1723 - Das Templer-Trauma
auf einem Bildschirm nach, während seine Kollegin einen etwas starren Blick bekam, denn wir ließen sie auf unsere Ausweise schauen.
»Sie wissen Bescheid?«, fragte ich.
Ein Nicken war die Antwort. Dann hörten wir die geflüsterte Frage. »Polizei?«
»Wie Sie lesen können. Und wir sind tatsächlich angemeldet, auch wenn Sie das auf dem Monitor nicht lesen. Wo also müssen wir hin?«
Beide zeigten sich recht konsterniert. Sie schluckten, dann räusperten sie sich, und wir erhielten die Antwort, die wir haben wollten. Wir mussten in den dritten Stock fahren.
»Danke«, sagte auch Suko. »Warum nicht gleich so? Etwas weniger Arroganz stünde Ihnen besser. Und schauen Sie nicht nur auf das Äußerliche eines Menschen. Da kann man sich leicht täuschen.«
Eine Antwort erhielten wir nicht. Wir näherten uns einem der beiden Lifte. Suko lachte und meinte: »Das habe ich einfach loswerden müssen.«
»Richtig.«
Die Tür des Lifts öffnete sich lautlos. Wir durften einen Raum betreten, dessen Wände mit gebürstetem Aluminium verkleidet waren. Es roch nach einem teuren Parfüm, aber nicht zu stark. Jedenfalls war es wohl ein moderner Geruch, der uns bis in die dritte Etage begleitete, wo wir uns dann in einem klimatisierten Flur wiederfanden und durch eine bis zum Boden reichende Scheibe nach draußen schauten, weil die Rollos in der Hälfte aufhörten. Der warme Braunton eines Teppichs sorgte dafür, dass niemand zu hart auftrat. Die Türen der Büros bestanden aus Holz und nicht aus kaltem Kunststoff. Es gab Hinweisschilder auf die Firmen oder Personen, die sich hier etabliert hatten, und natürlich befand sich auch ein Dr. Goldsmith darunter.
Bevor wir die Tür zu seinem Allerheiligsten erreichten, meldete sich mein Handy.
Ich wollte nicht abheben, sah allerdings Sukos vorwurfsvollen Blick und meldete mich.
Es war Sir James, der noch etwas von uns wollte. »Wo halten Sie sich im Moment auf?«
»Fast vor Dr. Goldsmiths Büro.«
»Das ist gut.«
»Wieso?«
»Ich habe vergessen, Ihnen noch zu sagen, dass der Mann Mitglied in meinem Klub ist. Er gehört auch zu denen, die ich hin und wieder eingeweiht habe. Nicht in alle Details, aber er ist über Ihre Tätigkeiten gut informiert. Sie müssen ihm nicht erst viel erklären, und er ist ein Mann, der immer rasch zur Sache kommt.«
»Wunderbar«, sagte ich. »Sonst noch was, Sir?«
»Nein. Das sollten Sie nur wissen.«
»Danke.«
Ich erklärte Suko, was Sir James von mir gewollt hatte, und sah, dass mein Freund den Kopf schüttelte.
»Himmel, das scheint ja ein Wundermann zu sein, wenn Sir James so begeistert von ihm ist.«
»Das Gefühl habe ich auch.«
Wir gingen die letzten Meter und erreichten das Vorzimmer zu Peter Goldsmiths Büro. Wir klopften an, hörten eine weiche Frauenstimme und betraten ein Büro. In dieser normalen Einrichtung residierte eine nicht mehr so junge Frau. Top frisiert war das braune Haar. Ein dezentes Kostüm trug die Dame, die sich als Mabel Sanchez vorstellte, freundlich lächelte und uns gar nicht zu Wort kommen ließ, denn sie sagte: »Sie müssen die Herren vom Yard sein.«
»Das sind wir.«
»Der Doktor erwartet Sie bereits. Einen Moment noch.« Sie drückte auf einen Knopf ihrer Sprechanlage, meldete uns an, und wir durften einen anderen Raum betreten, der durch eine schallschluckende Tür gesichert war.
Gedämpfte Farben. Ein dicker Teppich. Regale mit Büchern, keine übliche Psychologen-Couch, dafür eine Sitzgruppe aus Leder, das wie Cognac schimmerte. Der Blick aus dem Fenster bot eine prächtige Sicht über die Themse, und auch das Riesenrad, das London Eye, war deutlich zu sehen.
Dr. Goldsmith trug keinen steifen Kittel, auch keinen dunklen Anzug, er war locker gekleidet. Hose, Hemd und Weste. Ein lockerer Typ, vom Alter um die sechzig. Sein graues Haar wuchs sehr dicht, war kurz geschnitten und stand in die Höhe. Eine Goldrandbrille war ihm etwas zu weit auf den Nasenrücken gerutscht, und sein Lächeln wirkte offen und ehrlich.
Ebenso die Stimme.
»Das freut mich, dass ich Sie endlich mal kennenlerne. Der gute Sir James hat einiges von Ihnen erzählt.«
»Hoffentlich nichts Schlechtes«, sagte ich.
»Auf keinen Fall.«
Er stellte sich vor, auch wir sagten unsere Namen und wurden gebeten, ihn Peter zu nennen.
Wir hatten nichts dagegen, in den Sesseln Platz zu nehmen. Die Einladung zum Mineralwasser nahmen wir gern an.
Der Hypnotiseur saß zwischen uns und streckte seine Beine aus. Er gab sich ganz
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