1734 - Hexenhand
»Die – die hätte verbrennen müssen. Warum nicht?«
Einer seiner Männer gab die Antwort. »Der Teufel hat ihr geholfen. Ja, nur er...«
»Kann sein...«
Sandrine, die inmitten des grünen Flammenumhangs stand, hatte die Worte gehört. Sie streckte beide Hände vor und rief: »Ja, er hat mich erhört. Ich habe ihn gebeten, ich habe ihn angefleht, und der Teufel war auf meiner Seite. Ich bin ab jetzt seine Dienerin, was ich vorher nicht war. Ihr habt mich dorthin getrieben, und dafür bin ich euch sehr dankbar. Jetzt gibt es für mich einen neuen Gott. Es ist der Teufel, und ich werde ihm ewig dankbar sein...«
Die Hexenjäger waren völlig fertig. Sie hatten das Gefühl, ihnen wäre der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten, bis der Anführer die richtigen Worte fand.
»In ihr steckt der Leibhaftige!«, keuchte er. »Er hat sie übernommen, verflucht. Jetzt ist sie eine Dienerin der Hölle.« Er schrie und schüttelte den Kopf.
Sandrine hatte wieder jedes Wort gehört. Sie lächelte, und ihre Augen glänzten dabei. Sie fühlte sich nicht nur stark, sondern unbesiegbar. Jetzt wusste sie, welch eine Macht der Teufel über die Menschen hatte, und sie fühlte sich der Hölle stark verbunden.
Es würde weitergehen, ihr Leben war noch nicht beendet. Nein, es fing erst an. Sie war stark geworden. Sie würde sich nichts mehr gefallen lassen, und sie konnte mit den anderen abrechnen, die ihr Böses gewollt hatten.
Genau den Gedanken setzte sie in die Tat um. Das Feuer tat ihr nichts, es schützte sie nur. Trotzdem wollte sie es verlassen und erste Zeichen setzen.
Sie gab sich einen Ruck und verließ den Flammenvorhang...
***
Wieder erwachte ich. Diesmal jedoch in einem anderen Zustand, denn ich hatte gesehen, was mit dieser Frau geschehen war. Sie war nicht verbrannt, das Feuer hatte ihr nichts getan, weil es zu einer Veränderung gekommen war, die ich kannte.
Grünes Feuer gleich Höllenfeuer.
Der Satan persönlich hatte eingegriffen und die Frau unter seinen Schutz gestellt. Jetzt gehörte sie zu den Dienern der Hölle, was sie zuvor nicht gewesen war.
Diesmal blieb ich liegen, starrte erneut gegen die Decke und gab mich meinen Gedanken hin. Ich hatte einen Traum erlebt, der wie eine Geschichte war und sich in Fortsetzungen abgespielt hatte. Bis zu seinem Ende.
War es wirklich das Ende?
Hundertprozentig konnte ich daran nicht glauben. Ich hatte die Verwandlung der Frau erlebt, das war alles okay, aber verdammt noch mal, so konnte es nicht enden. Diese Person war mit neuen, mächtigen Kräften ausgestattet worden, und die wollte sie einsetzen. Das musste sie einfach tun, um sich selbst zu beweisen.
Es blieb mir nur eine Möglichkeit. Ich musste versuchen, wieder einzuschlafen, um in einen weiteren Traum fallen zu können. Dann würde sich hoffentlich alles klären.
Ich musste mich nicht mehr zurücklegen. Ich schwitzte auch nicht so stark. Ich blieb einfach liegen und versuchte erneut, wieder einzuschlafen.
Es klappte nicht. Zu viele Gedankenströme huschten durch meinen Kopf. Mein Inneres befand sich in Aufruhr, erneut schlug mein Herz schneller.
Was ich hier in Unterbrechungen geträumt hatte, das waren Sequenzen aus der Vergangenheit gewesen. Aber ich ging davon aus, dass mich diese Ereignisse auch in meiner Zeit, jetzt in der Gegenwart, noch berühren würden.
Die Frau hatte ich gut erkennen können. Der Traum hatte mir scharf gestochene Bilder gebracht, da war nichts verschwommen gewesen, und deutlich erinnerte ich mich an das Gesicht der Frau.
Ich kannte es nicht. Es war mir in meinem Leben noch nicht begegnet.
Fand ich Schlaf? Ich versuchte es erneut und wollte die Gedanken aus meinem Kopf vertreiben, was mir sogar gelang, aber ich hatte den Eindruck, dass dabei eine andere Macht ihre Hände im Spiel hatte, denn plötzlich fielen mir wieder die Augen zu. Ich schlief erneut ein und fing an zu träumen...
***
Die fünf Männer, die in einer Reihe vor dem veränderten Feuer standen, taten nichts. Sie konnten nichts tun, denn sie waren erstarrt. Sie stierten nur ungläubig nach vorn.
Sandrine kam tatsächlich. Aber nicht mehr als geschundene und gefolterte Person, sondern als eine Königin, denn darauf ließ ihre Haltung schließen.
Noch immer trug sie ihre zerlumpte Kleidung, die seltsamerweise nicht verbrannt war. Ihre Füße bewegten sich in einem bestimmten Rhythmus, als wollte sie den Männern einige Tanzschritte vorführen.
Keiner
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