1724 - Besuch aus Hirdobaan
Asteroiden, als wollten sie ihm einen Anzug verpassen."
Gaea Grunget wühlte in den dünnen Strähnen ihres roten Haares. Wie fast immer stand sie leicht gebeugt da und machte den Eindruck, als sei sie übernächtigt.
„Vielleicht ist es tatsächlich so", entgegnete Larini Priest und blickte zu ihr hinauf. Gaea überragte den Kosmonauten um gute vierzehn Zentimeter, aber sie tat, als sei ihr das gar nicht bewußt.
Unverwandt starrten sie auf den Panoramabildschirm der kosmonautischen Abteilung tief unten im Schiff, nicht weit hinter dem Bughangar.
Fünfhundert Schiffe der Hamamesch kreisten in Form einer Kugelschale um einen drei Kilometer langen Asteroiden von unregelmäßiger Form. Es handelte sich um einen Irrläufer, den Überrest eines Kometen oder eines kleineren Himmelskörpers, der nach einer Kollision einen neuen Kurs eingeschlagen hatte und langsam aus der Großen Magellanschen Wolke hinausdriftete. Irgendwann in Millionen von Jahren würde er auf eine andere Galaxis treffen oder für immer in den Tiefen des Universums verschwinden.
Die PARACELSUS erhielt eine Aufforderung der Hamamesch, sich aus der Nähe des Asteroiden zurückzuziehen. Nuka Kullino dachte nicht im Traum daran. Als Antwort schaltete er für zehn Minuten die Paratronstaffel des Schiffes ein. Die Hamamesch tasteten das Energiefeld ab und unterließen es von da an, irgendwelche weiteren Forderungen zu stellen.
„Damit wir uns darüber im klaren sind", verkündete der Kommandant überall im Schiff. „Unsere Neugier läßt sich nur so lange beibehalten, wie keine Schiffe der Gurrads oder anderer Völker aus Groß-Magellan hier aufkreuzen."
Gaea Grunget quittierte es mit einem verächtlichen Schnauben. Was scherten sie die Birnenschiffe der Gurrads? Hier, im entlegensten Winkel der Großen Magellanschen Wolke, gab es so gut wie keinen Schiffsverkehr. Daß die Hamamesch ausgerechnet hier Station machten, ergab keinen Sinn. Schließlich wollten sie Waren verkaufen, und die brachte man für gewöhnlich dorthin, wo die meisten potentiellen Kunden lebten.
Die Hamamesch kümmerten sich nicht um so etwas. Sie koppelten die Container ab und postierten sie über den beiden Enden des Asteroiden.
„Sieht aus, als wollten die ihren Müll hier abladen."
Gaea lachte glucksend.
„Ein guter Vergleich, Larini. Wer weiß, vielleicht handelt es sich tatsächlich um Abfall. Abfall der Hamamesch-Kultur, den sie hier als hochwertige Güter verkaufen wollen."
Fasziniert beobachteten sie, wie sich die Container öffneten, ihre Segmente nach außen klappten und aus ihrem Innern erste Behälter und bizarre Gegenstände nach oben wuchsen. Der Vorgang hatte große Ähnlichkeit mit sich öffnenden Blütenkelchen, und die vollständig aufgeklappt im All schwebenden Container erinnerten an Seerosen auf einer unbewegten Wasseroberfläche.
„Es geht los", sagte Gaea Grunget. „Sieh nur!"
Schlanke, schnelle Boote schossen aus den Containern hinab auf die Oberfläche des Asteroiden und breiteten eine Masse auf ihm aus, die rasch eine glatte, gleichmäßige Oberfläche bildete und sich verfestigte.
Gleichzeitig nahmen die Hamamesch-Schiffe Fahrt auf, verließen die Baustelle und entfernten sich nach Groß-Magellan. Nur wenige Beiboote blieben zurück. Ihre Insassen steuerten die Vorgänge über dem Asteroiden. Die Besatzung der PARACELSUS hatte keine Mühe, den Funkverkehr aufzufangen und auszuwerten. Die Hamamesch legten anscheinend sogar Wert darauf, daß ihre Beobachter verstanden, was vor sich ging.
Erste Bauteile lösten sich aus den Containern und sanken sanft auf den Asteroiden hinab. Roboter nahmen sie in Empfang und dirigierten sie an die vorgesehenen Positionen, verschweißten sie miteinander und erstellten auf diese Art und Weise das Gerippe für eine riesige Kaufhalle, so lang wie der Asteroid und dessen Form angepaßt. Zehn Stunden Bordzeit benötigten sie dazu, und inzwischen ging das Leben an Bord weiter. Die Hamamesch kümmerten sich nicht um die Aufnahmesonden, die sich bis in die Nähe wagten, dort jede Kleinigkeit filmten und in die PARACELSUS übertrugen.
Die Syntrons werteten die Aufnahmen aus und verglichen sie mit dem, was man durch den Kontakt bei Coma-6 über das Volk aus Hirdobaan und seine technischen Möglichkeiten wußte. Es gab keine neuen Erkenntnisse zu verzeichnen, und Nuka Kullino gab in bezug auf die Hamamesch Entwarnung. Sie spielten zwar ein undurchsichtiges Spiel, aber sie stellten keine direkte Bedrohung für die
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