1711 - Kristallplanet Mars
passierte es. In fünfzig Kilometern Höhe über dem Mars, dort, wo irgendwo aus für die Galaktiker unerklärlichen Gründen das Raum-Zeit-Kontinuum des Einstein-Universums löchrig oder brüchig war, erschien ein dritter Kristallsplitter. Er unterschied sich von seinen Vorboten vor allem dadurch, daß er eine Länge von recht genau einhundert Metern besaß. Das Splitterstück wurde von allen Überwachungsstellen sogleich erfaßt und vermessen. Versuche, mit Traktorstrahlen oder vergleichbaren Methoden das Objekt einzulangen oder gar aufzuhalten und abzutransportieren, scheiterten, weil kein geeignetes Raumschiff nah genug zu dem Kristallsplitter positioniert war. Es blieb den Beobachtern gar nichts anderes übrig, als hilflos zuzusehen, wie das Objekt, vom Planeten angezogen, auf diesen herabstürzte.
Von einer unbemannten Überwachungssonde, die zufällig in nur wenigen Kilometern vom Ort des Erscheinens im Raum stand, ging die erste Warnung ein. Aber schon Sekunden später meldete sich die Sonde nicht mehr. Ihre Geräte waren unter dem Einfluß des Kristalls sehr schnell ausgefallen.
Ein Raumschiff, das sich in einem Blitzmanöver dem riesigen Kristallsplitter nähern wollte, mußte wieder abdrehen, weil die bekannte Übelkeit schon extrem schnell wirksam wurde und richtig als Warnung interpretiert wurde. Der Besatzung sollte erst später klarwerden, daß sie nur knapp dem sicheren Tod entronnen war.
Der riesige Kristallsplitter stürzte nur sieben Kilometer vom südlichen Rand der Millionenstadt Vetrahoon City in eine Ausflugslandschaft aus künstlichen Felsen. Seen und Wäldern.
Er splitterte beim Aufprall auf eine originalgetreue Nachbildung des südamerikanischen Zuckerhuts von Rio de Janeiro in mehrere hundert Trümmer, die zunächst nur eine kreisförmige Bodenfläche von etwa zwei Quadratkilometern bedeckten. Erste Beobachtungen aus dem Raum zeigten, daß sich die Kristalle mit rasender Geschwindigkeit auszubreiten begannen. Schon nach wenigen Minuten hatten sich die Trümmerstücke zu einer geschlossenen Fläche vereinigt, die sich weiter nach allen Seiten ausdehnte. Zu diesem Zeitpunkt heulten in Vetrahoon City die Alarmsirenen. Im Südteil von Vetrahoon City waren schon mehrere hundert Menschen ein Opfer der tödlichen Strahlung des ständig wachsenden Kristallfelds geworden.
Und das Solsystem verfügte über keinen Timmersson Gender mehr, der den drohenden Kristalltod hätte aufhalten können!
1.
Zweieinhalb Tage zuvor, am Nachmittag des 27. Januar 1217 NGZ. war der LFT-Kommissar Geo Sheremdoc nach seinen Gesprächen im Forschungszentrum Titan und auf Luna zum Mars zurückgekehrt.
Boris Siankow hatte den Hanse-Spezialisten, der nach seiner Ernennung zum LFT-Kommissar hinter der Ersten Terranerin Koka Szari Misonan und der lunaren Großsyntronik NATHAN nun die mächtigste Figur im Solsystem war, über seine Forschungsergebnisse informiert.
Der Nexialist hatte die Bodenplatte des auf dem Mars gefundenen Formenergieblocks mit dem Ritter der Tiefe Permanoch von Tanxbeech im Forschungszentrum einer ersten gründlichen Untersuchung unterzogen.
Das sensationellste Ergebnis: Es war ihm gelungen, einen Datenträger zu finden, der im Inhalt identisch mit dem mentalen Speicherblock war, den Timmersson Gender irgendwie aktiviert und durch den man von Permanoch von Tanxbeech und dessen Aktivitäten vor zwei Millionen Jahren erfahren hatte.
Der Informationskode konnte geknackt werden. Dadurch war es möglich gewesen, weitere Informationen über die Fabrik zu erhalten, in der Permanochs Orbiter Rhoubil ein Spezialgerat der Porleyter für seinen Ritter holen sollte.
Es war ferner gelungen, die Positionsangaben der Fabrik GONDO-RAK in galaktische Koordinaten zu übertragen. Das Ziel lag in der Großen Magellanschen Wolke.
Geo Sheremdoc hatte die Oxtornerin Dilja Mowak ausgewählt, und die Frau hatte den Auftrag trotz der geringen Erfolgschancen angenommen.
Am 28. Januar sollte Dilja mit der IRA ROGABERG vom Erdmond aus starten.
Der LFT-Kommissar hatte bei NATHAN zuletzt eine bewegliche Roboteinheit als Begleiter angefordert, über die er jederzeit direkt mit der lunaren Syntronik und - in Notfällen oder Krisenlagen - auch mit der Syntronik des Forschungszentrums Titan sprechen konnte. Der Roboter sollte am selben Tag auf dem Mars zu Sheremdoc stoßen.
Noch wichtiger als die Suche nach der Fabrik GONDORAK war eine andere Erkenntnis aus dem Informationsblock des Ritters der Tiefe. Und die hatte
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