1718 - Die Messerkatze
stand. Sie nahm sie mit und stellte sie behutsam auf den Hocker, bevor sie ebenfalls dort Platz nahm.
Danach hob sie den Katzenkörper an und legte ihn sich wieder auf den Schoß. In dieser Lage blieb das Tier liegen, genau wichtig für sie, denn jetzt begann der wichtigste Teil der Aktion.
Sie griff in die Tasche ihrer Jacke und holte einen schmalen Gegenstand hervor. Für einen Moment betrachtete sie ihn, dann zuckte die Hand zur Seite, und der Gegenstand schwang auseinander und verwandelte sich in einen Fächer.
Beim ersten Hinsehen hätte man den Eindruck haben können, dass es ein normaler Fächer war. Doch das traf nicht zu. Dieser Fächer war eine Waffe. Er bestand aus fünf Teilen, und jedes Teil war an seinem Ende spitz wie ein Messer.
Julie lachte. Mit der linken Hand legte sie sich das Tier zurecht. Sie schaute jetzt auf den hellen Bauch und auch auf die Kehle.
Danach drehte sie sich nach links, wo sie die Schüssel abgestellt hatte. Alles stand bereit, und sie packte die Katze mit der linken Hand und hielt sie über die Schüssel. Es war genau die Haltung, die sie haben wollte.
Dann stach sie zu.
Nein, es war kein direktes Stechen. Die fünf Messerspitzen drangen nicht tief in die Haut ein. Das Fell war hier dünner, es gab so gut wie keinen Widerstand, und Julie zog den Fächer über den gesamten Bauch hinweg und schlug so fünf blutige Bahnen, denn darauf kam es ihr an. Sie sah das Blut hervorquellen und drehte die Katze so, dass das Blut aus ihrem Bauch in die Schale tropfte.
Die Frau schaute genau zu. Sie schien jeden Tropfen verfolgen zu wollen, der in die Schale klatschte, und sie presste den Katzenkörper noch mehr zusammen, damit so viel Blut wie möglich in die Schale floss. Die Katze schrie nicht. Sie bewegte sich auch nicht, denn sie lebte nicht mehr.
Julie Price ließ sich Zeit. Niemand würde sie stören.
Es bereitete ihr Vergnügen, zuzuschauen, wie das Blut in die Schale floss und die Lache sich dort vergrößerte. Sie freute sich, es wieder einmal geschafft zu haben. Sie liebte Katzen. Auch wenn es nicht so aussah. Die Tiere gaben ihr viel, und wenn sie deren Blut trank, würde sie bald die Perfektion erreicht haben, die sie anstrebte.
Noch ein Blick in die Schale.
Julie war zufrieden. Es befand sich genügend Blut darin. Jetzt konnte sie endlich darangehen, das zu tun, weshalb sie dem Tier das Leben genommen hatte. Sich sättigen.
Der Katzenkörper lag jetzt neben dem Hocker auf dem Boden. Er war auch nicht mehr wichtig, denn jetzt gab es für sie nur das eine: das Blut.
Auch das Fächermesser legte sie zur Seite, um mit den Händen die Schale anheben zu können. Das geschah mit einer langsamen Bewegung, die schon etwas Rituelles hatte. Sie hatte für nichts anderes mehr Augen als für das dunkle Blut in der Schale, deren Rand sie jetzt mit den Lippen berührte.
Dann kippte sie die Schale.
Das Blut floss in ihren Mund. Nicht so schnell wie normales Wasser, eher träge, aber es lief über Lippen und Zunge, erreichte die Kehle und wurde von der rothaarigen Frau geschluckt.
Julie gab ein wohliges Stöhnen ab, und ihre Augen nahmen einen besonderen Glanz an. Für sie war es das Größte, dieses Blut trinken zu können.
Julie Price schloss die Augen. Sie wollte sich durch nichts ablenken lassen, denn jetzt galt es, sich auf diese wunderbare Paarung zu konzentrieren, die ihr wie ein Kraftquell vorkam. Sie mochte das Blut, sie empfand es einfach als köstlich, und erst als nur noch ein paar Schlieren auf dem Boden der Schale zu sehen waren, setzte sie das flache Gefäß ab.
Geschafft!
Die Aufgabe war erfüllt. Sie konnte wieder Luft holen. Ein paar letzte Reste leckte sie von ihren Lippen, schmatzte dabei leise und räusperte sich, bevor sie die Schale zur Seite stellte und wieder nach dem Fächermesser griff, das sie zusammenklappte. Es hatte seine Aufgabe erfüllt, doch sie wusste, dass sie das Messer noch öfter einsetzen würde.
Julie war zufrieden. Mit dem Fuß schob sie den leblosen Katzenkörper zur Seite. Lässig stand sie auf, summte sogar eine Melodie vor sich hin und ging danach auf das Fenster zu, dessen Scheibe durch einen Vorhang verdeckt worden war.
Das Fenster selbst interessierte sie nicht. Sie konzentrierte sich auf den zweiten Sessel, in dem eine Puppe saß.
So sah es wenigstens auf den ersten Blick aus. Nur traf das nicht zu, denn im Sessel hockte keine Puppe, sondern ein Mensch, eine gefesselte und auch geknebelte Frau, die alles hatte mit ansehen
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