171 - Teutelstango
anderer Wagen kam und Andrea aufnahm… das Verhör durch den dämonischen Mann… dann jagte der Wagen davon…
Und Andrea stand irgendwo, ohne zu wissen, wie sie dorthin gekommen war…
„Sie können also Ricardo durchaus entlasten", sagte Coco. „Zumindest was diesen Wagen angeht. Denn als Ricardo sich des Fahrzeugs annahm, war Taro Munante längst aus dem Spiel. Und… es geschah hier, nicht draußen vor der Stadt. Damit dürfte klar sein, daß Ricardo vielleicht den leerstehenden Wagen entwendete, aber mit der Entführung nichts zu tun hat."
„Aber er wird auch für den Autodiebstahl bestraft werden. Wer wird uns schon die ganze Geschichte glauben? Und er hat den Mercedes doch wirklich gestohlen…""
„Das", sagte Coco, „ist eine andere Geschichte. Ich habe Ihnen beiden geholfen, einen Anfang zu finden. Den Rest müssen Sie beide selbst durchkämpfen. Denn zu sehr kann ich mich nicht mehr engagieren, aber das, was ich tat, mußte ich einfach tun, um später noch ruhig schlafen zu können. Alles andere liegt jetzt in Ihrer Hand."
Andrea schluckte.
„Wer sind Sie, daß Sie das für uns tun?"
Coco zuckte mit den Schultern.
„Eine Hexe, kleines Mädchen. Nur eine Hexe."
Und aus tränenfeuchten Augen sah Andrea ihr nach, als sie später davonfuhr. Andrea aber hoffte, ihren Ricardo irgendwie freikämpfen zu können. Sie liebte ihn, und sie wollte diesen Kampf ausfechten. Ganz gleich, wie er enden mochte.
Dorian Hunter hatte derweil auch alle Hände voll zu tun, ein Flugzeug zu chartern. Kleine Privatflugzeuge, die drei Gäste und ein wenig Gepäck transportieren konnten, gab es in rauhen Mengen. Aber kaum jemand war bereit, bis nach Chile zu fliegen. Es kostete Dorian eine immense Menge an Schmiergeld und Überredungskunst, schließlich einen Mann für diese Unternehmung zu finden. Er flog eine recht moderne zweimotorige Maschine und verlangte auch eine Menge Geld. Außerdem setzte er den Flugtermin nach seinem eigenen Gutdünken fest. Auf einen Nachtflug, den Dorian zunächst wünschte, ließ er sich grundsätzlich nicht ein und war allenfalls bereit, in den kommenden Vormittagsstunden zu starten. Der Flug würde nur stattfinden, wenn die Fluggäste pünktlich erschienen und wenn sich der Vorausscheck, den Dorian auszustellen hatte, als gedeckt erwies.
Es blieb Dorian nichts anderes übrig, als auf dieses Spiel einzugehen - den einfacheren, unkomplizierteren Linienflug lehnte ja wiederum der Dämon ab. Dorian war äußerst verdrossen über die Umstände und die Überteuerung, aber das half ihm auch nicht weiter. Sie besiegelten das Geschäft schriftlich, Dorian schrieb den Scheck aus, und der schnauzbärtige Glatzkopf verschwand recht schnell auf seinen krummen Beinen, um sich die Bankbestätigung für den Scheck zu holen.
Dorian seufzte.
Immerhin hatte er es geschafft. Jetzt durfte nur in der kommenden Nacht dem Dämon nichts mehr geschehen.
Wenn es nach Dorian selbst gegangen wäre, hätte er die ganze Sache anders angepackt. Aber Coco war nun mal der Ansicht, daß Cuarto sie beide ans Ziel bringen würde, und sie ließ sich von ihrem teilweise haarsträubenden Plan nicht abbringen. Nun, sie sollte ihren Willen haben. Dorian jedoch hätte am liebsten Cuarto ausgeschaltet.
Aber nach Cocos Plan brauchten sie den Munante-Abkömmling noch.
Dorian zweifelte, daß Cuarto sie wirklich nicht durchschaut hatte. So dumm
konnte
der Dämon doch überhaupt nicht sein!
Zwischendurch kümmerte sich Coco immer wieder mal um die Beobachtung Diego Cuartos. Dabei war sie ziemlich nachlässig; bei Tage war er vor Vampiren sicher, auch wenn manche von ihnen stark genug waren, dem Tageslicht wenigstens in begrenztem Maße zu trotzen. In den letzten Jahren waren Vampirgenerationen herangewachsen, vor allem in den Dämonensippen, die sich der modernen Zeit anpaßten und nicht mehr so anfällig waren wie ihre Vorfahren. Aber in Brasilien war damit kaum zu rechnen, die hiesigen Vampire dürften weitgehend noch den „klassischen" Maßstäben entsprechen, dachte Coco. Denn hier hinkte die gesamte Zivilisation mindestens ein halbes Jahr hinter dem Rest der Welt hinterdrein, und warum sollte es ausgerechnet bei Dämonen anders sein? Coco stellte fest, daß Diego nur einmal das Hotel für ein paar Stunden verließ, um zu trainieren, und dann wieder zurückkehrte. Er hatte inzwischen ein anderes Zimmer zugewiesen bekommen; mit seinen dämonischen Kräften war es ihm nicht sonderlich schwergefallen, die Vorkommnisse der
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