171 - Teutelstango
Glück und sprach mit dem Grauen, während Juan gerade unter der Dusche stand, die es dankenswerterweise in diesem Schau-Lokal gab. Normalerweise waren sie auf die Einrichtungen in ihren Hotels angewiesen.
Diego hatte Glück. Juan entschied sich tatsächlich, sofort unter der Dusche zu verschwinden. Und kaum hatte er die Garderobentür wieder hinter sich geschlossen, schwebte eine Rauchwolke durch das angelehnte Fenster herein und verwandelte sich in den Grauen, der Diego den Auftrag Don Hermanos unterbreitete.
„Peru ist hübsch weit von hier weg", sagte der Graue, „und noch ziemlich ruhig. Dort kannst du sicher sein. Der Patron von Peru wird Bescheid wissen. Die Falle stellt er dann, deine Aufgabe besteht nur darin, die Zamis in die Festung zu locken. Wie du das abstellst, ist nun deine Sache. Aber für dich dürfte keine Gefahr bestehen."
„Dein Wort in Luguris Ohr", murmelte Diego verdrossen.
„Verlaß dich drauf", sagte der Graue. „Denn Don Hermano verläßt sich jetzt auch auf dich. Es ist ihm ganz besonders an der Gefangennahme von Coco Zamis gelegen. Du solltest also nicht versagen."
„Hm", machte Diego. Wie er es auch drehte, er saß immer irgendwie in der Patsche. Bevor er noch weitere Einwände erheben konnte, verschwand der Graue wieder. Sein Auftrag war unmißverständlich klar.
Nur wie Diego jemanden gegen seinen Willen von Brasilien nach Peru bringen sollte, also quer über den Kontinent auf die andere Seite, das hatte ihm niemand verraten.
Der Kontakt erwies sich als äußerst einfach, denn als Diego die Tür zum Korridor öffnete, um die Garderobe - inzwischen umgekleidet - zu verlassen, stand sie da. Sie lehnte an der gegenüberliegenden Wand und lächelte ihn auffordernd an. Dunkelgrüne, fast schwarze Augen schimmerten unergründlich tief, die Lippen waren leicht geöffnet, und sie strich sich mit einer sinnlichen Bewegung durch das schulterlange schwarze Haar. Sie trug einen engen Rock und eine Bluse, die provozierend weit geöffnet war, so daß Diego einen Blick auf das schmale Tal zwischen ihren Brüsten erhaschen konnte. Er spürte sofort ihre Aura. Das war die Hexe.
„Man sagte mir, daß Sie Diego Cuarto sind", begann sie mit leicht rauchiger Stimme. „Ich möchte Sie ein wenig näher kennenlernen."
Diego schluckte. Die Ausstrahlung dieser Frau schlug ihn fast in den Bann. Er mußte sich dagegen wehren, ihr zu verfallen. Und er wußte, daß sie ebenso erkennen mußte, daß er ein Dämon war.
Aber sie brauchte nicht zu wissen, daß er sie
kannte.
„Man hat Sie richtig informiert", sagte er. „Und mit wem habe ich das außerordentliche Vergnügen?"
„Ich bin Sheila Montany", sagte sie.
„Ich kenne keine Montany", platzte es aus Diego heraus. Er biß sich auf die Lippen. Coco Zamis schmunzelte.
„Das ist kein Wunder, glaube ich. Meine Familie ist recht klein und unbedeutend." Das klang ziemlich unverfänglich, es konnte eine ganz normale Erklärung sein, aber auch ein versteckter Hinweis auf ihre dämonische Familie. Sheila Montany…
Nun gut, er wollte darauf eingehen und so tun, als habe er sie nicht durchschaut. Offenbar wußte sie wirklich nicht, daß er sie kannte.
„Sie sind eine Hexe", sagte er leise. Ihm schoß blitzschnell ein Plan durch den Kopf. „Ich weiß es, denn ich spüre es, so wie Sie meine Ausstrahlung spüren. Ich denke, wir sollten uns wirklich unterhalten. Ich habe da ein kleines Problem, und ich hoffe, daß ich es mit Ihrer Hilfe lösen kann."
„Gut", sagte Coco. „Ich bin erst seit ein paar Stunden in Rio, und die seriösen Lokale dürften inzwischen geschlossen haben. Ein Hotelzimmer habe ich noch nicht, also werden wir uns zwangsläufig in Ihrem unterhalten müssen, Senor Cuarto."
Damit war Diego durchaus einverstanden. Wenn sie erst einmal in seinem Hotelzimmer waren, konnte er vielleicht noch mehr aus der Sache machen, als im Moment zu hoffen war. Zumindest versuchen konnte er es.
Ein Taxi brachte sie ins Hotel „Presidial".
Dorian Hunter folgte Coco in einem anderen Taxi. Er war sicher, daß es diesem Diego Cuarto nicht auffallen würde. Er rechnete nicht mit einer Verfolgung. Da Coco allein auftrat, würde er annehmen, daß sie überhaupt allein in Rio war. Coco hatte jedenfalls vor ihrem Weggehen angedeutet, daß sie ihn in diesem Glauben lassen wolle, wenn er nicht von selbst darauf kam, daß Dorian in der Nähe war.
Schmunzelnd hatte Dorian verfolgt, wie Coco zwei Mädchen hypnotisierte, die die Show ebenfalls genossen
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