1726 - Die Polizistin
nachgingen.
»Wer kann denn schon einer Kugel entgehen, die aus kurzer Distanz auf ihn gefeuert wird?«, fragte Glenda.
»Ich nicht«, sagte Suko.
»Und du hast schon tolle Reflexe.«
»Danke.«
Glenda war nicht zu stoppen. »Ich sage euch, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Wenn sie tatsächlich den Kugeln hat ausweichen können, ist sie ein Phänomen und etwas für euch.«
Ich winkte mit beiden Händen ab. »Mal langsam mit den jungen Pferden. So einfach ist das nicht.«
»Aber du könntest zumindest mal mit ihr sprechen.«
»Ich sehe da keinen Grund. Sie kann sehr reaktionsschnell sein. Dass soll es ja auch bekanntlich geben.«
Glenda verdrehte die Augen. »Ich sehe schon, dass man euch nicht überzeugen kann. Ich jedenfalls glaube fest daran, dass diese Angela Fox ein Phänomen ist.«
»Hat sie denn mit den Reportern gesprochen?«
»Das glaube ich nicht. Kann ich mir auch nicht vorstellen, ehrlich gesagt.«
Ich hob die Schultern. »Es ist ungewöhnlich«, sagte ich und schlug mit der flachen Hand auf die Zeitung, »aber ich denke nicht, dass wir uns um diese Angela Fox kümmern sollten.«
»Das ist ein Fehler.«
»Woher weißt du das?«
Glenda tippte auf ihren Bauch. »Gefühl, John. Das kennst du ja am besten. Wir werden sehen«, sagte sie und zog sich in ihr Zimmer zurück.
Ich blies die Luft aus und schaute Suko an. »Was hältst du davon?«
»Keine Ahnung, aber ungewöhnlich ist es schon.«
»In der Tat.«
Es hatte ja kommen müssen, und es passierte auch, denn das Telefon meldete sich.
Ich war schneller als Suko, hob ab und hörte die Stimme unseres Chefs, Sir James Powell.
»Guten Morgen, John.«
Ich gab den Gruß zurück und wollte noch etwas fragen, aber Sir James kam mir zuvor.
»Ich möchte Sie und Suko gern in meinem Büro sprechen.«
»Alles klar.«
Suko hatte mitgehört. Er schob sich in die Höhe. »Kannst du dir denken, um was es geht?«
»Nein.«
»Vielleicht um diese Angela Fox?«
Ich wollte lachen und abwehren. Seltsamerweise brachte ich das nicht fertig, denn diesmal verspürte auch ich ein Bauchgefühl, und das war nicht eben positiv…
***
Der Pressewirbel war vorbei, und er hatte Angela Fox genug Nerven gekostet. Obwohl sie sich zurückgehalten und man sie geschont hatte, war doch etwas durchgedrungen, und das musste der Killer gewesen sein, dessen Aussage dann von einem Polizisten weitergegeben worden war.
Und auf so etwas stürzte sich die Presse. Sogar ihr Name war erwähnt worden, was ihr ganz und gar nicht gefiel. Sie wollte sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, und dafür hatten ihre Vorgesetzten Verständnis und ihr einige Tage frei gegeben. Aber erst nachdem sie ihre Aussagen mehrmals wiederholt hatte. Man wollte eine Erklärung von ihr haben, die sie auch gegeben hatte. Sie hatte den Vorgang ganz natürlich erklärt und davon gesprochen, dass der Killer einfach zu überrascht von ihrem plötzlichen Erscheinen gewesen war, obwohl man ihr das nicht so richtig abnahm. Das war zwar nicht offen gesagt worden, aber sie hatte es den Leuten angesehen.
Die Begeisterung über ihren Erfolg hielt sich in Grenzen, und sie hatte den Eindruck, dass man froh gewesen war, sie erst mal aus der Schusslinie zu haben. Allerdings hatte man ihr geraten, London nicht zu verlassen, aber das hatte sie sowieso nicht vorgehabt. Sie würde die meiste Zeit in ihrer kleinen Wohnung verbringen, denn dort war sie sicher. Wer konnte schon sagen, wo sich diese Reporter überall herumtrieben, um von ihr noch mehr Antworten zu bekommen?
Für sie stand fest, dass sich ihr Leben irgendwie verändert hatte. Da war ein neues Kapitel aufgeschlagen worden. Man sah sie jetzt mit anderen Augen an, was auch für ihren Kollegen Tom Wilcox galt, der auch die Version nicht glauben konnte, die man offiziell herausgegeben hatte.
Die Presse jedenfalls hatte sich ein anderes Bild gemacht, das nicht mal so verkehrt war, jedoch das würde sie niemals zugeben.
Sogar Leute von TV-Sendern hatten angerufen, doch Angela hatte jedes Interview und jeden Auftritt abgelehnt. Zu erreichen war sie nur für ihre Vorgesetzten von der Metropolitan Police. Ansonsten wollte sie niemanden sprechen.
Auch Tom Wilcox nicht, der es bereits dreimal versucht hatte. Sie war zwar höflich gewesen, aber sie hatte ihn einfach abblitzen lassen.
Angie Fox war es gewohnt, allein in ihrer Wohnung zu sein. Einen Partner hatte sie nicht. Zweimal war sie enttäuscht worden und hatte sich jetzt eine Auszeit
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