172 - Der Erzdämon schlägt zu
und allerlei Pülverchen, Essenzen und sonstiger Kleinkram befanden sich in diesem Köfferlein zentral verpackt.
Coco setzte Ungas Kommandostab ein. Aber der Stab zeigte keine weiteren Aktivitäten an außer der normalen, die gesamte Festung durchdringenden Dämonenaura.
Vorsichtig streckte sie die Hand nach dem Köfferchen aus. Sie konnte kaum glauben, daß es nicht irgendwie gesichert war. Wenn der Munante schon so dumm war, seine Beute mit nach Chile zu bringen, dann mußte er doch wenigstens damit rechnen, daß jemand sich ihrer bemächtigen wollte. Oder vertraute er so sehr auf das Bannsiegel an der Tür?
Coco berührte den Koffer.
Nichts geschah.
Sie atmete tief durch, trat vorsichtig wieder auf den Korridor hinaus und versuchte wieder, sich in den schnelleren Zeitablauf zu versetzen, um so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
Aber diesmal schaffte sie es nicht.
Ein Schwindelanfall überkam sie. Für einige Sekunden wurde ihr schwarz vor Augen. Unwillkürlich stöhnte sie auf.
Es ging nicht mehr! Sie konnte ihre Spezialität nicht mehr einsetzen! Das Fremde in ihr legte ihre Kräfte lahm!
Eiskalt überlief es sie. Sie mußte jetzt noch vorsichtiger sein als zuvor. Sie durfte sich nicht erwischen lassen. Und sie mußte entweder sofort zurück zu den Gefährten in die scheinbare Sicherheit des Kerkers, oder sie mußte ein Versteck finden, das sicher war, und mit Rebecca Verbindung aufnehmen.
Doch würde Rebecca ihr jetzt überhaupt noch helfen können? Der ursprüngliche Plan war gescheitert, wahrscheinlich befanden sich Rebeccas Vampirgeschöpfe unerreichbar weit in Chile.
Dennoch…
Coco eilte weiter und hoffte, daß niemand sie sah.
Dorians Unruhe verstärkte sich von Minute zu Minute. Hin und wieder blickte er zu der schwebenden Kugel hinauf, die sich nicht verändert hatte. Aber hatte er bis jetzt das schauerartige Regenbogenlicht als normal hingenommen und sich sogar schon daran gewöhnt, regte es ihn jetzt auf.
Coco mußte etwas zugestoßen sein. So lange
konnte
sie einfach nicht brauchen! Dorian beschloß, sich mit Jeff und Unga zu besprechen. Vielleicht hatte Unga einen Vorschlag. Zorn wallte in Dorian auf - wenn Unga nicht so unendlich lange gezögert hätte, etwas zu unternehmen, obwohl er als einziger die Chance dazu hatte, wäre alles jetzt ganz anders.
Dorian trat zur Tür und wollte sie aufschieben.
Vergeblich.
Überrascht versuchte er es noch einmal, mit demselben Mißerfolg. Dann begann er heftig daran zu rütteln.
Das Ergebnis blieb gleich.
Jemand hatte in der Zwischenzeit lautlos die Riegel wieder vorgelegt.
Elia Gereon zeigte ein kühles Lächeln. „Sie ist plötzlich verschwunden", sagte er. „Nun, sie war auch nicht so überragend als Liebhaberin, daß ich ihr nachlief. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Vielleicht war eure Konditionierung schlecht? Ich hielt es auch nicht für nötig, ihr Verschwinden zu melden. Es hätte ja sein können, daß sie einem Ruf gehorchte, der nur für sie gedacht war."
Damit hatte er den Schwarzen Peter an Don Hermano zurückgegeben, der sich nun angegriffen fühlte. „Elia, Geschenke pflegt kein Munante zurückzurufen. Traust du mir das wirklich zu?"
„Und du traust mir zu, daß ich zum Verräter an dir werde?" fragte Gereon scharf zurück. „Zudem dürftest du mir glauben, daß ich es ein wenig geschickter angefangen hätte. Aber wenn es dich beruhigt, können wir uns das Mädchen gemeinsam ansehen und feststellen, was dahintersteckt."
Don Hermano winkte ab.
„Ich werde einen Befragungszauber anfertigen", sagte er. „Und wie dem auch sei - es wird somit ein weiters Opfer für den Sabbat geben. Statt vier werden es fünf Opfer sein. Ich glaube nicht, daß jemand etwas dagegen einzuwenden hat."
Gereons Hand berührte die Schulter seines Gastgebers. „Hermano, wann genau wird der Sabbat sein, und wo findet er statt? In den Kellersälen, von denen du sicher genügend hast?"
„Den genauen Zeitpunkt des Beginns bestimmt Luguri'', entgegnete der Don. „Auf jeden Fall, wenn die Sonne gesunken ist. Komm mit, ich zeige dir, wo es geschehen wird."
Gereon nickte interessiert und folgte Don Hermano. Er ließ sich nicht anmerken, daß er die Festung inzwischen fast ebenso gut kannte wie der Munante. Und er war froh, daß er sich herausreden konnte, was das Mädchen anging. Offenbar lebte es noch. Olivaro wollte versuchen, Macaya irgendwie vor dem Zorn des Dämons zu schützen. Wenn er genau wußte, welchen
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