1711 - Kristallplanet Mars
daß die Evakuierung fortgesetzt werden mußte.
In der Höhe reichte die tödliche Strahlung zur Zeit nur wenige Kilometer, was eigentlich erstaunlich war. Es schien, als wurde sich die Front der Todeskristalle in erster Linie auf alles konzentrieren, was feste Materie war. Nur Roboter konnten das Kristallfeld vor Ort untersuchen, was ein Handikap darstellte. Eine Methode, um die Kristallisation aufzuhalten, hatte man noch nicht gefunden.
„Es muß nach meiner Überzeugung etwas im Innern der STORMON geben", entwickelte der Nexialist seine Theorie, „das auf Signale von außen reagiert. Wir haben es bisher mit Gewalt, mit Energieabzapfen und ähnlichen Methoden versucht. Vielleicht war das ein Fehler. Jetzt probiere ich es mit Kommunikation. Wir strahlen Botschaften in verschiedenen Sprachen und Logik-Ketten, auf verschiedenen Frequenzen und mit unterschiedlichen Modulationsformen gegen das Ritterschiff. In der Hoffnung, daß es reagiert. Ich habe eine Direktschaltung zu unserer Großsyntronik im Forschungszentrum Titan herstellen lassen. Von dort erfahre ich technische Unterstützung. NATHAN scheint mir mit den Evakuierungsarbeiten und der Kontrolle des Marsumfelds ausgelastet genug. Eine besondere Wirkung verspreche ich mir von einer Botschaft in der Sprache der Sieben Mächtigen."
Geo Sheremdoc nickte nur. Siankow erklärte, daß dieses Idiom hinreichend bekannt war und daß es aus neunundvierzig Lauten oder Zeichen bestand.
„Der erste Versuch startet in Kürze", fuhr er fort. „Willst du ihm beiwohnen?"
„Ich habe zwar genug zu tun", überlegte der LFT-Kommissar, „aber ich komme mit."
Ikarus flog die beiden mit einem Gleiter zu der Grube, über der sich einst der Monte Lohark erhoben hatte. Eine flugfähige Kommunikationseinheit mit der Aufschrift TSM-1 glitt heran.
Der Nexialist erklärte die Funktion des Geräts. Es handelte sich um eine Außenstelle der Hauptsyntronik des Forschungszentrums Titan.
„TSM-1 ist also sozusagen dein Ikarus". spöttelte Geo Sheremdoc.
„Wir senden auf mehreren Frequenzen gleichzeitig", erläuterte der Wissenschaftler, ohne auf die Bemerkung einzugehen. Er deutete auf insgesamt zwölf Sendestationen, die rings um die STORMON aufgebaut worden waren. „Es geht in Kurze los."
Zu hören war direkt nichts. TSM-1 stellte auf einem Bildschirm die gesendeten Texte in Interkosmo dar und gab dazu Erläuterungen, welche Sprache und welche technischen Parameter benutzt wurden.
Geo Sheremdoc wurde ungeduldig und verabschiedete sich. Der Nexialist mußte notgedrungen einwilligen. Die KILIMANDSCHARO glitt heran und nahm den LFT-Kommissar und Ikarus auf.
Die Arbeiten am Ritterschiff gingen weiter.
Gegen Mittag reagierte erstmals einer der Empfänger. Es wurde eine unmodulierte Normalfunkfrequenz benutzt, die allerdings nicht zu denen gehörte, die Boris Siankow ausgewählt hatte. Sie lag bei exakt drei Gigahertz. Der unmodulierte Träger kam eindeutig aus der STORMON.
Der Nexialist betrachtete das als Aufforderung. Vielleicht handelte es sich aber auch um einen Test.
„Umschalten auf drei Gigahertz!" rief er seinen Leuten zu. „Alle anderen Sendungen einstellen!"
Sie versuchten es mit Interkosmo auf der bewußten Frequenz und spielten alle Modulationsarten und Varianten durch. Es erfolgte keine Reaktion.
Dann wechselte Siankow direkt ins Idiom der Sieben Mächtigen über.
Die Sprache der Kosmokraten-Geschöpfe aus dem Bund der Zeitlosen mußte auf dem Niveau eines Ritters der Tiefe liegen.
Und diesmal hatte er Erfolg!
„Antwort empfangen", meldete TSM-1, der über die Titan-Syntronik die direkten Werte der Empfänger erhielt. „Sie ist in einer Variante der Sprache der Sieben Mächtigen abgefaßt, die bisher nicht bekannt ist, aber entwickelt werden kann. Ich brauche etwas Zeit für die Übersetzung."
Boris Siankow fieberte vor Ungeduld. Seinen Mitarbeitern erging es nicht anders. Schließlich meldete sich TSM-1 und stellte den Text gleichzeitig auf einem seiner Bildschirme dar: „WER ZUTRITT ZUR STORMON BEGEHRT, MUSS SICH ENTWEDER AUSWEISEN ODER EIN RITTER DER TIEFE SEIN.
DA ICH KEINE AURA EINES RITTERS DER TIEFE IN DER NÄHE SPÜRE. VERLANGE ICH DIE SENDUNG DER KODIERUNG. SO HAT ES PERMA-NOCH VON TANXBEECH SEINEM PFÖRTNER BEFOHLEN. ICH SENDE NUN DAS RASTER. DAS IHR FÜLLEN SOLLT.
(Es folgen 45 Leerstellen.) Deutung: Es wird die Eingabe eines 45stelligen Kodes verlangt, der aus den 49 Zeichen des Idioms der Mächtigen besteht. Hinweise auf den Kode sind
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