172 - Der Spinnenfürst
darum.«
Ich öffnete die Metalltür, die mit einem Selbstschließer versehen war, und trat ein. Meinem Begleiter riet ich, zu verhindern, daß die Tür mit einem Knall zufiel. Er achtete darauf, daß sie sich leise schloß, und folgte mir.
Vor uns standen eine Menge Regale, in denen Gefäße von unterschiedlicher Größe und aus den verschiedensten Materialien aufbewahrt wurden. Die meisten Behälter waren aus Glas, weil es den aggressiven Chemikalien am wirksamsten widerstand.
Ein süßlicher, beißender Geruch lag in der Luft. Ich ließ meinen Blick schweifen und nahm dabei aus den Augenwinkeln eine rasche Bewegung wahr.
Das war Dennis Ryan, deshalb reagierte ich nicht. Daß dies ein Fehler war, bekam ich in der nächsten Sekunde zu spüren.
Der vierschrötige Kerl schlug mich nieder.
***
Oh, war mir schlecht. Ich drehte mich auf den Rücken und hatte das Gefühl, jemand würde mir eine riesige Riechflasche unter die Nase halten.
Der ätzende Geruch biß sich förmlich in mein Hirn und weckte meine lahmen Lebensgeister. Ruckartig setzte ich mich auf und entzog mich den schweren, auf dem Boden liegenden Dämpfen.
Ryan war nicht mehr da. Er mußte den Verstand verloren haben. Warum hätte er mich sonst niedergeschlagen? Ich zog mich an der senkrechten Metallstrebe eines Regals hoch und kam auf meine wackeligen Beine.
Irgend etwas zerplatzte, und dann hörte ich ein Knistern.
Wieder dieses Zerplatzen und das darauffolgende Knistern.
Und noch einmal.
Viermal insgesamt!
Ryan hatte mir zwar die Besinnung, aber nicht das Gehirn geraubt. Ich begriff, was ringsherum los war: Zeitzünder hatten vier Brandsätze aktiviert.
Und das in einem Chemikaliendepot, wo mindestens ein Drittel aller Flüssigkeiten extrem feuergefährlich waren!
Bravo, Dennis Ryan! Du hast deine Sache gut gemacht! dachte ich sarkastisch. Spielend hast du es geschafft, mich auszutricksen, und nun sollen mir Feuer und Rauch den Rest geben.
Schon züngelten hinter den Regalen die Flammen hoch und zerrissen die ersten Gefäße. Die Luft war schon nicht mehr atembar, und das gierige Feuer fand jede Menge Nahrung.
Aus vier verschiedenen Richtungen kam die Hitze. Es zischte, klirrte und wummerte, Stichflammen schossen hoch und Druckwellen trafen mich, stießen mich hin und her, wollten mich zu Boden werfen, und das wäre ihnen auch gelungen, wenn ich mich nicht am Metallsteher des Regals festgehalten hätte.
Von der Tür rollte eine breite Feuerwalze heran, die mich zwang zurückzuweichen. Ich flüchtete in einen Quergang, aber auch dort war ich nicht sicher.
Aggressive Dämpfe drohten meine Atemwege zu verätzen.
Ich mußte raus, das war mir klar, aber ich wußte nicht, welchen Weg ich einschlagen mußte. Den zur Tür konnte ich vergessen, denn davor lag eine breite Feuerwand, die ich unmöglich durchdringen konnte.
Luft! Luft! schrie es in mir, während ich hustend und röchelnd ziellos umhertaumelte.
Gab es noch einen Ausweg aus dieser heißen, stinkenden Hölle?
***
Courtney Yates schleppte den sterbenden Timothy Montell in sein Haus und sofort in den Keller.
Er stellte sich mit Montell auf den Schultern vor das große Dämonengemälde und setzte den röchelnden Mann der intensiven Strahlung aus, die vorerst verhindern sollte, daß Montell noch schwächer wurde.
Es floß auch sofort keine Energie mehr aus Timothy Montells Körper, der Kräfteverfall war gestoppt. Montell wurde ruhig, und seine Zellen nahmen neue Energie auf.
Courtney Yates trug ihn zu seinem Sarg und ließ ihn langsam hineingleiten. »Das war knapp«, sagte er. »Du wärst fast nicht mehr zu retten gewesen. Ich hoffe, daß du nun auf mich hörst. Ich weiß besser darüber Bescheid als du, was du dir zutrauen darfst.«
Montells Augen waren geschlossen, er drehte den Kopf langsam hin und her und ächzte leise.
Völlig außer Gefahr war Montell jedoch nicht. Es konnte passieren, daß das schwache Kraftfeld in ihm zusammenbrach, ehe es von nachkommender Energie gestärkt und stabilisiert werden konnte.
Wenn Yates ihn nicht verlieren wollte, mußte er eine Möglichkeit ins Auge fassen, die gewisse Risiken in sich barg: Er hatte die Kraft und das Wissen, die Magie des Bildes zu verstärken. Ein magischer Kraftschock würde Montell treffen und ihn entweder retten oder vernichten.
Auch Allan Richardson und Leon Hogg würden nicht verschont bleiben, und Yates konnte nicht vorhersehen, wie sie ihn verkrafteten. Hinzu kam, daß eine magische Aktivierung des
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