Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
172,3 (German Edition)

172,3 (German Edition)

Titel: 172,3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Voss
Vom Netzwerk:
dankbar, nicht mehr im Zentrum des Interesses zu stehen, nahm aber den Dialog nur am Rande wahr. Irgendwann kamen zwei Rettungssanitäter mit einem Arzt und bestanden darauf, ihn im Wagen zu untersuchen. Viktor willigte ein, verabschiedete sich von seinem Kurs, der ebenfalls in Begriff war aufzubrechen, und folgte dem Arzt. Eine der Teilnehmerinnen steuerte im Hinausgehen auf ihn zu und beugte sich zu ihm. Viktor dachte erst, sie wolle ihn küssen und wich etwas zurück.
»Ich habe es auch gesehen«, flüsterte sie und sah ihn eindringlich an. Dann eilte sie zum Ausgang. Den Rest des Tages dachte er über diesen Satz nach.

164,2 kg

»Schön, Herr Vogel«, sagte sein Hausarzt, Dr. Meinert, und bot ihm den freien Platz vor seinem Sekretär an.
Viktor konnte es nicht unterdrücken, aufgeregt zu wirken. Nach seinem zweiten Wegtreten vor zwei Wochen hatte er sich unter ärztliche Aufsicht begeben. Ein Umstand, der erst eine und dann eine zweite Blutprobe zur Folge gehabt hatte. Dr. Meinert hatte sich bewusst unklar ausgedrückt. Einer der Werte liege nicht in der Norm, deshalb könne man sein Blut jetzt gezielter nach einer Ursache untersuchen. Mit seiner Nervosität schwand auch Viktors Menschenkenntnis. Er hatte das Gefühl, dass ihm Dr. Meinert etwas verschweigen wollte oder aber nicht wusste, wie er es zur Sprache bringen sollte. Krebs , schoss es ihm (zum wiederholten Male) durch den Kopf, und er begann, zu schwitzen.
Dr. Meinert saß ihm gegenüber, lächelte milde.
»Und? Wie geht es uns?«, fragte er und hielt seine Hände zusammengefaltet vor seinem Bauch.
Viktor stieß Luft aus. »Ehrlich gesagt, nicht so gut. Ich will endlich wissen, was los ist«, antwortete er und beobachtete den Arzt.
»Ja … natürlich.«
Dr. Meinert beugte sich vor, holte Luft.
»Also, es ist so …«, begann er und suchte nach Worten, »einer Ihrer Blutwerte, Eisen, war deutlich unter der Norm. Kurzum, Ihre Schwindelanfälle könnten durch diesen Mangel verursacht worden sein.« Der Doktor nickte und hatte noch lange nicht das gesagt, was Viktor hören wollte. Er fragte sich, ob sich Ärzte absichtlich alles aus der Nase ziehen ließen oder ob Dramaturgie ein Seminar ihres Studiums war.
»Und? Was hat diesen Eisenmangel ausgelöst? Dass ich abnehme?«, fragte Viktor ungeduldig und nagte an seiner Unterlippe.
»Tja, das habe ich mich natürlich auch gefragt, nicht wahr. Und deshalb haben wir dann die zweite Probe genommen. Da haben wir dann genau auf Dinge geschaut, die für den Eisenmangel verantwortlich sein könnten. Innere Blutungen, Geschwüre …«
Achtlos ließ Dr. Meinert diese Worte fallen, wie leere Patronenhülsen und in Viktor tobte ein apokalyptisches Chaos.
»Aber, es ist alle gut mit uns, nicht wahr. Also, nichts«, sagte der Doktor, beugte sich vor und stützte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab. »Und ehrlich gesagt, Herr Vogel, wir haben keine Erklärung. Sie zeigen dieselben Symptome wie eine Schwangere. Das wundert einen natürlich, aber die Medizin, die Biologie, das Leben …«, er untermalte seine Worte mit einer ausladenden Geste, »… ist so vielfältig. Ich verschreibe ihnen ein Eisenpräparat. Nehmen sie morgens und abends jeweils eine Kapsel. Aber schwanger sind sie doch nicht Herr Vogel, nicht wahr?«
Dr. Meinerts Scherz kam bei Viktor nicht an, denn obwohl die Auskunft, nicht lebensbedrohlich erkrankt zu sein, sehr erfreulich war, nistete sich ein beklemmendes Gefühl ein. Eine Ahnung vielleicht, die Viktor nicht imstande war zu fassen, aber sie verkündete nichts Gutes.



162,0 kg
Der letzte Handgriff und sein neuer Energetics-Fahrrad-Heimtrainer stand aufgebaut im Wohnzimmer. Es war Larissas Idee gewesen, dass er sich nach den ersten 10 abgenommenen Kilos etwas gönnen sollte, und er hatte sich einen Heimtrainer gewünscht. Gelenkschonend wollte er sich langsam an Sport herantasten und mit einem Ergometer konnte er seine Herzfrequenz während des Trainings kontrollieren. Er räumte das Werkzeug zusammen, brachte es in die Abstellkammer und lauschte auf dem Rückweg nach oben. Nichts. Seine beiden Frauen schliefen. Larissa hatte einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich und war leicht erkältet, Daniela hatte Kummer mit David und war deshalb völlig verheult früh schlafen gegangen. Hätte er sie trösten sollen? Er fand nicht. David war ein Schlaffi! Sie würde darüber hinwegkommen und einen besseren finden.
Er ging wieder ins Wohnzimmer, knüllte die Plastikfolien zusammen und stopfte sie in einen

Weitere Kostenlose Bücher