Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen

Titel: 1720 - Die Nacht der Voodoo-Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sagte. Das war sowieso im nächsten Augenblick unwichtig, denn etwas anderes schallte uns entgegen.
    Ein Lachen!
    Nur kein Lachen, über das man sich freuen konnte, das war mehr eine Mischung aus Lachen und Weinen und zwischendurch mal durch einen Schrei unterbrochen.
    Keiner blieb davon unberührt. Wir gingen nicht mehr weiter und lauschten dieser Begrüßung. Dabei sahen wir, dass Mandy Hill die Hände zu Fäusten ballte und mit ihren Fingernägeln in das Fleisch der Ballen stieß.
    Sie konnte nicht mehr an sich halten, und die Worte sprudelten aus ihrem Mund hervor.
    »Das ist er! Das ist mein Bruder!« Sie nickte heftig. Tränen rannen an ihren Wangen entlang. »Das ist er. Ich kenne doch seine Stimme …«
    Wir gaben ihr keine Antwort und schauten betreten zu Boden. Bis ich den Anfang machte und mich in Bewegung setzte. Ich wusste, wohin ich gehen musste. Als ich kurz vor dem Eintritt zum Atelier und den Blick über die Schulter warf, sah ich Mandy Hill, die sich wieder bei Suko eingehakt hatte.
    Wenig später betrat ich als Erster das Atelier. Es war der Moment, in dem wir nichts mehr hörten. Graham Hill schien eine Pause eingelegt zu haben.
    In den ersten Sekunden war nichts von ihm zu sehen. Ich registrierte zudem, dass sich nichts verändert hatte, ging dann weiter in das Atelier hinein, und plötzlich befand sich auch die Voodoo-Queen an meiner rechten Seite.
    Sie sagte nichts. Mit einem schnellen Seitenblick erkannte ich, dass sie blass geworden war.
    »Wer ist da?«, schrie Graham Hill. Er musste wohl etwas gehört haben, und da wir ihn nicht sahen, sorgte er dafür, dass sich dies änderte. Aufstehen konnte er nicht, und doch geriet er in unser Blickfeld, denn er wälzte sich über den Boden, und genau diese Szene war für jeden von uns schlimm.
    Die Stellung der beiden Glieder hatte sich nicht verändert. Bei jeder Umdrehung wurden sie in Mitleidenschaft gezogen, und an seinem Gesicht lasen wir ab, welche Schmerzen er spüren musste. Erst als er uns sah, kam er zur Ruhe.
    Er hatte die Augen verdreht, damit er zu uns hoch schauen konnte. Sein Mund war nicht geschlossen, und so rann der Speichel über seine Unterlippe.
    Jeder sah ihn, auch Mandy Hill.
    Als hätten wir uns abgesprochen, schauten wir sie an. Wir blickten in ein Gesicht, dessen Züge starr waren, aber sich so verändert zeigten, dass sie wie aufgelöst wirkten.
    Dann bewegte sie ihren Mund. Es war zu sehen, dass sie den Namen ihres Bruders formulierte, es aber nicht fertigbrachte, ihn auszusprechen.
    Dann hielt sie nichts mehr. Auch Sukos Nähe nicht. Sie wollte von ihm weg und stürzte sich praktisch ihrem Bruder entgegen. Dass sie nicht ausrutschte und auf ihn fiel, glich einem Wunder. Sie kniete neben ihm, sie rief seinen Namen und legte dabei all ihr Gefühl in diesen Ruf, sodass wir alle eine Gänsehaut bekamen.
    Dann senkte sie den Kopf noch tiefer und bedeckte Grahams Gesicht mit Küssen.
    Wie Puppen standen wir daneben und waren nicht in der Lage, etwas zu sagen. Diese Szene ließ keinen kalt. Sie ging uns durch und durch. In diesen Momenten wurde uns wieder mal bewusst, zu welchen Grausamkeiten jemand wie Matthias fähig war, da musste er nicht mal einen Menschen töten.
    Mandy sprach auf ihren Bruder ein. »Keine Sorge, Graham, es wird alles wieder gut. Du musst keine Angst haben. Wir – wir – regeln das schon, bitte …«
    Keiner von uns widersprach ihr. Es war nicht gut, wenn man einem Menschen die Hoffnung nahm.
    Wir glaubten auch nicht, dass Graham Besuch von seinem Peiniger bekommen hatte. Er war sich selbst überlassen worden und damit einem grauenhaften Schicksal.
    Irgendwann stand die Malerin auf. Sie holte ein Taschentuch hervor, putzte sich die Nase und rief uns dann zu: »Ihr könnt ihn doch nicht einfach hier auf dem Boden liegen lassen! Ihr müsst was tun! Bitte, soll er hier verrecken?«
    Suko fühlte sich auch jetzt als Beschützer. Er ging auf Mandy Hill zu und schüttelte den Kopf, bevor er sie wieder an sich zog, durch das graue Haar strich und dann leise auf sie einredete.
    »Bitte, Mandy. Wir tun, was wir können, und wir werden uns auch um deinen Bruder kümmern.«
    »Ich will ihn nicht dort auf dem Boden liegen sehen«, sagte sie jammernd.
    »Das musst du auch nicht. Wir helfen ihm.«
    »Und dann?«
    »Auch wenn es dich bedrückt, ich kann dir nicht sagen, wie es weitergeht. Das hängt nicht von uns ab.«
    »Das weiß ich ja«, erwiderte sie matt.
    Suko wollte freie Hand haben. Er führte die Frau zu

Weitere Kostenlose Bücher