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172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
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Händen, rissen sich von den Metallstangen und sprangen vom Tisch, während Gabi weiter mit Zahlen jonglierte. Andere Figuren erwachten ebenfalls zum Leben, weckten ihre Nachbarn auf und folgten den beiden.
Die ersten Teilnehmerinnen schrien auf, Gabi drehte sich erschrocken um. Viktors Kürbismann packte sie am Bein und trieb seine Kürbiszähne in ihr Fleisch. Offenbar waren seine Zähne messerscharf, sie drangen mühelos durch ihre Jeans. Gabi schrie auf und knickte vor Schmerz ein. Die Maiskolbenpuppe sprang ihr an den Oberschenkel und biss ebenfalls zu. Dunkle Flecken breiteten sich auf ihrer Hose aus. Sarah, eine Teilnehmerin aus der ersten Reihe, wurde von mehreren renitenten Figuren angesprungen. Angefallen – fand Viktor und er sah, wie aus den gerissenen Wunden das Blut pulsierte. Eine allgemeine Hysterie griff um sich, doch Viktor war nicht von ihr betroffen, er fühlte sich sonderbar teilnahmslos. Der große gelbe Kürbis sprang einer Frau in den Schoss und vergrub sein Antlitz in ihrem Schritt, sie schrie erst erschrocken, dann panisch und gequält auf. Die Frauen versuchten, sich zu wehren, schlugen auf Obst und Gemüse ein, sodass es zerfetzte und im Raum herumflog, aber die Figuren waren entschiedener – bösartiger. Einige hüpften oder kletterten an den Sitzenden empor, offenbar mit einigem anatomischen Wissen ausgestattet, und schlugen ihre Zähne, Krallen oder Klauen in den Hals der dicklichen Frauen. Blut. Viktor sah überall Blut um sich herum. Die veganen Kreaturen begannen zu speisen, sobald sie ihre Opfer erlegt hatten. Zu den abebbenden Schreien gesellte sich ein Schmatzen hinzu. Viktor spürte, dass irgendwo etwas Wichtiges vor sich ging, und da er nicht angegriffen wurde, erhob er sich von seinem Stuhl. Er kam sich größer und langsamer vor als sonst, wie ein Kosmonaut, leichter, aber auch unbeweglicher. Um ihn herum die Szenen eines Massakers, große Verluste auf beiden Seiten, doch die Sieger waren eindeutig auszumachen. Was lag dort auf dem Tisch? Viktor konnte sich nicht erinnern, dass jemand dort ein Stück rohes Fleisch abgelegt hätte, aber nun lag es da und eine Blutlache breitete sich darum aus. Etwas stimmte damit nicht. Es wuchs. Als hätte ein Zauberer einen Trick vollführt. Plötzlich war es um die Hälfte größer geworden und Viktor hatte nicht bemerkt, wie es gewachsen war. Schon wieder. Viktor kniff die Augen zusammen, glaubte so, eine Sinnestäuschung verscheuchen zu können. Noch größer! Aber eine Beobachtung aus den Augenwinkeln führte ihn zu der Erkenntnis, dass jeder Bissen, den das Gemüse aus den Weight Watchers riss, dem auf dem Tisch liegenden Fleischklumpen zugeführt wurde.
»Nun weißt du, was mit dem ganzen Fleisch und Fett passiert, Schwabbel!«, sagte sein Kürbis und lachte mit blutverschmierter Fratze.
»Jemand anderes kriegt es«, kreischten alle Kreaturen im Chor.
*
Viktor kam zu sich, schlug die Augen auf und sah Gabis Gesicht dicht vor seinem. Sie tätschelte ihm die Wangen mit kalter und nasser Hand. Er lag auf dem Boden, seine Beine waren auf einem Stuhl hoch gelagert.
»Er kommt zu sich«, sagte eine.
»Gott sei Dank«, erwiderte eine andere.
»Sehr gut, Viktor. Kannst du mich hören?«
»Ja«, krächzte er und räusperte sich.
»Was ist passiert?«, wollte er wissen und versuchte einen Blick auf die Gemüsefiguren zu erhaschen. Sie standen unverändert auf dem Tisch. So etwas hatte er noch nie erlebt, konnte sich aber vorstellen, dass halluzinogene Drogen solche Bilder und Empfindungen verursachten. Es hatte so real gewirkt.
»Viktor, wir haben einen Rettungswagen geordert, die werden gleich hier sein und dich noch einmal durchchecken, ja?«
Er nickte, drehte sich zur Seite und stand vorsichtig auf. Zwei Frauen stützten ihn dabei. Viktor schwankte kurz und sah in betretende, aber auch erfreute Gesichter.
»Entschuldigung, dass ich das Fest so vermasselt habe«, sagte er in die Runde.
»Ach, Viktor!«, fuhr ihm Gabi tadelnd ins Wort und drückte ihn sanft auf seinen Stuhl. »Du bleibst jetzt erst mal hier sitzen und wir klatschen einmal alle, weil wir so froh sind, dass der gute Viktor wieder wach geworden ist.«
Applaus, der ihm unangenehm war, aber zum Teil berührte es ihn auch, denn er glaubte, dass er von Herzen kam.
»Und wie ist es bei Euch? Fühlt Ihr Euch auch manchmal schwindelig? Oder plötzlich so schwach, dass Ihr Euch hinlegen müsst?“, fragte Gabi in die Runde und trieb die Gruppe nach dem Schock wieder zusammen.
Viktor war

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