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172 - Der Spinnenfürst

172 - Der Spinnenfürst

Titel: 172 - Der Spinnenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gestört wurde. Das monotone Ticken der Pendeluhr im Wohnzimmer gehörte zu dieser Stille, störte sie nicht.
    Noch lag Zufriedenheit auf Yates' Zügen, dieser Ausdruck verschwand jedoch, als ihm die offene Kellertür auffiel. Er wußte genau, daß er sie sorgfältig geschlossen hatte, als er den Keller verließ. Von allein konnte sie nicht aufgegangen sein.
    Jemand mußte sie geöffnet haben, und dazu war nach Yates Ansicht zur Zeit nur einer imstande: Timothy Montell.
    Der Gangsterboß mußte den Keller verlassen haben!
    Ärgerlich stieg Courtney Yates die Stufen hinunter.
    Augenblicke später stand er vor dem offenen leeren Sarg.
    »Dieser verdammte Narr überschätzt sich!« stieß Yates zornig hervor. »Warum glaubt er mir nicht, daß er noch nicht soweit ist?«
    Yates öffnete die beiden anderen Särge. Allan Richardson und Leo Hogg waren noch da. Richardson zuckte nicht mehr unkontrolliert, er stöhnte auch nicht mehr, und seine Finger bewegten sich so geschmeidig wie die eines Konzertpianisten.
    Nun zeigte auch Leon Hogg die ersten Lebenszeichen: Seine Augen drehten sich hinter den geschlossenen Lidern hin und her; das war das erste Stadium.
    Courtney Yates schloß die beiden Särge wieder und wandte sich dem großen Gemälde zu. Er starrte die Horrorhand an, und in seinem Blick erschien die Frage: Wie konntest du das zulassen?
    Aber die Hand reagierte nicht. Leblos und fast dreidimensional ragte sie auf, ein Symbol des Schreckens.
    Verdrossen verließ Yates den Keller. Er glaubte nicht, daß sich Timothy Montell noch irgendwo im Haus verbarg, aber er sah trotzdem nach, weil es möglich gewesen wäre.
    Er war nicht enttäuscht, Montell weder im Erdgeschoß noch im Obergeschoß zu finden. Mit schmalen Augen und verkniffenem Mund brummte er: »Ich weiß, wohin du gegangen bist. Es gibt nur einen einzigen Ort, zu dem es dich zieht…«
    ***
    Endlich machte Burt Farrar seinem Mörder die Freude, in sein Büro zurückzukehren. Timothy Montell drückte schnell auf den Knopf unter dem Schreibtisch, und die Wand schloß sich, während er sich der aufschwingenden Tür zuwandte.
    Farrar war so sehr in Gedanken versunken, daß er Montell nicht bemerkte. Er begab sich zur verspiegelten Bar und nahm sich einen Drink: viel Whisky mit einem Schuß Soda.
    Als er sich umdrehte, erschrak er. Montell sah ihn verächtlich an. »Einer deiner größten Nachteile ist, daß du zuviel trinkst, Burt. Der Alkohol wird mit der Zeit deine Nerven angreifen. Sie sind ja jetzt schon nicht mehr die besten. Es ist schlecht für einen Mann in dieser Position, schlechte Nerven zu haben, auf die er sich nicht verlassen kann.«
    Farrar war völlig durcheinander. Hinter seiner Stirn überschlugen sich die Gedanken. Er glaubte nicht, was er sah, weil es einfach unmöglich war!
    Spielten ihm seine Sinne einen üblen Streich? Timothy Montell konnte dort nicht sitzen, er war tot und begraben.
    Ärzte hatten seinen Tod bescheinigt, und eine Menge Leute waren dabei gewesen, als man ihn zu Grabe trug.
    Bevor der Sarg in die Grube hinabgelassen worden war, hatte man den Deckel noch einmal kurz geöffnet, damit jeder einen letzten Blick auf den Toten werfen konnte.
    Timothy war tot gewesen, daran hatte nicht der geringste Zweifel bestanden.
    Okay, nach der Beerdigung hatte jemand den Sarg wieder ausgegraben und verschwinden lassen, aber das änderte nichts an der Tatsache, daß Timothy nicht mehr gelebt hatte!
    Wer hatte die Leiche gestohlen? Ein Dr. Frankenstein? War es dem in einem geheimen Labor gelungen, Timothy Montell wieder zum Leben zu erwecken?
    Blödsinn! dachte Burt Farrar unwillig.
    Allmählich erholte er sich von dem Schock; er bekam wieder Boden unter die Füße. Der Leichenraub gehörte zu einem großangelegten Schwindel. Bei diesem Mann konnte es sich nur um einen Schwindler handeln, um einen Doppelgänger von Timothy Montell.
    Es war verblüffend, daß der Kerl Montell nicht nur zum Verwechseln ähnlich sah, sondern auch dessen Stimme perfekt imitieren konnte.
    Und ein makabrer I-Punkt war die Tatsache, daß der Mann den Anzug trug, in dem Timothy Montell begraben worden war. Burt Farrar war gewiß nicht zimperlich, aber das war für ihn der absolute Gipfel der Geschmacklosigkeit.
    Montell grinste höhnisch. »Ich sitze wieder an meinem Schreibtisch, Burt. Genau wie früher. Du siehst, es hat nichts genützt…«
    »Was hat nichts genützt?« fuhr ihm Farrar barsch in die Rede.
    »Was du getan hast«, antwortete Montell und wies auf die

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