1710 - Mission in Magellan
Vorsprüngen der Trümmerzone hin und her. Ihre Stromstärke erreichte teilweise irrsinnige Ampere-Werte. Die Helligkeit war so groß, daß die Klarsichthelme der SERUNS dauerhaft abgeblendet blieben. Eine Funkverständigung war nur mit den Minikoms möglich, deren Medium der Hyperraum war. Niemand störte sich groß daran; es handelte sich um natürliche Phänomene. Dilja Mowak stand mit Chefwissenschaftler Hyun Ramenda am Fuße einer Art Bastion. Ihre Paratronschirme waren aktiviert, denn ein Blitztreffer wäre ohne diesen Schutz tödlich gewesen.
Sie sahen zu, wie vierzehn Mitglieder des Wissenschaftler-Teams der IRA ROGABERG versuchten, sich mit Hilfe von Desintegratoren einen Weg durch einen Hügel aus wirr durcheinandergewürfelten Trümmern zu bahnen.
Die Detektoren hatten ermittelt, daß es darunter einen Hohlraum von sechs mal acht mal vier Metern gab. Den einzigen bisher angemessenen Hohlraum in der Trümmerzone.
„Das Material ist unglaublich widerstandsfähig" ,berichtete Atas von Atassyr, Akone und Stellvertreter von Ramenda. Er leitete die Arbeitsgruppe. „Wahrscheinlich kämen wir ihm mit den Desintegratoren nicht bei, wenn es nicht irgendwann durch eine furchtbare Explosion zermürbt worden wäre."
Eine schenkeldicke Energieentladung schlug in den „Bergfried" der Trümmerzone ein und wurde von dort zu Hyun Ramenda abgelenkt. Der Paratronschirm schleuderte seine Energie in den Hyperraum. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte die Oxtornerin in das unheimliche, schwarze Zucken und Wallen des sich bildenden Strukturrisses. In den Minikoms krachte und knatterte es.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis die lokale Störung des Hyperraums abklang und die Galaktiker sich wieder über die Minikoms verständigen konnten.
„Hat jemand eine Theorie, was vor zwei Millionen Jahren explodiert sein könnte?" fragte Dilja Mowak.
Niemand antwortete. Nach einiger Zeit erst meldete sich Sayez Oktowy, eine zalitische Multiwissenschaftlerin.
„Was explodiert ist, können wir noch nicht sagen. Aber es muß etwas gewesen sein, das sich innerhalb von GONDARAK befand. Ich kann mir nicht vorstellen, daß äußere Einflüsse das Material zerstören könnten, aus dem GONDARAK gebaut wurde. Ganz abgesehen davon, daß die Fabrik damals in Schutzschirme gehüllt gewesen sein dürfte, die besser als unsere Paratronschirme waren."
„Ich glaube, wir sind gleich durch!" rief Atas von Atassyr.
Im nächsten Augenblick leuchtete eine etwa vier Meter durchmessende, grelle Energiekugel unmittelbar über der Arbeitsgruppe auf. Einige größere Trümmerbrocken flogen davon.
Wortlos schwebten die Oxtornerin und Ramenda hinüber. Um die Sicherheit der Wissenschaftler mußten sie sich keine Sorgen machen, da die Normalenergie der Blitze ihren Paratronschirmen nichts anhaben konnte.
Vielmehr hofften sie, die Energieentladung hätte den Zugang zum Hohlraum freigelegt.
Das heftige Gewitter wurde von den Galaktikern nur als lästig empfunden, da sie die Ursache dafür kannten. Es war die immerwährende gegenseitige Aufladung der Staubmaterie und der Fabrik, die beide zusammen wie einen Generator wirken ließ. Ab und zu entlud sich eben die entstandene Energie.
*
Als Dilja und Hyun drüben ankamen, leuchtete Sayez Oktowy soeben in den von der Entladung verbreiterten Spalt.
„Was siehst du?" erkundigte sich die Hanse-Spezialistin.
„Nicht viel", erwiderte die Zaliterin. „Bisher sieht der Hohlraum nur aus wie eine Magmablase."
Sie schaltete ihren Paratronschirm auf KONTUR, so daß er wie eine zweite Haut über ihrem SERUN lag. dann schlängelte sie sich durch den Spalt.
Dilja wollte ihr folgen, blieb aber in einem Engpaß stecken, obwohl sie es riskiert hatte, ihren Paratronschirm kurzzeitig zu desaktivieren. Das Material war zwar zermürbt, dennoch nützten ihre Extremweltlerkräfte hier gar nichts.
Sie mußte sich zurückziehen und darauf warten, bis der Zugang mit Desintegratoren erweitert worden war. Danach stand sie mit den Wissenschaftlern in der Höhlung, welche tatsächlich einer großen Blase ähnelte, die sich in geschmolzenem Magma gebildet hatte.
„Das Innere des jetzigen Hohlraums ist nicht wirklich geschmolzen, sondern verschwunden", erklärte der Unither Uzgai Llink. nachdem er die Wandungen der Kaverne mit einem Tastanalysator auf Hyperwellenbasis untersucht hatte. „Eine undefinierbare Einwirkung hat es wahrscheinlich in den Hyperraum geschleudert. Hier haben sich Kräfte ausgetobt, die über
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