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1726 - Die Polizistin

1726 - Die Polizistin

Titel: 1726 - Die Polizistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Untergrund seine blutigen Taten begangen. Immer gegen die Engländer, aber auch die religiösen Parteien hatten ihn mieten können. Als Ruhe eingetreten war, hatte er seine Aktivitäten auf die größere Insel verlagert. Seine Art zu töten hatte er nicht gewechselt. Auch hier schoss er die Menschen in die Stirn, es war so etwas wie sein Markenzeichen, und deshalb wusste die Polizei genau, mit wem sie es zu tun hatte.
    Er war nie gefunden worden, bis auf diesen Tag. Da war sich die Polizistin sicher, ihm bald Auge in Auge gegenüberzustehen und ihn festnehmen zu können.
    Sie freute sich darauf.
    Sie lächelte, als sie dem Licht entgegenging. Nicht einmal jetzt zog sie ihre Waffe. Sie gab sich auch keine Mühe, besonders leise zu sein, und als sie die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte, war sie nur noch wenige Schritte vom Ziel entfernt.
    Das Licht floss von der rechten Seite her in den Gang hinein. So wusste Angie genau, wohin sie zu gehen hatte. Sie tat es mit einer schon abgebrühten Selbstverständlichkeit, drehte sich dann nach rechts – und übertrat die Schwelle, als würde sie bei sich zu Haus in das Bad oder Schlafzimmer gehen.
    Sie war da – und er war auch da.
    Sie hörte das Kichern und auch die Stimme, die leicht schrill, aber dennoch leise klang.
    »Komm rein in dein Grab…«
    ***
    Das tat Angela, und sie tat es mit einer Selbstverständlichkeit, die den anderen einfach überraschen musste, was aber nicht der Fall war, denn der andere gab keinen Laut von sich.
    Eine halbe Körperlänge hinter der Schwelle hielt sie an. Ein kurzer Blick, ein Nicken, ein Lächeln, dann das Anheben ihrer Schultern.
    »Gemütlich hast du es hier nicht, McMurray.«
    »Halts Maul.«
    »Ich meinte ja nur.«
    Er kicherte. »Wirklich, du hast Nerven. Gehörst zu den Bullen. Zu den Kühen kann man ja nicht sagen.« Er lachte über seinen Witz.
    »Das solltest du auch lassen.«
    »Schnauze. Ich sage, was ich will. Das lass ich mir von keinem verbieten.«
    »Kein Problem.« Angie Fox blieb lässig, obwohl sie in die Mündung einer Pistole, die McMurray mit beiden Händen festhielt, schaute. Er stand in einer Pennerbude, in der es einen Sessel gab, ein Radio, einige Dosen mit Essen, ein paar Decken. Es war ein Fluchtloch, und McMurray sah nicht so aus, als würde er hier lange leben oder gelebt haben.
    Seine Kleidung war sauber. Er trug ein Jackett und eine Hose mit Kniff. Das Hemd war lilafarben, um seinen Hals hatte er einen dünnen Schal gewickelt.
    Die Lampe hing an der Decke. Sie bestand nur aus einer in die Fassung gedrehten Glühbirne, die mit einer grünlichen Farbe bestrichen war.
    »Bist du allein?«
    Die Polizistin lächelte. »Ja, das bin ich. Oder siehst du noch jemanden?«
    »Nein, ich habe auch keinen gehört.« Der Mund, um den ein Dreitagebart wuchs, verzog sich zu einem Grinsen. »Das enttäuscht mich irgendwie, muss ich schon sagen.«
    »Warum?«
    »Warum? Warum?«, äffte er nach. »Das kann ich dir sagen. Ich habe gedacht, ich bin etwas Besonderes. Man müsste mich mit einer halben Kompanie von Bullen jagen, um mich endlich zu stellen. Aber was passiert? Stattdessen kommst du hier an. Ganz allein, und du hast nicht mal eine Kanone gezogen.«
    »Ja, das ist so.«
    »Dann bist du lebensmüde? Dann willst du, dass ich dich kille? Oder was?«
    »Nein, das wirst du nicht.«
    McMurray senkte die Waffe. »Und was macht dich so sicher? Wie kannst du so etwas behaupten?«
    »Ich bin gekommen, um dich festzunehmen. Und das werde ich auch tun. So einfach ist das.«
    Der Killer hob seine Waffe wieder an. Er atmete heftig. Er schien sauer zu sein. Dann fragte er: »Oder willst du diejenige sein, die im Dienst stirbt?«
    »Auch das nicht. Ich werde dich festnehmen. Du wirst dich für deine Taten verantworten müssen. Das ist so, und das kannst du nicht ändern.«
    McMurray schüttelte den Kopf. »Irre«, flüsterte er, »du bist einfach nur irre!«
    »Das meinst du.«
    »Ich weiß es. Irre. Jeder Selbstmörder ist auf irgendeine Art irre. Und du hast hier noch eine große Klappe. Das kriege ich nicht gebacken. Das ist unmöglich…«
    »Und trotzdem stehe ich hier und habe nicht mal eine Waffe gezogen.« Sie breitete die Arme aus. »Das ist doch schon was, oder?«
    »Das ist lächerlich, hörst du?«
    »Meine Sache.«
    McMurray gab jetzt keine Antwort mehr. Es war ihm anzusehen, dass er nachdachte. Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt, die Lippen bildeten einen Strich. Sein Gesicht nahm einen verschlagenen

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