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1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

Titel: 1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte. Ich riss die Augen weit auf, und hätte ich mich in diesen Momenten im Spiegel gesehen, ich hätte mich wahrscheinlich über mein eigenes dummes Gesicht erschreckt.
    »Bitte?«, hauchte ich.
    »Ja, er ist weg!«
    Nach dieser Antwort fing Mandy Hill an zu lachen. Sie konnte es nicht fassen, und musste einfach durch dieses Lachen reagieren.
    Ich kümmerte mich nicht darum und ging dorthin, wo ich Matthias zum letzten Mal gesehen hatte. Mein Kreuz hielt ich sichtbar in der Hand, und ich dachte daran, dass es mir ein Zeichen geben würde. Irgendeinen Hinweis auf ihn, aber das war nicht der Fall.
    Ich spürte keine Erwärmung und begann damit, mich darüber zu ärgern, dass es mir nicht gelungen war, die Formel zu rufen, um das Kreuz zu aktivieren. So etwas war mir zwar schon öfter passiert, aber einer wie Matthias stellte sowieso alles auf den Kopf.
    Was sollten oder konnten wir tun?
    Es gab einen Vorteil. Die lebenden Skelette hatten wir vernichtet. Ihr Staub verteilte sich auf dem Boden. Uns würden die Gestalten keine Probleme mehr machen und auch den Menschen nicht, die in Quimlin lebten.
    Doch war der Fall damit erledigt?
    Nein, das war er nicht, denn es gab noch Matthias. Er hatte alles gesehen, und er musste sein Eingreifen als eine Niederlage ansehen. Und wie er auf Niederlagen reagierte, das brauchte mir niemand zu sagen. Da kannte er keine Gnade und kein Pardon. Es war möglich, dass er seinen Frust nur an uns allein ausließ, aber wir mussten auch damit rechnen, dass er sich den Ort und seine Menschen vornahm, und dann konnte es grauenhaft werden.
    Allein der Gedanke daran trieb mir den Schweiß auf die Stirn und ließ zudem ein kaltes Gefühl in meinem Nacken entstehen.
    Marietta kam auf mich zu. Zum ersten Mal konnte ich mich auf ihr Aussehen konzentrieren. Sie war eine Frau im besten Alter. Sie hatte eigentlich gar nichts von einer Voodoo-Queen an sich, denn die stellte man sich normalerweise anders vor. Mit dunklen Haaren, auch mit einer kaffeefarbenen Haut, also Karibik. Sie war eine Weiße, aber sie gehörte zu denen, die eingeweiht sein mussten.
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Es sah nicht echt aus, sondern wirkte eher verloren.
    »Hast du es gesehen?«, fragte ich.
    »Ja und nein.«
    Ich wurde plötzlich hellhörig. »Bitte, das hätte ich gern genauer gewusst.«
    »Ich weiß nur, dass sich plötzlich etwas verändert hat. Er war da, aber auch das blaue Licht.«
    »Das in den Augen?«
    »Nein, nicht nur. Es umhüllte seine Gestalt. Das war wie ein schützender Umhang oder wie ein Mantel. Und als ich das nächste Mal hinschaute, war er verschwunden.«
    Ich sagte nichts, was die Frau irritierte. »Glaubst du mir nicht?«
    »Doch, das schon. Ich kenne ihn ja oder glaube ihn zu kennen. Er ist ein Phänomen. Die Hölle hat ihn so geformt, wie sie die Menschen gern hätte.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Aber«, fuhr ich fort, »wir haben ihm auch einen Streich gespielt, wenn ich das mal so sagen darf. Wir haben ihm seine Helfer genommen. Seine kleine Armee, die er aus einem Grab hat steigen lassen, was der reine Wahnsinn ist. Er hat sich mit ihnen zusammen an den Menschen hier rächen wollen, weil sie damals die Leute umgebracht haben, die zu einem fahrenden Volk gehörten, den Zigeunern, und jeder einigermaßen intelligente Mensch weiß, was dieser Volksgruppe oft genug angetan wurde. Nicht nur auf dem Festland, sondern auch hier auf der grünen Insel. Diese Helfer kann er nun nicht mehr losschicken, um Angst und Grauen zu verbreiten. Ob er das hinnimmt, ist die große Frage.«
    »Das meine ich auch. Du denkst an seine persönliche Rache?«
    »Damit ist zu rechnen.«
    Die Voodoo-Queen schwieg. Sie hing ihren Gedanken nach, aber ihr Gesicht blieb dabei unbeweglich. Nur verengte sie leicht die Augen, bevor sie etwas erwiderte.
    »Ich habe vieles gelernt. Ich weiß, dass es eine andere Welt gibt. Aber ich habe mich immer davor gehütet. Ich wollte den Menschen durch mein Wissen helfen, was ich auch oft genug geschafft habe. Dass es den großen bösen Engel, der viele verschiedene Namen besitzt und bei euch Luzifer heißt, gibt, das ist mir auch nicht neu. Ich habe nur nicht gewusst, dass es ihm gelungen ist, einen Menschen so stark auf seine Seite zu ziehen, um ihm all das zu nehmen, was einen Menschen ausmacht.«
    Ich nickte. »Aber ich muss dir nicht groß sagen, dass die Menschen leicht zu verführen sind.«
    »Das allerdings. Das habe ich auch oft genug mit eigenen Augen

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