171 - Teutelstango
behindern. Verwandter eines Mannes, der ein politisches Amt anstrebt… Lehre mich einer dämonischen Winkelzüge kennen. Das würden selbst Menschen so durchziehen, und erst recht Dämonen, die in dieser Hinsicht ohnehin skrupellos sind, den Tod eines der Ihren entsprechend auszuschlachten."
„Das heißt, daß wir dieses Mädchen finden sollten?"
Coco nickte.
„Das werde ich übernehmen", verkündete sie. „Du mein Lieber, besorgst uns ein Charterflugzeug, mit dem wir nach Chile kommen."
„Na, dann viel Vergnügen."
Es kostete Coco einen Anruf bei der Redaktion, den Aufenthaltsort des Mädchen herauszufinden. Zunächst war man zwar absolut nicht gewillt, an eine völlig fremde Frau Informationen weiterzugeben, aber Coco ließ ihre magischen Kräfte via Telefonleitung spielen und erfuhr, was sie wissen wollte. Sie mietete einen Wagen und fuhr in das Stadtrandviertel, in dem Andrea Jimenez bei ihren Eltern wohnte.
Andrea war daheim. Coco lud sie zu einer Spazierfahrt ein. Sie sorgte dafür, daß Andrea von Anfang an Vertrauen faßte und die Einladung annahm; Coco wollte vermeiden, über die Geschehnisse der Nacht in Andreas Elternhaus zu reden und unter Umständen damit dem Mädchen zu schaden. Wer konnte wissen, wie die Zusammenhänge wirklich lagen, wie sehr das Mädchen unter elterlicher Kontrolle stand und ob da nicht Dinge dahintersteckten, an die man besser nicht offen rührte. So aber war gewährleistet, daß zunächst niemand mithörte.
Coco entließ Andrea schließlich aus ihrem Bann, und das Mädchen sah sie etwas verwirrt an; aber irgendwie begriff sie, daß Coco ihr nichts Böses wollte.
„Was ist in dieser Nacht geschehen?" fragte Coco. „Können Sie sich wirklich nicht erinnern? - Bitte, vertrauen Sie mir." Und sie erklärte Andrea Jimenez die Beweggründe, die sie zu ihrem Vorgehen gebracht hatten.
„Ich habe in der Zeitung gelesen, daß Ricardo mit dabei gewesen sein soll, als Taro Munante entführt wurde. Aber ich kann es nicht glauben. Ricardo ist kein Verbrecher. Aber es war schon merkwürdig in dieser Nacht…"
„Was war merkwürdig?"
„Ich… ich kann mich an nichts erinnern…"
„Wie gut kennen Sie Ricardo, Senorita Jimenez?"
„Ricardo…", und das Mädchen schüttelte den Kopf, weil es nichts darüber sagen wollte, aber der träumerische Unterton ihrer Stimme verriet Coco fast alles. „Und Ihre Eltern sind gegen die Verbindung, nicht wahr?"
Andrea nickte.
„Ich nehme an, daß Ihre Erinnerung gelöscht worden ist", sagte Coco. „Ich kann versuchen, sie zu wecken - wenn Sie damit einverstanden sind. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen Ihrer Orientierungslosigkeit und dem vorgeblichen Attentat. Vielleicht können Sie mit Ihrer Erinnerung und Ihrer Zeugenaussage Ricardo entlasten."
Andrea schluckte.
„Ich? Zeugenaussage? Aber… aber dann erfahren die Eltern doch…", stammelte sie überrascht.
Coco lächelte sanft.
„Ich bin sicher, daß die Polizei Ihre Aussage auch Ihren Eltern gegenüber sehr vertraulich behandeln wird.
Man wird Ihre Probleme verstehen. Rio de Janeiro ist kein kleines Dorf, in dem sich der Alcalde um die Kochtöpfe einer jeden Hausmutter kümmert, Senorita Jimenez. Aber Sie könnten - vielleicht - Ricardo entlasten. Sofern meine Vermutung stimmt", fügte sie hinzu.
Andrea schluckte. Sie zögerte noch.
„Ich entnehme Ihrem Zögern, daß Ihre Eltern Ihre Orientierungslosigkeit nicht unbedingt mit Senor Ricardo in Verbindung bringen?"
„Sie wissen nichts."
„Bitte, Andrea… ich will damit nur Ihnen beiden helfen. Wollen Sie eine Möglichkeit verschenken?" „Und wenn… und wenn es keine Zusammenhänge gibt?" „Möchten Sie nicht Ihre Orientierung zurückbekommen? Möchten Sie nicht selbst wissen, was in dieser Nacht mit Ihnen geschehen ist?"
Da nickte Andrea schließlich.
„Ich vertraue Ihnen, Senorita Zamis. Helfen Sie mir."
Coco tat es. Sie merkte sehr bald, daß sie gegen einen starken hypnotischen Block ankämpfen mußte, der sie viel Kraft kostete. Wer immer Andrea Jimenez hypnotisiert und ihre Erinnerung blockiert hatte, der hatte ganze Arbeit geleistet. Coco spürte die Ausstrahlung einer starken Schwarzen Magie. Aber nach einer halben Stunde konzentrierter magischer Arbeit mit allen erdenklichen Tricks hatte sie es geschafft, und Andrea sah wieder das Bild vor sich, wie Taro Munante von dem Vampir angefallen und getötet wurde, wie Ricardo sich plötzlich irgendwie wandelte, in den Wagen sprang und davonfuhr, wie ein
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