1728 - Luzifers Botin
Er war allerdings ein wenig zur Seite geschoben worden, damit einer der beiden Typen genügend Platz hatte, um ihm ein Messer an die Kehle zu drücken.
Der Zweite kümmerte sich um die Kasse. Er wühlte in den schmalen Fächern herum und fluchte dabei. Wahrscheinlich hatte er mit einer größeren Beute gerechnet.
»Wo hast du das Geld?«, schrie er, ohne sich umzudrehen.
»Das ist alles.«
»Scheiße, du lügst.«
»Nein!«, rief der junge Mann gequält. »Es waren heute kaum Kunden da, und jetzt sieht man auch niemanden. Das ist bisher ein beschissener Abend gewesen.«
»Was sich noch ändern kann!«, sagte Jamila gerade so laut, dass sie auch gehört wurde…
***
Plötzlich war alles anders. Drei Menschen erstarrten in ihren Bewegungen. Auch der Bedrohte hatte seinen Kopf gedreht und starrte Jamila an, die etwa zwei Meter vor ihnen stehen geblieben war und sie betrachtete, wobei sie keine Unsicherheit zeigte und sogar noch ein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert hatte.
Das zuckende Licht der Scheinwerfer erreichte auch ihren Körper und ließ sie wie eine künstliche Gestalt aussehen, die zudem mit einer rötlichen Lockenfrisur und dem etwas puppenhaften Gesicht nicht in diese Szenerie passte.
Sie sagte nichts mehr, weil sie zunächst die beiden Räuber reagieren lassen wollte.
Der mit dem Messer blieb bei seinem Opfer, er hatte seinen Kopf allerdings zur Seite gedreht, um die Besucherin anschauen zu können, die gelassen abwartete.
Der zweite Typ kam auf sie zu. Seine Mütze saß auch weiterhin auf dem Kopf und bedeckte einen Großteil der Stirn. Der Blick war böse und tückisch.
»Bist du lebensmüde?«
»Warum?«
»Dass du hier reingekommen bist! Das läuft so nicht, verstehst du? Das ist unser Spiel. Wir hassen Störungen, und wer es trotzdem versucht, wird es nie mehr tun.«
»Toll gesagt.«
Die Antwort verunsicherte den Typen. »Wie meinst du das denn?«, hetzte er.
»Wie ich es sagte. Ich mag euren Job. Ihr seid wohl gut darin – oder nicht?«
»Sind wir.«
»Dann holt euch doch die Kohle. Ich bin auf eurer Seite, das werdet ihr merken.«
»Ha?« Er musste lachen. »Du bist irre. Du bist einfach nur verrückt. Wie siehst du überhaupt aus? Und wo kommst du her?«
»Aus der Hölle!«
Die Antwort verschlug dem Mann die Sprache. Er wusste nicht, was er sagen sollte, so sehr er sich auch bemühte. Das hier war nicht mehr normal zu regeln, zudem fühlte er sich verarscht.
»Du kommst aus der Hölle, wie?«, blaffte er.
»Ja, das habe ich dir doch gesagt.«
»Ist es dort nicht heiß?«
»Nein.«
Jetzt kicherte der Mützenträger. »Aber dir wird gleich heiß werden, das verspreche ich dir.«
»Nein, sag nicht so etwas. Räumt die Kasse leer, dann könnt ihr dem Typen die Kehle durchschneiden.«
Den Vorschlag hatte auch der Mann mit dem Messer gehört. Er fing an zu lachen, was allerdings mehr einem Schreien glich. Als das verstummte, stammelte er die nächsten Worte.
»Die hat nicht alle Tassen im Schrank. Los, Kirby, schmeiß sie einfach raus.«
»Sie ist eine Zeugin.«
»Na und? Was sieht sie denn von uns? Nichts, was sie den Bullen großartig sagen könnte. Wir sind so gut wie unsichtbar.« Er sagte es und lachte.
»Seid ihr das wirklich?«
»Halt dein Maul«, flüsterte Kirby, »und sei froh, dass wir dich nicht killen.«
»Du hast ein zu großes Maul!«
Der Satz war zu viel für Kirby. Sein Mund verzerrte sich, er schrie Jamila an und sprang auf sie zu. Ein Schlag musste reichen, und seine Faust hätte ihren Kopf getroffen.
Genau das ließ Jamila nicht zu. Sie war schnell, viel schneller als er. Sie blockte den Schlag ab, und was dabei passierte, das war der reine Wahnsinn und nicht zu erklären.
Plötzlich gleißte ein bläuliches Licht auf. Kirby wurde wie von einem heftigen Schlag getroffen zur Seite geschleudert und landete auf dem Fußboden. Dort blieb er zuckend liegen, und aus seinem Mund drangen keuchende Laute.
Jamila kümmerte sich nicht mehr um ihn, denn es gab noch einen Zweiten. Er stand noch mit dem Mitarbeiter der Spielhalle zusammen und bedrohte ihn mit seinem Messer, dessen Schneide die Kehle berührte.
Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Überhaupt war in seinem Kopf ein gewaltiges Durcheinander entstanden. Er hatte zudem den Eindruck, die Realität als einen bösen Traum zu erleben.
Und jetzt kam sie auf ihn zu.
In diesen Moment war der Überfall zu einer Nebensache geworden. Er sah den Blick dieser Augen auf sich gerichtet und musste
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