1709 - Die Blutprinzessin
Seite an, und jetzt war das Zeichen überdeutlich zu sehen, das Vampire hinterlassen, wenn sie das Blut der Menschen saugen.
Auch dem Konstabler fiel es auf. Noch zog er nicht die richtigen Schlüsse.
»Was ist mit der Halswunde? Hat man ihn durch einen Messerstich umgebracht?«
»Nein, Kollege«, sagte ich. »Das war kein Stich, sondern der Biss zweiter spitzer Zähne. Wenn Sie jetzt an Vampire denken und daran, wie diese Gestalten an das Blut der Menschen kommen, dann ist klar, wie dieser Mann hier …«
»Nein!«, flüsterte der Konstabler. »Das kann ich nicht glauben.« Er starrte mich an. »Das haben Sie bestimmt getan. Wie auch immer.«
»Das gebe ich zu. Ich musste ihn erlösen, Mister Franklin. Er war ein Vampir, wir haben ihn auf der Herfahrt in einem Straßengraben entdeckt, in dem sein Fahrrad noch immer liegt. Wir haben ihn erlöst.« Ich leuchtete gegen eine andere Stelle an seinem Kopf. »Sehen Sie dort den schwachen Abdruck des Kreuzes?«
Er bückte sich vorsichtig, als befürchtete er, dass der Tote plötzlich erwachen und ihm an die Gurgel gehen könnte. Davor musste er keine Sorge haben. Tatsächlich sah er den Abdruck, kam wieder aus seiner gebückten Haltung hoch, schaute mich an und trat dann vom Kofferraum weg auf die Straße.
»Das – das – ist mir alles zu hoch. Das kann ich nicht fassen. Jesse Fossey war immer ein völlig normaler Mensch. Und jetzt liegt er hier?«
»Er war leider zur falschen Zeit am falschen Ort«, erklärte ich. »Aber er ist ein Beweis dafür, dass wir es mit den Blutsaugern zu tun haben und zudem davon ausgehen müssen, dass sie sich hier irgendwo versteckt halten.«
Johnny hatte zugehört und gab seinen Kommentar ab. »Und zwar im Kofferraum des Autos, mit dem dieser Elton Marlowe abgehauen ist. Ihr Fehler, Konstabler.«
Franklin war ziemlich durcheinander. Er versuchte sich zu verteidigen. »Aber der Mann war doch kein Vampir. Das hätte ich einfach sehen müssen.«
Johnny streckte dem Konstabler den ausgestreckten Arm entgegen. »Aber er hatte eine Blutsaugerin bei sich. Die schöne Sina Wang. Eingesperrt in einen Kofferraum. Jetzt sind beide verschwunden, und ich glaube nicht, dass Sina noch im Kofferraum liegt. Sie hat Hunger nach dem Blut der Menschen. Elton wird sie freigelassen haben, und jetzt ist sie bestimmt unterwegs, um sich satt zu trinken.«
Matt Franklin wusste nicht, was er noch sagen sollte. Trotz der Dunkelheit sahen wir, dass sein Gesicht leichenblass geworden war. Er knetete sein Kinn, und man konnte fast Mitleid mit ihm haben. Es war schwer, etwas akzeptieren zu müssen, an das man zuvor nicht geglaubt hatte.
Dann hatte er die Sprache wiedergefunden und fragte: »Was machen wir denn jetzt?«
Ich schloss den Kofferraum ab. »Nichts weiter. Wir werden diesen Mann zunächst mal in unserem Wagen liegen lassen. Er ist keine Gefahr mehr für die Menschen hier.«
»Gibt es denn noch andere dieser Wesen?«
»Zumindest diese Sina Wang«, sagte Bill. »Sie wird hungrig sein und Blut trinken wollen. Wir müssen sie finden, bevor sie weiteres Unheil anrichten kann.«
»Und wo sollen wir suchen?«
Bill hob die Schultern. »Keine Ahnung. Genau das ist unser Problem.«
»Vielleicht doch nicht«, meinte Johnny.
Wie schauten ihn an. Er wurde leicht verlegen, als er die Blicke auf sich gerichtet sah. Mit einem Kommentar hielt er nicht zurück.
»Ich habe euch doch von dieser Blockhütte erzählt. Oder zumindest dir, Dad. Ich will nicht behaupten, dass sie ein ideales Versteck ist, aber sie ist ein Versteck, und es kann sein, dass Elton Marlowe mit Sina dort hingefahren ist.«
Wir blickten uns an. Jeder dachte nach, und ich war es, der zuerst nickte.
»Nicht schlecht der Gedanke. Wenn er keinen anderen Aufenthaltsort hat, könnten sie sich dort aufhalten. Ist die Hütte denn weit von hier entfernt?«
Der Konstabler gab die Antwort. »Nein, das ist sie nicht. Sie liegt nur etwas versteckt. Man muss schon in das Gelände hineinfahren, um sie und den Hochsitz zu erreichen.«
»Dann werde ich sie mir mal ansehen«, sagte ich, »aber ich nehme Suko mit.«
Bill war einverstanden. Nur Johnny sah nicht eben begeistert aus. Er wollte noch einen Vorschlag machen. Ich winkte schon im Voraus ab.
»Nein, nein du bleibst am besten mit deinem Vater und dem Konstabler im Office.«
»Meinst du denn, dass wir da sicher sind?«
»Ich meine gar nichts. Wir bleiben natürlich in Verbindung, und ich bin auch ehrlich und sage dir, dass wir unter Umständen
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