172 - Der Erzdämon schlägt zu
zu schrumpfen.
Don Hermano hatte sie überrascht!
Da begann Macaya zu schreien, denn was ihr bevorstand, war schlimmer als der Tod.
Schon wenige Augenblicke, nachdem Coco sich in den schnelleren Zeitablauf versetzt hatte, wußte sie, daß etwas anders war als sonst. Sie benötigte weitaus mehr Kraft, diesen Zustand aufrecht zu erhalten, als sie es gewohnt war.
Sie hatte sich inzwischen schon um eine beträchtliche Strecke von ihren scheinbar zur Bewegungslosigkeit erstarrten Gefährten entfernt, war hinter der Gangbiegung verschwunden und verharrte jetzt. Sie sah die Fackeln, deren Flammen förmlich erstarrt waren. Sie sah ein Indio-Mädchen vor sich, und sie sah den Schatten eines Mannes, der dieses Mädchen offenbar belauerte.
Das Mädchen konnte es sein, das die Kerkertüren geöffnet hatte. Coco fragte sich, was das zu bedeuten hatte. War das ein Alleingang einer aus dem Bann erwachten Sklavin, oder steckte mehr dahinter? Elia Gereon! Er war jetzt hier. Warum trat er nicht selbst in Erscheinung? Coco ahnte, daß es mit Olivaros alias Gereons Bekanntschaft mit den Munantes zu tun hatte. Wahrscheinlich konnte er nicht so eingreifen, wie er das gern getan hätte.
Der rapide Kräfteverfall brachte Coco wieder zum naheliegendsten Problem zurück. Sie wußte jetzt, daß sie immer noch irgendwie blockiert wurde. Die Kugel konnte es nicht sein. Eine allgemeine Dämpfung war auch recht unmöglich, denn die Munantes würden sich kaum selbst behindern wollen. Also war da noch etwas anderes im Spiel.
Coco schmiegte sich in eine Mauernische und kehrte in die Normalzeit zurück. Die Schritte des Indio-Mädchens und des heimlichen Verfolgers entfernten sich.
Coco entsann sich an das, was Dorian ihr erzählt hatte, als sie aus der Besinnungslosigkeit erwachte und sich in ihrem derzeitigen Kerker wiederfand. Da war ein Dämon aufgetaucht und hatte sie beide, Dorian und sie, mit einem seltsamen Kraftfeld überdeckt. Die Energien waren in Cocos Körper geflossen. Bei Dorian waren sie gestoppt worden, weil das Srasham-Stigma plötzlich aktiv wurde. Der Dämon sollte sich schreiend abgewandt haben. Aber immerhin hatte er bei Coco geschafft, was er sich bei beiden Gefangenen vorgenommen hatte.
Was das bedeutete, war ihnen beiden unklar. Coco hatte auch mehrfach versucht, in sich hineinzulauschen, um eine etwaige Veränderung aufzuspüren. Aber sie hatte nichts feststellen können. Aber da hatte sie auch unter dem blockierenden Einfluß der schwebenden Regenbogenlichtkugel gestanden. Sie versuchte es jetzt noch einmal.
Wieder nichts.
Wenn diese Kraftfeldenergie es war, die jetzt für erhöhte Anstrengung sorgte, dann war sie gut getarnt. So gut, daß Coco in sich selbst nichts erkennen konnte.
Dennoch war es möglich. Eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme, daß sie in der Entfaltung ihrer Fähigkeiten auch bei Ausfall der Abschirmung gehandikapt war…? Aber warum hatte man es dann auch bei Dorian versucht, der bekanntlich keine magischen Fähigkeiten besaß, zumindest nicht so ausgeprägt, daß er sie gesteuert hätte einsetzen können? Und warum war dann sein Stigma in Erscheinung getreten, das sich - einmal abgesehen von der jüngsten Erkenntnis, daß Olivaro darüber Kontakt aufnehmen konnte - nur in absoluten Streß- und Todessituationen zeigte?
Coco ahnte, daß der Dämon eine tödliche Gefahr, einen vernichtenden Keim in sie gesenkt hatte. Und sie erkannte, daß sie mit der Anwendung ihrer Fähigkeiten vorsichtig sein mußte, solange sie nicht wußte, auf welche Weise dieser magische Keim wirkte. Vielleicht zehrte er sie unmerklich auf, sobald sie ihre Magie einzusetzen versuchte.
Der Höllenschlund soll alle Munante-Magier verschlingen und in drei Ewigkeiten nicht wieder freigeben! dachte sie zornig. Sie versuchte, gegnerische Beobachtungsmöglichkeiten zu erforschen, versetzte sich dann wieder in den schnelleren Zeitablauf und bewegte sich weiter. Diesmal aber nicht mit „voller Kraft", also mit totalem Stillstand der Umgebung, sondern eher gemäßigt und fein dosiert.
In der Zeit, in der sie sich erforscht und überlegt hatte, hatte das Mädchen einen beträchtlichen Vorsprung erreicht. Coco konnte gerade noch ahnen, wohin sich die Indio-Sklavin bewegte. Von ihrem heimlichen Beobachter war nichts mehr zu sehen.
Coco wußte nicht genau, wohin sie sich in dieser ihr unbekannten Festung bewegen sollte. Aber wenn das Mädchen schon einmal geholfen hatte, würde es ähnliche Ziele verfolgen, und deshalb setzte
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