172 - Der Spinnenfürst
Stelle, wo ihn Farrars Messer getroffen hatte. »Ich bin zurückgekehrt.«
Es ist ein billiger Trick, schoß es Farrar durch den Kopf. Die Bullen haben einen Doppelgänger von Timothy aufgetrieben, einen Schauspieler vielleicht.
Sie haben mit ihm jede Geste, jedes Wort einstudiert, damit er mich glauben macht, er wäre von den Toten auferstanden.
Die Bullen haben den Sarg ausgegraben, um mich auf diese Weise zu kriegen, aber das wird ihnen nicht gelingen.
Jetzt hatte er sich wieder im Griff und gab sich den Anschein absoluter Gelassenheit. Genießend schlürfte er seinen Drink.
»Na fein, du bist wieder da«, spielte er das idiotische Spiel mit. »Wie war's denn da drüben? Erzähl mal.«
»Anstatt Witze zu reißen, solltest du Angst vor mir haben!«
knurrte Montell.
»Angst vor einem Freund?« Farrar lachte.
»Denkst du, ich würde dir verzeihen, daß du mir in der Tiefgarage aufgelauert hast?«
Farrar nahm schnell einen Schluck. Das kann der Doppelgänger nicht wissen, dachte er leicht beunruhigt. Er äußert lediglich den Verdacht, den viele haben, aber ich kann mit einem hieb- und stichfesten Alibi aufwarten.
»Wir wechselten nur wenige Worte«, rief Montell seinem einstigen Stellvertreter in Erinnerung. »Ich sagte: ›Was tust du denn hier, Burt?‹ Und du hast nervös geantwortet: ›Ich habe auf dich gewartet.‹ ›Hast du irgendein Problem?‹ fragte ich. Deine Antwort lautete: ›Ein ziemlich großes sogar, aber ich werde damit fertig.‹ Und dann zogst du dein Messer aus der Manteltasche. Erinnerst du dich nicht mehr?«
Jetzt kam Farrar doch noch einmal ins Schleudern. Er war mit Montell allein in der Tiefgarage gewesen. Niemand außer Timothy Montell konnte wissen, was sie gesprochen hatten.
Dennoch weigerte sich Farrar, zu glauben, daß er den Mann vor sich hatte, den er eiskalt erstochen hatte. Seine Nerven bebten, er kniff die Augen wütend zusammen und zischte:
»Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
»Ich bin Timothy Montell, und ich will dein Leben«, antwortete der Gangsterboß hart. »Geht es nicht in deinen einfältigen Schädel hinein, daß ich von den Toten auferstanden bin?«
Ein Wort rotierte wie ein Feuerrad in Farrars Kopf: UNMÖGLICH!
»Brauchst du noch einen Beweis?« fragte Montell spöttisch.
»Dann sieh her!«
Er öffnete sein Hemd und zeigte Farrar die Stichwunde.
»Das… das ist nicht… Das kann… nicht…« stammelte Burt Farrar verstört.
»Ich bin hier, um mich zu rächen!« erklärte Montell.
Farrar wollte das Steuer blitzartig herumreißen, indem er seine Waffe zog und auf Timothy Montell richtete. Sein Lider flatterten, und Schweiß glänzte auf seiner Stirn.
»Na schön, du verdammter Bastard. Ich habe dich umgelegt, aber du scheinst nicht ein Leben, sondern zwei zu haben. Folglich muß ich dich jetzt auch noch umpusten, um dich endgültig loszuwerden. Mir macht das nichts aus.«
Montell grinste eisig. »Du kannst mir nichts anhaben. Ich bin bereits tot, und du wirst es auch gleich sein, aber dir wird niemand die Rückkehr ermöglichen. Du wirst verfaulen und vermodern wie alle Toten.«
Der Gangsterboß hob die Hände.
»Das nützt dir gar nichts!« biß ihn Farrar haßerfüllt an. »Ich lege dich trotzdem um, und falls du dann noch einmal aufstehen solltest, tue ich es wieder, so lange, bis du liegenbleibst.«
Er spannte den Hahn.
Plötzlich wuchsen aus Montells rechter Hand Spinnenbeine.
Das verwirrte Farrar so sehr, daß er vergaß abzudrücken. Aber das war erst der Anfang des Horrors.
Er fand eine unfaßbare, grauenvolle Fortsetzung, als Montells Handfläche eine Teufelsfratze gebar, die sich einen Sekundenbruchteil später loslöste und größer wurde.
Jetzt krümmte Farrar den Finger, und ein Schuß löste sich.
Draußen war das nicht zu hören, denn die Musik dröhnte, und der Raum war gut schallisoliert.
Die Waffe ruckte in Farrars Hand, und er sah, daß die Kugel getroffen hatte, aber Montell lebte weiter. Noch einmal zu feuern war Farrar nicht möglich, denn nun sauste das
»Brandeisen« der Hölle auf ihn zu, preßte sich auf sein Gesicht und tötete ihn.
***
Und dann kam der Schwächeanfall!
Montell stöhnte auf und krümmte sich. Mit verzerrtem Gesicht sank er nach vorn, und weißer Schaum glänzte auf seinen bebenden Lippen.
In diesem Moment stellte sich heraus, daß Courtney Yates recht hatte: Er war noch nicht soweit gewesen, hatte sich zwar stark gefühlt, sich mit dieser magischen Attacke auf Burt Farrars Leben
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