1732 - Zombie-Theater
dachte ich darüber nach, in den Nebel einzutauchen, doch dann hätten wir Probleme bekommen, denn sehen konnten wir dort so gut wie nichts. Und vielleicht wollte uns die andere Seite auch in diese Suppe hineinlocken.
Eine hatten wir gesehen. Aber wo steckten die anderen vier Gestalten? Ebenfalls im Nebel? Oder hatten sie sich andere Orte ausgesucht? Außerdem mussten wir davon ausgehen, dass auch sie sich bewaffnet hatten. Hinzu kam, dass wir uns Gedanken um Carlotta und den Zwitter machten, denn die beiden waren schon eine Weile verschwunden.
Ich drehte mich wieder um. Der Nebel war da, aber er war nicht in das Haus eingedrungen. Er hatte eine dicke Wand um es herum aufgebaut. So kamen wir uns vor wie auf einer Insel.
Mir fiel auch auf, dass wir von Maxine Wells lange nichts mehr gehört hatten, und Suko las an meinem Gesicht ab, dass mir ein anderer Gedanke durch den Kopf geschossen war.
»Wie heißt dein Problem?«
»Maxine Wells.«
Er nickte. »Wo hast du sie zuletzt gesehen?«
»Im Haus.« Nach dieser Antwort brauchte ich nur drei Schritte, um durch die offene Tür in den Wohnraum zu gehen.
Ich kannte den Grund nicht, aber plötzlich rann mir ein kalter Schauer über den Rücken, und ich hatte das Gefühl, eine trügerische Stille zu erleben.
Suko wollte weiterhin vor dem Haus bleiben, wie er mir flüsternd mitteilte. Ich aber ging auf leisen Sohlen durch den geräumigen Wohnraum und hatte fast die Tür erreicht, als mir der Gedanke kam, den Namen der Tierärztin zu rufen.
»Maxine…«
Sie antwortete nicht.
Dann rief ich erneut.
Jetzt erhielt ich eine Antwort. Nur nicht die, die ich mir erhofft hatte, denn es war ein raues Männerlachen…
***
Auch Maxine Wells war die Veränderung nicht entgangen. Nur hatte sie den Nebel an der Vorderseite des Hauses gesehen, aber sie war irgendwie auch froh darüber, weil der grauenvolle Friedhof verschwunden war, dessen Anblick ihr ein starkes Unbehagen bereitet hatte. Natürlich musste sie an Carlotta denken, die zusammen mit Kim verschwunden war. Sie hoffte, dass die beiden nach dem Telefonat den richtigen Weg eingeschlagen hatten.
Maxine wollte nicht unbedingt wieder zu John Sinclair und Suko gehen. Sie verspürte den Wunsch, die Vorderseite des Hauses unter Kontrolle zu halten, denn die Gegner waren in der Überzahl und konnten leicht einen Ring um das Haus legen.
Sie schaute aus dem Fenster des Zimmers, in dem Carlotta sonst schlief. Etwas Konkretes zu sehen bekam sie nicht, nur eine wabernde Suppe, in der sich alles Mögliche an Gefahren verbergen konnte.
Es war nicht schwer, ins Haus zu gelangen. Sie dachte an den Anbau, in dem sich die Räume der Praxis befanden. Die Türen dort waren leicht zu öffnen. Wer ein wenig Geschick mitbrachte, würde da keine Probleme haben.
Unter Umständen war es besser, wenn sie noch mal hinging und kontrollierte. Als sie zur Tür ging, passierte sie einen längeren Spiegel an der Wand. Darin sah sie sich selbst – und zuckte vor ihrem Spiegelbild zusammen.
Ich sehe furchtbar aus!, schoss es ihr durch den Kopf. Ihr Gesicht wirkte leicht grau, die Lippen farblos, und unter den Augen lagen Ringe. Auch Maxine war ein Mensch, der gewisse Ereignisse nicht so einfach abschüttelte. Sie verließ das Zimmer, trat in den Flur, wobei sie nach dem ersten Schritt stehen blieb.
Etwas hatte sich verändert. Es war nicht zu sehen, nur zu spüren, und plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Sie drehte den Kopf nach rechts.
Da war nichts zu sehen. Nur der leere Gang lag vor ihr. Auf der anderen Seite endete er an der Tür, der den Durchgang zur Praxis bildete. Dort schaute sie ebenfalls hin.
In der folgenden Sekunde erstarrte sie. Jetzt wusste sie, dass ihr Gefühl sie nicht getäuscht hatte.
Nicht weit entfernt stand jemand.
Es war der Matrose vom Friedhof!
***
Beide starrten sich an. Die Gestalt trug noch immer das Ringelhemd, die dunkle Hose und auch die flache Mütze auf dem Kopf. Das Gesicht unter dem vorderen breiten Rand zeigte so gut wie keinen Ausdruck, was auch an den starren Augen liegen mochte.
Auf dem Friedhof war dieser seltsame Matrose nicht bewaffnet gewesen. Das hatte sich nun geändert. Er hielt in der rechten Hand einen Enterhaken, der Ähnlichkeit mit einem Fragezeichen hatte und an der Spitze dunkler war, möglicherweise vom Blut der Opfer, das dort klebte.
Eine Waffe besaß Maxine nicht. Aber sie wusste, dass dieser Matrose sie mit einem Sprung erreichen konnte, und sie stellte
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