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1721 - Utiekks Gesandte

Titel: 1721 - Utiekks Gesandte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Dose zu öffnen und die Inhalte gegeneinander auszutauschen.
    Sie kletterte oft zum Gipfel des mächtigen Shergen. Von hier aus sah sie fernen Heat-Kreuzern zu, wie sie sich schwerelos vom Raumhafen erhoben, wie sie mit heulendem Geräusch die grüne Atmosphäre teilten und in Richtung .Himmel kleiner wurden.
    Später, so sagten ihr die erwachsenen Barrayd der Schule, würde sie selbst einmal ein Raumschiff fliegen. Einen Phoor-Jäger. Sie begriff allerdings nicht, weshalb die Barrayd dann mit solcher Grabesstimme sprachen, weshalb man sie musterte wie eine Todgeweihte.
    Phoor-Jäger waren nur für Immune. Aber sie wußte nicht, was das war, immun, und sowohl Semiodd als auch Tje Minas weigerten sich, es ihr zu erklären.
    Ouidane haßte Geheimnisse. Wenn sie eins entdeckte, gab sie nicht eher Ruhe, bis sie alles aufgedeckt hatte, was damit zusammenhing. Über die Immunen jedoch hörte sie nicht eine unbedachte Silbe. Außerdem stellte sie fest, daß ihr große Teile der Schule nicht zugänglich waren. Die junge Barrayd konnte das nur schwer verstehen. Ganze Stockwerke bestanden entweder aus massivem Fels, oder die Zugänge dorthin waren perfekt verborgen.
    Sie bekam nicht heraus, weshalb man den Gebäudekomplex im oberen Teil Shergens des Mächtigen eine Schule nannte. Außer ihr selbst schien es niemanden zu geben, der lernte oder lehrte. Und doch wurden die Leute in Semiodds Alter fast alle Lehrer genannt.
    Als Ouidane an diesem Morgen erwachte, kratzte irgend etwas an ihrem Rücken unerträglich. Sie baute ein Spiegelfeld auf und betrachtete sich selbst von hinten. Wieder einer dieser roten Flecken. In ihrem Leib schmerzte es, ohne daß sie exakt den Punkt bestimmen konnte. Kein Wunder, daß sie schlechter Laune war – sogar den Unterricht bei Semiodd, den sie sonst herbeisehnte, schwänzte die junge Barrayd an diesem Tag.
    So ging es bis zum Abend, die ganze Zeit. Sie quälte sich zum Gipfel des Berges hoch, schaute mal zum Raumhafen, mal auf Shergens zerklüftete Flanken. Im sich herabsenkenden Schatten der Dämmerung erstrahlte Zhanth, die Millionenjährige, durch den Glanz unzähliger Lichter.
    Die Mischung aus Schmerz und Langeweile brachte sie um den Verstand.
    Ouidane schlich in die Packhalle, vorbei an zwei schläfrigen Lehrern, allein schon um sich abzulenken. Mit schnellen Bewegungen, denen das barrayische Auge kaum zu folgen vermochte, tauschte sie die Blöcke verschiedener Antigravbänder gegeneinander aus. Bevor die unsichtbare Zange zupacken konnte, befanden sich ihre Hände längst außer Reichweite.
    Jedenfalls war es früher so gewesen.
    Denn heute sah sie das Unheil kommen, konnte aber nichts dagegen tun. Ouidane fühlte sich wie gelähmt. Sie faßte einen Getreideblock, kleiner als ihre Faust, und wollte ihn zur Seite stellen - als von oben der Hammer fiel und ihre linke Hand mit unwiderstehlicher Gewalt fixierte.
    Zu langsam, viel zu langsam.
    Die brüllende Barrayd wurde an der linken Hand hochgezogen. Sie hatte keine Kraft, sich aufzulehnen, nicht gegen maschinelle Gewalt.
    „Semiodd!" schrie sie aus Leibeskräften. „Hilfe, Semiodd!"
    Niemand reagierte.
    Voller Panik sah sie die eigentliche Packstraße näher kommen.
    Ouidane wurde abgesetzt, besser: ihre Hand, und in einen rechteckigen Behälter gepreßt, der für eine barrayische Faust viel zu klein war.
    Sie hatte niemals solche Schmerzen verspürt. Das Gelenk mußte mehrfach gebrochen sein.
    Und als die Automatik den hauchdünnen Deckel aufsetzte, wurde die Hand sauber vom Gelenk getrennt. Aus den Armspeichen tropfte gelbes Blut. Ouidane erlitt einen Schock: Sie verlor das Bewußtsein, ohne sich dagegen zu wehren.
     
    *
     
    „Ouidane, kannst du mich hören?"
    Semiodds Stimme.
    Mit einem Gefühl ungläubigen Staunens erwachte sie. Instinktiv tastete sie zur linken Hand. Alles intakt; hatte sie sich den Unfall nur eingebildet?
    „Wir haben sie aus den Dose geholt und wieder angenäht", erklärte Semiodd. „Du hast das Alter, Kleine, du mußt vorsichtiger werden. Sonst geht es beim nächsten Mal tödlich aus. Oder wir überwachen dich Tag und Nacht."
    Ouidane öffnete die Augen, vorsichtig, trotz der blendenden Helligkeit der Krankenstation. Das Licht schmerzte in ihren Augen; obwohl es sie früher niemals gestört hatte.
    „Was für ein Alter?" fragte sie.
    „Drei Jahre fast."
    „Und was bedeutet das?"
    „Du bist eine Immune. Es entwickelt sich immer so."
    Weitere Auskünfte ließ sich Semiodd nicht entlocken, so hartnäckig

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