1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen
glauben. Es ist mein Spiel und meine Rache.«
»Du brauchst dich nicht zu rächen, Matthias, denn du hast damit nichts zu tun!«, hielt ihm Suko entgegen. »Oder bist du damals schon dabei gewesen? Bestimmt nicht.«
»Das ist wohl wahr. Aber ich stehe im Dienst des für mich Allerhöchsten, und da habe ich bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Das ist nun mal so und das wird auch immer so bleiben.«
Suko schüttelte den Kopf. »Nein, Matthias, wir werden dich daran hindern. Wir werden es nicht zulassen, dass diese Skelette in den Ort gehen und wahllos anfangen zu morden, und du weißt selbst, dass wir nicht so einfach daherreden. Wir sind gekommen, um dich zu stoppen. Und das ziehen wir durch.«
Matthias hatte Sukos Antwort gehört, und er zeigte sich nicht angefressen. Er hatte sogar seinen Spaß, das lasen wir an seinem Gesicht ab, nicht aber an den Augen, denn in ihnen stand dieses kalte Blau, vor dem ich mich ebenfalls schon gefürchtet hatte.
Was hatte ich dagegenzusetzen?
Mein Kreuz und eine Formel, die es aktivierte. Die dafür sorgen konnte, dass die vier Erzengel, die es geprägt hatten, sich gegen Matthias stemmten, wobei ich nur hoffte, dass ich es auch schaffen konnte. Denn leicht war es sicher nicht.
»Meine Freunde werden ihren Marsch fortsetzen«, erklärte er, »daran wird sie niemand hindern, auch ihr nicht. Die Toten sollen die Lebenden zur Rechenschaft ziehen. So hat es die Hölle haben wollen, und danach werde ich mich richten.«
Ich wusste, dass wir etwas tun mussten. Ich warf Suko einen knappen Blick zu. Mein Freund nickte mir zu. Sein Gesicht sah in der Dunkelheit aus wie eine Totenmaske. Wenn ich angriff, dann würde auch er sich in Bewegung setzen. Sein Ziel waren die Fleischlosen, während ich mich um Matthias kümmern wollte.
Wieder einmal.
Und wieder stand fest, dass es nicht sicher war, wer Sieger sein würde. In ihm steckte Luzifers Macht, eines Engels, der allerdings einen falschen Weg eingeschlagen hatte.
Matthias merkte, dass sich etwas verändern würde. Seine Frage troff vor Spott, als er mich ansprach.
»Willst du mich vernichten?«
»Das weißt du doch!«
»Du setzt auf dein Kreuz, wie?«
»Ja. Ich bin der Sohn des Lichts, und du bist eine Ausgeburt der Finsternis. Wir beide sind dazu ausersehen, den ersten Kampf, der in der Urzeit seinen Anfang genommen hat, weiterzuführen. Licht gegen Dunkelheit, das ist es, was auch heute noch Bestand hat.«
Ich hatte ihn so ansprechen müssen, aber ich glaubte nicht daran, dass er sich groß beeindruckt zeigte. Nur wollte ich es einfach loswerden. Es musste einfach Klarheit bestehen.
Matthias wusste Bescheid. Er reagierte auch. Ich sah es seinen Augen an. Noch immer hielt er Mandy Hill fest, die diese Haltung kaum noch aushalten konnte und anfing zu stöhnen.
Ich wich ihm nicht aus. Meine Blicke trafen seine Augen, und ich hatte den Eindruck, dass es ab jetzt nur noch uns beide gab.
Alles sonst war weit in den Hintergrund getreten.
Matthias war in der Lage, durch seine Blicke Schaden anzurichten. Sie schafften es, Menschen zu manipulieren.
Ja, auf mich kam etwas zu. Ich merkte es, wie eine urböse Kraft versuchte, mich zu übernehmen. Das musste man mir auch äußerlich ansehen, denn ich hörte Sukos warnende Stimme.
»John, tu was!«
Ich tat etwas, denn noch konnte ich es. Und so war ich bereit, die Formel zu rufen, um mein Kreuz zu aktivieren …
***
Manchmal traut ein Mensch seinen eigenen Augen nicht. So erging es auch Marietta. Sie stand vor diesem Menschen in einer gebückten Haltung und kam sich vor wie im falschen Film.
Das kann doch nicht wahr sein!, schoss es ihr durch den Kopf. Dieser Mensch hier ist verwachsen, er ist mit einem Fehler auf die Welt gekommen. Das waren ihre ersten Gedanken, die sie allerdings abschüttelte, denn sie dachte daran, was sie auf dem Weg hierher erlebt hatte.
Es war dieser Kontakt gewesen mit der Geisterwelt des Voodoo, an den sie sich jetzt wieder erinnerte. Ihre Schutzgeister hatten schon zuvor gewusst, was sie erwartete, und sie hatten entsprechend reagiert. Sie hatten sie zurückhalten wollen, doch Marietta war weiter gegangen, und nun stand sie vor diesem Phänomen, schaute in das Gesicht eines Verzweifelten und wusste nicht, was sie sagen oder denken sollte. Ihr Kopf war leer, und sie besaß auch keinen Kontakt mehr zu der anderen Seite.
Marietta bewegte ihre Lippen. Sie sprach den Mann an, doch sie wusste selbst nicht, was sie überhaupt sagte. Aber sie erlebte eine
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