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1711 - Der Mond-Mönch

1711 - Der Mond-Mönch

Titel: 1711 - Der Mond-Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte ich ebenfalls meine Leuchte hervorholen. Das war nicht nötig. Neben mir stehend hatte Karina ihre Hand ausgestreckt und wies nach vorn. Sie musste nicht erst sagen, was sie meinte, ich sah es auch so.
    Weiter vor uns und in der Tiefe des Gangs sahen wir einen schwachen Lichtschein. Irgendwo dort musste es eine Quelle geben. Es war auch kein zu heller Schein. Wir mussten davon ausgehen, dass er von Kerzen stammte.
    »Das ist das Zeichen, John. Ich denke, dass wir Anatol dort finden werden, wo das Licht brennt.«
    »Mag sein, aber warum meldet er sich nicht?«
    »Keine Ahnung. Wer weiß schon, was im Kopf eines derartigen Eremiten vor sich geht.«
    Da konnte sie recht haben. Ich war dennoch nicht beruhigt. Zwar hatte ich nicht das Gefühl, in eine Falle zu tappen, aber so normal schien es hier auch nicht zu sein. Da würde ich weiterhin sehr auf der Hut sein müssen.
    Die Waffe ließ ich stecken, als wir durch den Flur schlichen. Nur keine Geräusche verursachen. Ein leichtes Tappen reichte schon, um einen eventuellen Gegner misstrauisch zu machen.
    Ich blieb Karina auf den Fersen, und es verging nicht viel Zeit, da sahen wir das schwache Zittern des Scheins, der aus einer offenen Tür fiel. Einige von ihnen hatten wir bereits passiert. Sie alle waren geschlossen, und so war es uns nicht möglich gewesen, einen Blick in die dahinter liegenden Zellen zu werfen.
    Bei dieser einen verhielt es sich anders. Und es war nicht nur das Licht, das bei mir die Alarmglocken läuten ließ, es gab noch ein anderes Ereignis, das dafür sorgte, dass wir keinen Schritt mehr weiter gingen und lauschten.
    Ein Laut war an unsere Ohren gedrungen. Ein menschlicher Laut, aber kein guter. Ein leises und trotzdem schlimmes Stöhnen, das in den Flur wehte.
    Karina sah mich an und schüttelte den Kopf. »Das hört sich nicht gut an.«
    »Du sagst es.«
    Wir schwiegen. Wir zogen beide unsere Waffen, als wir die letzten Schritte gingen, in den Lichtschein traten und den ersten Blick in die Zelle warfen.
    Sie war klein, okay. Es brannten vier dicke Kerzen, die in schweren Eisenständern standen. Das Licht war auch nötig, um die Zelle einigermaßen zu erhellen, sodass wir auch deutlich den Mittelpunkt sahen.
    Es war ein Stuhl, auf dem ein Mensch saß. Der alte Abt, dessen Gesicht kaum zu erkennen war. Das Stöhnen schien aus dem Bartgestrüpp zu dringen, wo sich der Mund befand.
    Wir sahen auch die steife Haltung des Mannes, und die hatte einen Grund. Er konnte oder wollte sich nicht bewegen, denn in seinem Körper steckte eine Klinge, ein langes Messer bestimmt, von dem nur der Griff hervorragte, um den sich die Hände des Mannes gelegt hatten …
    ***
    Wir hatten schon mit etwas Schlimmem gerechnet und uns in den letzten Sekunden darauf vorbereiten können. Dennoch traf uns dieses Bild hart. Ich hielt ebenso den Atem an wie Karina.
    Mir kam es beinahe wie ein Wunder vor, dass der Abt noch lebte.
    Ich saugte irgendwann die Luft ein und hatte den Eindruck, in einer Wärmekammer zu stehen. Es lag einzig an mir, denn ich schwitzte plötzlich, und das Blut war mir in den Kopf gestiegen.
    »Anatol lebt noch«, flüsterte Karina, »das ist einfach ein Wahnsinn.«
    »Dann versuch bitte, ob er mit dir sprechen kann. Uns erzählen, wer ihm das angetan hat.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.«
    Ich war ab jetzt nur noch Statist. Der Verletzte sprach sicherlich nur russisch, und damit haperte es bei mir.
    Karina ging auf den Abt zu. Sie beugte sich vor und senkte ihre Stimme.
    »Wir sind gekommen, Bruder Anatol …«
    Das Stöhnen verstummte für einen Moment. Dann war die Stimme des Mannes zu hören, und er strengte sich an, damit er eine Antwort geben konnte.
    »Ja, ja, du bist da. Zu spät. Ich werde sterben. Jetzt endlich kann ich sterben, wo ich dich gesehen habe und weiß, dass doch nicht alles umsonst war.«
    Ich bewunderte den Mann, der trotz seiner schweren Verletzung noch recht flüssig sprach. In ihm musste eine wahnsinnige Energie stecken.
    »Er war schneller als ihr.«
    »Und wer?«
    »Der Mönch!«
    Karina stutzte. Mit einer derartigen Antwort hatte sie nicht gerechnet. Ein Mönch als Mörder?
    »Bist du sicher? Es ist ein Mönch gewesen?«
    »Ja, der Mond-Mönch. Ich kenne ihn gut. Er heißt Sobotin.« Anatol verstummte. Er musste sich erst wieder sammeln, und Karina tupfte ihm den Schweiß von der Stirn.
    Dann sprach er weiter. »Hast du gehört? Sein Name ist Sobotin. Und ich kenne ihn deshalb, weil er hier bei uns im Kloster

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