173 - Die Rache des Hexers
Pyramide. Dort stand vor dem Eingang die bunte Gestalt von Jean de Munante. Der Kondor stürzte sich auf ihn, packte ihn mit harten, aber nicht tödlichen oder verletzenden Griffen und riß den Schreienden, der sich verzweifelt, aber erfolglos wehrte, in die Höhe.
Die Dämonen kamen aus dem Tempel gerannt und starrten dem riesigen Untier nach.
Kondor und Jean Munante wurden kleiner. Sie entfernten sich schnell und in großer Höhe.
Der Kondor schleppte Jean de Munante zu Luguri.
Dort drohte ihm eine Strafe, die er sich wegen seines Versagens eingehandelt hatte.
Sein Plan war fehlgeschlagen. Es schien, daß alle Pläne der Dämonen im gegenwärtigen Augenblick nichts mehr taugten. In Wirklichkeit war es ganz anders.
Der Plan der Dämonen hatte unzählige Varianten. Daß eine davon fehlgeschlagen war, hatte eigentlich nicht viel zu bedeuten. Die Zukunft würde es zeigen.
Die abendliche Kühle Islands empfing Dorian, Martin und Tirso. Der Dämonenkiller sah sich um und erschrak zu Tode.
Der Elfenhof und die gewohnte Umgebung waren zu sehen; nichts hatte sich verändert. Es gab kein Anzeichen für Gewalt, Überfall und Schwarze Magie.
„Coco! Mama! Mutti!" schrie Martin. „Dorian! Sie ist weg! Wo ist sie? Was hast du getan?"
Er nahm die kleinen Hände der Kinder in seine Finger. Auf den Schultern spürte er plötzlich das Gesicht der Reisetaschen, als wögen sie einige Zentner. Er verließ das Gebiet des Magnetfelds, und seine Augen durchsuchten jeden Quadrathandbreit der Umgebung.
Coco Zamis war während der magischen Reise spurlos verschwunden!
„Sie ist weg! Für immer weg!" jammerte Martin.
Dorian widersprach, obwohl er keine Ahnung hatte, was passiert sein konnte.
„Unsinn, mein Kleiner. Sie wird sich bald wieder einstellen. Du weißt, daß sie stärker ist als alle bösen Dämonen."
Langsam gingen sie auf den Elfenhof zu. Dorian wunderte sich ein bißchen, daß nicht wenigstens Unga aus dem Haus gerannt kam, um ihn zu begrüßen. Bei jedem Schritt wuchsen sein Erstaunen und seine Furcht, daß Coco wirklich etwas zugestoßen sein konnte.
„Sie kommt nicht wieder!" weinte Martin.
„Aber natürlich kommt sie wieder. Bald schon", antwortete Dorian. „Warte nur. Erst schlafen wir einmal in Ruhe aus, und dann ist sie plötzlich beim Frühstück wieder da, schön und munter wie immer."
„Ich weiß, daß sie für immer weg ist!"
Dorian stand kurze Zeit später mit den beiden Kindern vor dem Elfenhof. Einer Gefahr waren sie mit knapper Mühe entkommen. Aber das Verschwinden von Coco sagte ihm, daß hier wieder einmal Dinge vorgefallen waren, die weit außerhalb seiner Kontrolle lagen.
In einem halben Tag, tröstete er sich ohne rechten Glauben an seinen Optimismus, sahen die Dinge meist ganz anders aus.
Manchmal auch viel schlimmer…
Burian Wagner und Abi Flindt hielten halbgefüllte Gläser in den Fingern. Sie hatten erfolglos versucht, ihre aufgeputschten Nerven zu beruhigen.
„Es war dieser Wolfsmensch!" murmelte Burian. „Das Telefon ist tot. Wir können nicht einmal den nächsten Dorfgendarmen anrufen."
„Wenn es Tag ist, sehe ich nach", versicherte Flindt. „Du könntest vielleicht nach einem Funkgerät suchen."
„Mache ich. Es sieht verdammt schlimm aus, nicht wahr?"
„Ich rechne mit Ereignissen", gab Flindt zu, „die uns hoffnungslos überfordern. Es kann sein, daß wir uns schon bald in einen Turm oder einen anderen sicheren Platz zurückziehen müssen."
„Und Dorian ist nicht da. Hat keinerlei Nachricht hinterlassen. Und wenn sie uns auch am Tag belagern?"
Sie waren ratlos.
Die Ereignisse hatten jeden Insassen von Castillo Basajaun zutiefst nachdenklich zurückgelassen. Magische Banner, Waffen und Ausrüstung - das hatten sie ebenso reichlich wie ihren Glauben daran - ja, ihre Überzeugung! -, daß die Dämonen sie nicht besiegen konnten. Angefangen beim Stammvater aller Dämonen aus dem Anfang der Welt, bis hinunter zum kleinsten Hexer. Aber die dunklen Zeichen häuften sich. Wie kamen Dämonen ins Innere des Castillo? Was ging hier wirklich vor? „Wenn wir herausfinden, wo die tieferen Gründe liegen, können wir uns mit Nachdruck wehren", sagte Abi Flindt. „Langsam fange ich an, mich über Dorian Hunter zu ärgern."
„Warum?" Burian war völlig verblüfft.
„Weil er uns hier mit sämtlichen Problemen allein läßt und sich nicht blicken läßt."
„Ich habe Verständnis dafür, daß er und Coco sich tiefe Sorgen um Martin und Tirso machen."
„Ich auch.
Weitere Kostenlose Bücher