1727 - Der Schrecken von Dartmoor
zurück?«
»Keine Ahnung. Es kann sein, dass ich über Nacht bei Betty bleibe. Mal schauen, was alles an Arbeit anfällt.«
»Ja, bleib nur.«
»He, was soll das denn?« Sie stand auf und beugte sich zu ihm herab. »Bist du froh, dass du mich loswirst?«
»Willst du die Wahrheit hören?«
»Gern.«
»Ja, ich bin froh, ich bin sogar verdammt froh darüber.«
Die Antwort überraschte Peggy. »Wenn das so ist, dann kann ich ja gleich bei ihr wohnen bleiben«, erwiderte sie schnippisch. »Sie ist Witwe, und ihre neue Wohnung ist auch groß genug für zwei Personen.«
Jason verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint. Es geht um ganz andere Dinge, das musst du mir glauben.«
»Wieder um den Fluch?«
»Ja, um ihn.«
Sie winkte ab. »Das ist doch Unsinn. So etwas bildest du dir nur ein.«
»Wenn du meinst«, erwiderte er mit einer ernst klingenden Stimme, »aber das ist jetzt egal. Du fährst ja weg.«
»Klar.« Sie beugte sich zu ihrem Mann hinab und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. »Gib auf dich acht, du Held.«
»Ja, mach’s gut.« Die Antwort war leise gesprochen worden.
Jason drehte sich um und sah, dass seine Frau die Küche verließ und in den Flur trat, denn dort stand bereits ihre gepackte Reisetasche. Sie würde mit dem Wagen fahren, einem Jeep, der auch im Gelände seine Pflicht tat, obwohl er sehr alt war, denn Flint hatte ihn zuvor als Dienstwagen gefahren und ihn nach der Pensionierung seinem Arbeitgeber abgekauft.
Innerlich war er froh, seine Frau aus der Schusslinie zu haben. Die Vorfälle der letzten Nacht hatten ihn doch stark mitgenommen, denn sie waren leider kein Traum gewesen.
Nicht nur auf ihn kam etwas zu, sondern auch auf den Ort, und er wusste noch nicht, wie er sich dagegen wehren sollte. Möglicherweise gab es eine Lösung, doch er fand sie nicht.
Flint wusste, dass er am Tag noch Zeit hatte, um etwas vorzubereiten. Möglicherweise war es gut, wenn er mit anderen Menschen sprach, aber wer würde ihm glauben?
Keiner, da war er sich sicher.
Niemand würde ihm Glauben schenken, obwohl hier in Dunstone schlimme Dinge passiert waren. Er stand allein da und überlegte, wie er dem Grauen entgehen konnte.
Allein gegen den Schrecken, der mal mit und mal ohne Kopf erschien. Etwas, das die Menschen nur aus Erzählungen kannten, denn fast alle glaubten, dass er nur eine Legende war. Und deshalb würde er ausgelacht werden, wenn er dieses Thema bei den Bewohnern anschnitt.
In einem kleinen Anbau hatte er sich eine kleine Werkstatt eingerichtet. Er schloss die Tür auf und schaltete das Licht ein. Die Wände waren mit Regalen bestückt, in denen all das lag, was er brauchte. Dafür hatte er an diesem Tag keinen Blick, denn es ging um etwas ganz anderes. Hinter mehreren Angeln, die aufrecht in einer Ecke an der Wand lehnten, fand er das Gesuchte.
Es war sein altes Jagdgewehr. Als Park-Ranger hatte er einen Waffenschein besessen und ihn auch nach Dienstaustritt behalten dürfen. Das Gewehr hatte er vor gut zwei Jahren bei einem Händler in Exeter gekauft. Hin und wieder ging er wie in alten Zeiten auf Pirsch. Dabei war das Gewehr dann sein Begleiter.
Er holte es aus der Ecke hervor. Es war zwar eine alte Waffe, doch sehr gepflegt. Nur musste sie noch geladen werden. Die Schachtel mit der Munition lag wie immer an einer bestimmten Stelle. In der Küche lud er die Waffe und war zufrieden. Allerdings nicht glücklich, denn er kam sich vor wie ein Zwerg, der den Kampf gegen einen Riesen aufgenommen hatte.
Seine Frau war gefahren, und das sah er als positiv an. Er hoffte, dass sie lange wegblieb und nicht auf die Idee kam, schon am Abend zurückzukehren.
Bis dahin war noch Zeit genug, die Flint irgendwie herumkriegen musste. Er ging davon aus, dass es eine elend lange Wartezeit werden würde. Gefühlt mindestens doppelt so lang wie normal, aber darüber wollte er jetzt nicht näher nachdenken.
Er verließ das Haus, um eine Runde durch den Ort zu gehen. Dass er Menschen treffen musste, war ihm klar, und er hatte sich vorgenommen, sie anzusprechen und zu horchen, ob sie auch etwas in der letzten Nacht gesehen oder gehört hatten. Allerdings wollte er nicht mit der Tür ins Haus fallen und das Thema so behutsam wie möglich angehen.
Allein und vor allen Dingen schweigend ging kaum jemand durch den Ort. So erging es auch Flint. Er wurde immer wieder angesprochen, blieb an Zäunen und Gärten stehen, um sich zu unterhalten, und kam auch stets auf die
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