor. »Ich habe bisher Superheldinnen nur aus den Comics gekannt. Jetzt aber weiß ich, dass es sie auch in der Wirklichkeit gibt. Justine ist für mich eine Superheldin.«
»Nein, sie ist eine blonde Bestie. Ein Albtraum für die Menschheit. Man müsste ihr den Kopf abschlagen, damit die Erde Ruhe hat. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
»Hör auf damit.«
»Höre ich nicht.«
Elton Marlowe atmete heftig. Genau das hatte Johnny gewollt. Weg von seiner Arroganz und hin zu Gefühlen, die ihn weniger aufmerksam machten.
Und dann tat Johnny etwas, was den Typen noch mehr provozierte. Er blieb liegen, als er nach Elton trat und ihn mit der Schuhspitze am Oberschenkel erwischte.
Elton zuckte zur Seite. »Bist du irre?«
»Hau ab!«
Elton duckte sich. Diesmal zog er seine Augen zusammen und flüsterte: »Du hast wohl noch nicht genug bekommen, wie? Aber das werde ich ändern, und zwar sofort.«
Sein Gesicht hatte eine starke Rötung angenommen. Für ihn gab es jetzt kein Halten mehr, und aus dem Stand heraus stürzte er sich auf Johnny …
***
Bills Hand mit dem Handy sank langsam nach unten. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck, der kaum zu beschreiben war. Besonders fiel der starre Blick darin auf.
Da er den Apparat in eine bestimmte Richtung gedreht hatte, hörten wir alle mit und kamen zu dem Schluss, dass es ein widerliches, zugleich höhnisches und auch triumphierendes Gelächter war, das durch unser Büro hallte.
Auch Bill hatte jetzt erfasst, wer ihm das Lachen schickte, mit leiser Stimme fragte er: »Sie ist es, nicht wahr?«
Ich nickte nur.
Und Suko traf mit seinem Kommentar genau ins Schwarze. »Dann steckt sie hinter Johnnys Verschwinden.«
Auch Bill hatte den Kommentar gehört. Er war ein Mensch, der die Wahrheit vertragen konnte. Doch auch für ihn gab es eine Ausnahme. Das war hier der Fall. Die Kraft schien aus seinem Körper zu rinnen. Er war nicht mehr in der Lage, das Handy normal zu halten. Seine Hand kippte nach unten, und ich sah, wie sich die Finger lösten.
Ich schnellte von meinem Stuhl auf Bill zu. Bevor er den Apparat verlor, hatte ich ihn mir geschnappt und hielt ihn fest, genau in dem Augenblick, als das Gelächter verstummte.
Das kam mir zupass. Ich drückte den Apparat gegen mein rechtes Ohr und
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