171 - Teutelstango
hatten und jetzt nähere Bekanntschaft mit dem besten Tänzer der Tango-Truppe schließen wollten. Dann hatte sie sich selbst, aber mit völlig anderen Absichten, an den Dämon herangemacht. Cuarto und Coco betraten das Hotel und verschwanden darin. Dorian nahm an, daß ihr Aufenthalt nun doch länger dauern würde als bis zum Start der Frühmaschine, und er orderte ein Doppelzimmer im „Presidial" und gab Auftrag, das Gepäck aus dem Schließfach im Flughafen abzuholen. Der Concierge zeigte sich zwar ein wenig verwundert darüber, daß ein Gast lange nach Mitternacht erschien und ein Zimmer wünschte, aber da Dorian mit der Kreditkarte spielte und dann auch noch ein paar Cruzado-Scheine über die blankpolierte Platte schob, war alles andere nebensächlich.
Dorian ließ sich in der Empfangshalle in einer Sitzgruppe nieder und wartete ab, ohne das Doppelzimmer betreten zu haben. Er hatte nur den Schlüssel an sich genommen. Er hoffte, daß es zwischen Coco und dem Dämon nicht sofort zu einem Kampf kommen würde. Er hatte zwar gegen einen weiteren Schein erfahren, in welchem Zimmer der Tänzer logierte, aber er konnte schlecht sofort hinaufstürmen und an der Tür lauschen. Das wäre zu auffällig gewesen.
Also wartete er auf das Eintreffen des Gepäcks oder Cocos Rückkehr und brütete vor sich hin.
Coco unterhielt sich mit Diego Cuarto auf Spanisch. Damit kam sie selbst bedeutend besser zurecht als mit dem verwandten Portugiesisch, der brasilianischen Landessprache, die sie wohl einigermaßen verstehen, aber nicht sprechen konnte. Außerdem waren Don Felipe Aracans Tango-Tänzer eine spanische Truppe, besser konnte es für Cocos Sprachkenntnisse also gar nicht mehr kommen. Da sie nicht wußte, ob er sie sofort als Coco Zamis erkannte, hatte sie sich zunächst mit einem englischen Falschnamen vorgestellt - so brauchte sie gegebenenfalls später keine langen Erklärungen abzugeben, wenn Dorian hinzukommen sollte und sie sich mit ihm auf Englisch unterhielt. Um ein Haar hätte sie sich bei ihrer spontanen Namenswahl „Manderley" genannt, aber im letzten Moment, als ihr der Name schon auf der Zunge lag, fiel ihr ein, daß ihre heimliche Freundin Rebecca sich so nannte und daß der Name Manderley deshalb in dämonischen Kreisen, zumindest hier in Südamerika, keinen sonderlich guten Klang hatte. Deshalb wich sie auf „Montany" aus. Wie gut sie daran tat, erkannte sie im Hotelzimmer des Dämons, als dieser ihr eröffnete, zur Munante-Sippe zu gehören. Und Coco und Rebecca hatten gerade Fernando Munante-Camaz übel mitgespielt.
„Ich gehöre zwar nur einer Seitenlinie an", gestand Cuarto. „Aber das wird die Vampire nicht kümmern. Diese Frau aus Europa, diese Rebecca Manderley, hetzt sie auf und versucht, sie zu einer großen Familie zusammenzuschmieden, zu einer Vampirallianz. Das können wir nicht dulden, und die Vampire wissen das. Also setzen sie alles daran, jeden Munante zu töten, dessen sie habhaft werden können. Gerade in dieser Nacht ist wieder einer von uns ermordet worden."
Wie schön, dachte Coco. Wieder ein Munante weniger.
„Ich brauche deine Hilfe, Sheila", sagte Cuarto. Coco schmunzelte innerlich. Der Dämon war vom Sie zum Du übergegangen, er schien einigermaßen feste Absichten zu haben, was den kärglichen Rest der Nacht anging. Aber Coco brauchte nicht seine Gedanken lesen zu können, um zu wissen, daß Cuartos Pläne und ihre eigenen nicht identisch, nicht einmal ähnlich waren.
Daß Cuarto ein Munante war, war natürlich für Coco hochinteressant.
Sie hatte da mal wieder genau den richtigen Punkt getroffen. Wenn sie diese Quelle weiter anbohrte, konnte da noch so einiges herauskommen, zumal Cuarto an einer Zusammenarbeit mit „Sheila Montany" gelegen war. Er schien sie nicht erkannt zu haben. Coco konnte das nur recht sein. Wenn sie ein wenig Glück hatten, war ihm auch Dorians Konterfrei nicht geläufig. Und wenn man Dorian dann vorsichtshalber noch ein wenig veränderte… Coco kam immer mehr zu der Ansicht, daß Diego Cuarto ein passables Werkzeug sein mußte in der großen Auseinandersetzung mit den Südamerika beherrschenden Munantes.
Immer wieder sah Cuarto wohlgefällig auf Cocos weit offene Bluse. Sie dachte nicht daran, die Knöpfe zu schließen. Cuarto sollte ruhig noch eine Weile auf großer Flamme kochen. Coco würde sich schon rechtzeitig wieder aus der Affäre ziehen.
„Eigentlich bin ich nur auf der Durchreise hier", sagte sie. „Ich weiß nicht, ob ich dir
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