1718 - Die Messerkatze
Sie!«
Plötzlich löste sich ein Lachen aus ihrem Mund, wobei ich nicht genau wusste, ob es sich um ein reines Lachen handelte oder schon um ein Fauchen.
»Sie haben verloren.«
Nach dieser Antwort hob sie die rechte Waffenhand. »Nein, das habe ich nicht. Ich bestimme, wann ich verloren habe oder nicht. Das solltest du dir merken.«
»Deine Helfer sind erledigt. Ich weiß nicht, auf wen du dich jetzt noch verlassen willst.« Ich hatte die Statue gesehen und wusste, um wen es sich dabei handelte. »Auch die Göttin Bastet wird dir nicht mehr helfen können.«
»Das braucht sie auch nicht, denn ich bin die Göttin, ja, ich bin Bastet! Ihre Kraft ist auf mich übergegangen, ich spüre sie in mir. Du hast doch meine Augen gesehen, dann weißt du, wer ich wirklich bin. Ich werde sie würdig vertreten, denn sie soll nicht in Vergessenheit geraten.«
»Das wird nichts bringen. Bastet hat ihre Zeit gehabt. Heute leben andere Menschen.«
»Man darf sie nicht vergessen.« Julie Price nickte. Sie kniete noch immer und sagte dann: »Ich habe es wenigstens versucht, ich habe ihr Blut getrunken, ich weiß, wie sich die Katzen verhalten, ich kann sie verstehen. Ihr Blut war köstlich, und ich hatte Kontakt mit einem höheren Wesen. Es hat mir bewiesen, dass die Vergangenheit noch längst nicht vorbei ist. Auch wenn sie in Vergessenheit gerät, manchmal ist sie uns so nahe wie die Gegenwart …«
Ich wunderte mich über diese Philosophie und ging davon aus, dass sie etwas zu bedeuten hatte. Leider kam ich nicht darauf, was es sein könnte, oder ich war einfach zu naiv und gutgläubig.
Als ich ihre schnelle Armbewegung sah, war es leider zu spät. Plötzlich befand sich der Fächer aus spitzen Messern vor ihrem Gesicht, dann ruckte die Hand nach vorn und stach zu.
Ich zischte einen Fluch durch die Zähne, umrundete die Frau und sah sie mir von vorn an.
Sie war nicht gefallen und kniete noch immer.
Aber Julie Price wusste, dass sie verloren hatte. Und deshalb hatte sie die fünf Klingen in ihr Gesicht gestoßen und dabei ihre Augen getroffen, die keine Farbe mehr zeigten, sondern ausliefen und sich mit dem Blut aus den anderen Wunden vermischten.
Ich hörte ein Geräusch in meiner Nähe. Es war Suko, der zu mir kam und mir eine Hand auf die Schulter legte.
»Es reicht, John, ich denke, wir sollten gehen und etwas frische Luft schnappen.«
»Ja, du hast recht …«
***
Ob die Katzen alle tot waren, wussten wir nicht. Jedenfalls würden sie keinen Angriff mehr starten. Wir standen im Hinterhof und verhielten uns wie so oft, wenn ein Fall beendet war.
Suko telefonierte mit unseren Kollegen, und ich schaute zum Himmel, auf dem der Mond einen Kreis bildete.
Sonne und Mond wechselten sich ab. Das Leben ging weiter.
Das galt auch für uns, und darüber war ich letztendlich froh …
ENDE
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