1731 - Die Beaumortels
ein flüchtiges Anstreifen, verursachte physische und psychische Beschwerden.
Diese reichten von unangenehmem Kribbeln über Übelkeit bis zu elektrisierenden Schocks, von Verwirrung zu Depression; und manchmal ging für ihn damit auch völlige geistige Leere einher. Alex entging auch nicht, daß solche Berührungen für die anderen ebenso unangenehm waren wie für ihn.
Er stellte in der Folge jedoch fest, daß nicht alle solche Berührungen unerfreuliche Begleiterscheinungen für ihn hatten. Zum erstenmal merkte er das beim Willkommensfest. Zuerst hatte ihn Joseph an sich gedrückt, und ihm war zum erstenmal, abgesehen von dem Zwischenfall mit Slinter, ganz komisch gewesen. Auch der Cajun hatte konsterniert gewirkt.
Dann hatte ihn Sarah Hanna zum Tanz aufgefordert, und wie lange sie sich auch im Kreise drehten - bei ihr war das Elektrisieren ausgeblieben.
Sarah war eine aus seiner Gruppe von der TYRONA. Aber damals, an diesem ersten Tag, kam es noch nicht dazu, daß sie einander anvertrauten.
Das geschah erst später.
Inzwischen trafen sich die beiden und ein paar andere von der TYRONA bei jeder sich bietenden Gelegenheit an wechselnden Orten, wo sie ungestört waren. Dazu gehörten auch Bebe und Zach, die Alex davon überzeugen konnten, daß sie, die auf der Kristallwelt Opal einige Tage verbracht hatten, auf eine geheimnisvolle Weise miteinander verbunden waren. Dies war ein Handikap, brachte unzählige Nachteile mit sich wie den, daß man Außenstehenden nicht zu nahe kommen durfte.
Oder den, daß der Aufenthalt an Bord der BASIS insgesamt verhängnisvolle Auswirkungen auf Geist und Körper hatte.
Diese Verbindung, ihre Gemeinsamkeiten waren aber auch etwas Wunderbares. Wenn sie unter sich waren, so fühlten sie, wie sie stark würden, fast so stark wie am Anfang.
Und sie merkten, daß sie einander im losen Kollektiv, allein durch ihre gegenseitige Nähe und das Fernbleiben ,„Fremder", Kraft gaben. Sie konnten einander helfen, den geistigen und körperlichen Abstieg zu bremsen, vielleicht sogar aufzuhalten und auch endgültig zu stoppen. Es mußte nicht so weitergehen.
Nun führte Alex Nina Kessel in ihren Kreis ein. Er brachte sie in die für seine Gruppe reservierte Sporthalle, in der die Handvoll anderer bereits eingetroffen war. Er bat sie, sich mit den anderen im Kreis aufzustellen und die Arme auf die Schultern ihrer Nebenleute zu legen.
Nina zögerte nur kurz. Aber nachdem sie der Aufforderung nachgekommen war und spürte, daß Berührungen und körperlicher Kontakt auch angenehme Begleiterscheinungen haben konnten, da lebte Nina auf. Es war, als bekäme sie eine Vitalspritze.
Nina bog den Kopf mit geschlossenen Augen genüßlich zurück und gab einen Seufzer des Wohlbehagens von sich. Sie spürte, wie über die starken Arme von Bebe und Alex auf ihren Schultern eine wohlige Wärme auf sie überströmte.
„Das hab’ ich vermißt", hauchte Nina.
Früher war sie zu anderen, Männern wie Frauen, stets auf Distanz geblieben. Aber nun, da sie gezwungen war, zu anderen Abstand zu halten, da sehnte sie sich nach Berührung. Sie stellte fest, daß es nicht wirklich so war, daß von Bebe oder Alex Kraft auf sie überströmte. Das war pure Einbildung. Aber der psychologische Effekt, zu wissen, daß es Gleichgesinnte gab, deren Nähe einem nicht schadete und nicht weh tat, hatte die gleiche Wirkung wie Doping.
„Es ist herrlich", murmelte Nina. „Fast so schön wie das mit dem Staubwirbel auf Opal..."
Alex löste sich abrupt von ihr; und der Kreis fiel auseinander.
Alle starrten Nina an.
„Was ist mit dem Staub?" fragte Alex. „Was weißt du darüber?"
„Habe ich etwas von Staub gesagt?" tat Nina erstaunt.
„Du hast von einem Staubwirbel auf Opal gesprochen", sagte Alex.
Staub - der Begriff war in sein Gehirn eingebrannt, aber er konnte nichts damit anfangen. Er erinnerte sich nicht mehr.
„Ich muß wissen, was du damit gemeint hast", drängte er.
Die anderen zogen sich betreten zurück. Nina senkte den Blick und meinte leichthin: „Das war nur so dahergeredet. Bloß ein Vergleich, sonst nichts. Ich habe mich vorhin nur so leicht wie der Wind gefühlt - so lebendig und quirlig wie der Staub in einer Windhose. Das ist alles. Warum machst du deswegen so ein Theater, Alex?"
„Ist schon gut", sagte Alexius Bullet, obwohl er Nina nicht glaubte.
Aber wenn sie über diese Sache nicht reden wollte - oder konnte -, dann wollte er nicht tiefer in sie dringen. Vielleicht ein andermal. Er
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