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1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

Titel: 1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich bückte, sodass es von der Brust hing und ich es anfassen konnte.
    Es war ganz natürlich, dass mein Blick dabei in das Gesicht des Liegenden fiel. Es sah menschlich aus, trotzdem konnte man auf den Gedanken kommen, dass es sich hier um eine leblose Statue handelte, denn im Gesicht bewegte sich nichts. Es blieb einfach nur starr, und ich wollte nachschauen, ob diese Starre auch die Augen erfasst hatte.
    Es schien so zu sein. Das blaue Licht hatte an Intensität verloren, und ich wollte nicht, dass die alte Kraft noch mal zurückkehrte, deshalb musste ich mich beeilen.
    Aber das Schicksal hatte etwas anderes mit uns vor. Wieder wurde ich abgelenkt. Diesmal war es die Stimme der Malerin, die in die Stille hinein den Satz sagte: »Sie bewegen sich! Ja, verdammt, es sind die Skelette!«
    Der Spruch traf mich wie eine neue Herausforderung. Plötzlich war Matthias nicht mehr so interessant, denn ich schaute hoch, und das genau im richtigen Augenblick, denn ein Fleischloser hob seine Arme und schlug mit den Stöcken auf die Trommel …
    ***
    Genau dieser Laut war so etwas wie ein Startsignal. Die übrigen Gestalten hatten bisher wie vereist auf der Stelle gestanden, und das änderte sich nun.
    Es gab keinen mehr, der sich nicht bewegte. Nicht nur die eine Trommel hatte die Stille zerrissen, die Skelette fingen mit ihrer Musik an. Sie hoben die Flöten an, zwei von ihnen besaßen Rasseln, die sie in Bewegung setzten, und auch die schrägen Klänge einer verstimmten Geige erreichten unsere Ohren.
    Es war der schaurigste Musikzug, der uns je untergekommen war. Und für seine Mitglieder gab es nur ein einziges Ziel.
    Das waren wir.
    Sie kamen in breiter Front näher. Was in einem Film ausgesehen hätte wie ein Gruselspaß, war für uns böser Ernst. Obwohl wir keine offen getragenen Waffen sahen, bildeten sie eine Gefahr. Sie würden uns überrennen, wenn es uns nicht gelang, sie zu stoppen.
    Suko war es, der in diesen Moment die Führung übernahm. »Bleibt zurück!«, rief er und schwang dabei seine Peitsche, um zu dokumentieren, was er vorhatte.
    Eine Antwort gaben wir ihm nicht. Ich sah noch, dass Mandy Hill auf Marietta zulief und neben ihr stehen blieb. Dort fühlte sie sich wohl am sichersten.
    Suko griff an. Er nahm sich den Trommler vor, der die Spitze des Totenmarschs bildete. Der Schlag war kaum zu sehen. Er führte ihn aus dem Handgelenk heraus, und wir Zeugen sahen, wie sich die drei Riemen entfalteten, bevor sie das Ziel trafen und den Trommler voll erwischten. Das Klatschen ging in dieser schrillen Kakofonie unter, aber nicht der Erfolg, den Suko erzielte.
    Ich hatte damit gerechnet, dass der Knöcherne durch die Macht der Peitsche auf der Stelle zerrissen wurde. Das traf nicht zu. Er wurde zwar gestoppt, doch dann passierte etwas, das nicht nur mich überraschte.
    Nicht nur, dass der Fleischlose stehen blieb, seine Gestalt leuchtete plötzlich auf. In die Knochenmasse fuhr ein blaues Licht, das auch den Schädel erreichte und dafür sorgte, dass die ganze Gestalt von einem Augenblick zum anderen zerstört wurde. Vor unseren Augen und noch von diesem blauen Schein begleitet zerfiel der Fleischlose zu Staub.
    Suko stieß seinen linken Arm in die Luft als Zeichen des Sieges und als eine Hoffnung für uns, nicht aufzugeben.
    Er war der Kämpfer, er besaß die entsprechende Waffe, und die setzte er auch ein. Er nahm sich nicht die Gestalten der Reihe nach vor, er schlug ziellos in sie hinein. Wir hörten das Klatschen, wir hörten kein Splittern von Knochen, weil sie sich auflösten, aber der blaue Schein blieb immer, und er war das Erbe des Luzifers, das hier durch die Peitsche vernichtet wurde.
    Hatte die Musik vor Kurzem noch so schrill gespielt, so erlebten wir jetzt eine Veränderung. Sie wurde immer leiser. Das harte Schlagen der Trommelstöcke verstummte, die Flöten schafften es nicht mehr, mit ihren hohl klingenden Melodien unsere Ohren zu malträtieren. Das alles war vorbei.
    Die geordnete Reihe gab es längst nicht mehr. Suko hatte eine regelrechte Schneise in diesen Pulk geschlagen, und immer mehr der Wesen zerfielen zu bläulichem Staub.
    Aber Suko schaffte es nicht allein. Nachdem die Skelette die erste Überraschung verdaut hatten, fingen sie damit an, sich aus der normalen Reihe zu lösen. Es wies einiges darauf hin, dass sie die Flucht ergreifen wollten, nur wollte ich das nicht zulassen.
    Auch Marietta dachte so. Sie rief mir etwas zu, von dem ich nicht alles verstand, und als ich ihr einen

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