1708 - Angst um Johnny C.
zu versuchen, sie zu öffnen.
Er wollte sich nur bewegen und seine müden Knochen wieder geschmeidig machen.
Das klappte trotz der Kopfschmerzen, die sich so schnell nicht zurückzogen. Johnny hatte auch längst am Hinterkopf eine Beule ertastet, die schmerzte, wenn er dagegen drückte.
Vor der Tür blieb er stehen. Von innen war sie mit einer alten Klinke versehen. Das war auf der anderen Seite sicherlich nicht anders, aber es gab noch ein Schloss, das er nicht sprengen konnte. Um dieser Hütte zu entfliehen, musste er sich schon etwas anderes einfallen lassen. Er würde warten müssen und darauf hoffen, dass jemand die Hütte betrat wie vorhin Sina Wang. Dann war es ihm vielleicht möglich, den Besucher niederzuschlagen, um die Flucht ergreifen zu können.
Er hoffte allerdings nicht, dass die Cavallo kam, denn gegen sie hatte er nicht den Hauch einer Chance. Fit werden, so lautete seine Devise.
Und deshalb schritt er die Breitseite der Hütte ab. Er stellte fest, dass es immer besser ging, je mehr Zeit verstrich. An das taube Gefühl im Kopf wollte er nicht denken. Einfach ignorieren, das war am besten.
Johnny wusste nicht, wie oft er schon hin und her gelaufen war, als er etwas hörte. Nicht in seiner Hütte, das Geräusch hatte ihn von draußen erreicht.
Dicht vor der Tür hielt er an. Er lauschte und rechnete auch damit, Stimmen zu hören. Dabei hoffte er, dass sich die Cavallo nicht in seiner Nähe aufhielt.
Stimmen hörte er nicht. Dafür etwas anderes. Ein Geräusch, das er bereits kannte. Jemand stand außen dicht vor der Hütte und schob einen Schlüssel ins Schloss.
Johnny musste sich innerhalb der nächsten Sekunden entscheiden und war froh, sich schon einen Plan zurechtgelegt zu haben, den er augenblicklich in die Tat umsetzte.
So schnell wie möglich huschte er zurück zu seiner Pritsche und legte sich rücklings darauf. Wenn jemand die Hütte betrat, würde sein Blick von der Tür her sofort auf die Pritsche fallen und einen jungen Mann sehen, der nicht eben kampfbereit zu sein schien.
Auch wenn es so aussah, Johnny hielt seine Augen nicht geschlossen. Nur leicht gesenkt, so sah er das, was er sehen wollte aus einem anderen Blickwinkel.
Die Tür wurde aufgedrückt. Nicht sehr schnell, sondern vorsichtig. Da wusste jemand, dass er auf der Hut sein musste, wenn er keine Überraschungen erleben wollte.
Diesmal betrat Elton Marlowe die Hütte. Seine Haltung entspannte sich, als er Johnny auf dem Bett liegen sah, und das in einer Pose, die nicht auf Widerstand hindeutete. Er lag einfach nur bewegungslos da.
Elton deutete seine Zufriedenheit durch ein Nicken an, bevor er die Tür hinter sich schloss. Danach bewegte sich auf die Pritsche zu.
Er war noch immer ganz in Schwarz gekleidet. Sein hellblondes Haar bildete dazu einen starken Kontrast. Aber auch die leuchtend blauen Augen fielen auf, die allerdings so kalt wie geschliffenes Glas waren.
Noch während er sich in der Bewegung befand, fing er an zu sprechen. »Du bist wach, hat mir Sina gesagt. Also tu nicht so, als würdest du schlafen.«
»Das mache ich auch nicht. Aber ich möchte dich mal sehen, wenn du einen Schlag auf den Schädel bekommst. Ich habe Glück gehabt, keine Gehirnerschütterung erlitten zu haben.«
Elton hielt an. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute auf Johnny nieder. Seine Mundwinkel hatten sich dabei verzogen.
»Scheiß Situation, wie?«
Johnny sagte nichts.
»Hast du dir selbst zuzuschreiben. Du hättest einfach mit uns gehen sollen.«
»Ja, ich weiß.«
Er grinste. »Hat Sina dir gesagt, was auf dich zukommen wird?«
»Wieso?«
»Tu nicht so, das hat sie.«
»Kann sein.«
Elton wollte es genau sagen. »Du wirst bald ein Mitglied unserer Familie sein. Sina ist schon ganz geil darauf, dein Blut zu trinken, und ich weiß, dass es ihr schmecken wird. Wir beide stehen unter einem besonderen Schutz. Das ist schon eine geile Person, diese Justine Cavallo. Ein Wahnsinn. So ein cooles Weib habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Sie ist einfach ein Traum.«
»Ja, ja, ich weiß. Aber mancher Traum kann auch zu einem Albtraum werden. Bilde dir nur nichts ein, weil sie dich in Ruhe lässt. Sie braucht dich für bestimmte Dinge. Aber wenn es ihr einfällt, dich leer zu saugen, wird sie keine Sekunde lang zögern. Das kann ich dir versichern. Dazu kenne ich sie gut genug.«
»Willst du mir Angst machen?«
»Nein, ich will dich nur mit der Wahrheit konfrontieren, das ist alles.«
»Ich habe meine
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