1734 - Hexenhand
feuchten Wangen. Noch zögerte ich, mich hinzulegen, aber die Neugierde siegte und letztendlich auch die Müdigkeit.
Das Laken und das Kopfkissen waren noch etwas feucht von meinem Schweiß, doch darum kümmerte ich mich nicht. Ich blieb auf dem Rücken liegen und hatte eigentlich nicht vor, schon jetzt die Augen zu schließen, aber da war eine andere Kraft, gegen die ich nicht ankam. Sie sorgte dafür, dass mir die Augen zufielen.
Und so schlief ich ein.
Dabei blieb es nicht, denn schnell kehrte der Albtraum zurück. Er wurde dort weitergeführt, wo er aufgehört hatte...
***
Die beiden Wächter nahmen keine Rücksicht auf den Zustand der gefolterten Frau. Brutal rissen sie Sandrine hoch, die dabei der Eindruck überkam, dass ihr Körper von den Schmerzen regelrecht zerrissen wurde. Diesmal konnte sie einen Schrei nicht unterdrücken, was den beiden Aufpassern gefiel.
»Ja, schrei nur, Hexe. Das ist erst das Vorspiel, gleich wirst du noch mehr schreien, das verspreche ich dir.« Er lachte und sein Kumpan tat es ihm nach.
Sandrine war zu schwach, um sich auf den Beinen zu halten. Ohne Unterstützung der beiden Männer wäre sie schon beim ersten Schritt zusammengebrochen. Sie wurde vorwärts geschleift, und jetzt sah sie den Ort ihres Todes.
Es war der freie Platz, in dessen Nähe es keinen Wald gab und auch kein Buschwerk, das hätte Feuer fangen können. Das Holz hatten die Männer woanders gesammelt und es auf ihre Pferde geladen. Sie waren zu fünft, eine mörderische Bande, die den Landstrich unsicher machte und mal wieder ein Opfer gefunden hatte.
Die drei warteten vor dem Scheiterhaufen. Das Feuer loderte noch nicht, es glühte nur. Hin und wieder erhielt es etwas Nahrung, damit es nicht erlosch.
In der Mitte stand der Anführer. Ein Widerling. Einer, der keine Haare mehr auf dem Kopf hatte, mit einem glatten Gesicht, in dem die bösen Augen und der zynisch verzogene Mund sofort auffielen. Um das Kinn herum wuchs ein Bart so dünn wie ein Schatten. Mit einer herrischen Bewegung sorgte der Mann dafür, dass die beiden Männer stehen blieben und mit ihnen auch Sandrine.
Sie war so schwach geworden. Immer wieder gaben die Beine nach, und sie sackte ein. Dann mussten die beiden nach Schweiß riechenden Bewacher sie wieder hochziehen, und der Anführer wollte, dass er angeschaut wurde.
»Heb den Kopf!«, befahl er.
Sandrine hatte den Befehl gehört. Aber sie war nicht in der Lage, ihn auszuführen, und so zog einer der Aufpasser an ihren Haaren, was wieder für eine Schmerzwelle sorgte, die durch ihren Kopf raste.
Der Anführer grinste und sah dabei noch teuflischer aus. »Du weißt, was dir bevorsteht. Das Feuer ist für dich bestimmt. Du sollst lodern und brennen, du hast dich schuldig gemacht. Du hast mit der Hölle einen Bund geschlossen, und wir sind da, um diejenigen zu jagen, die so etwas getan haben.«
»Ich bin nur eine Frau«, flüsterte Sandrine. »Eine ganz normal Frau. Ich kenne den Teufel nicht.«
»Das Lügen bringt dich nicht weiter. Das habe ich schon zu oft von dir gehört, deshalb wirst du brennen. Und dann noch etwas, heißt es nicht, dass der Teufel Macht über dich hat? Dass du dich nur auf ihn verlässt? Dann versuche es. Wenn er so mächtig ist, wird er dich auch vor den Flammen bewahren können.«
»Ich sagte doch, dass ich ihn nicht kenne«, flüsterte sie.
»Aber du hast von ihm gehört?«
Sie musste lachen, auch wenn es ihr schwerfiel. »Wer hat das nicht? Wer kennt den Teufel nicht?«
»Nicht jeder kennt ihn so gut wie du!«
Sandrine holte Luft. Sie sammelte ihre Kraft, um dem Anführer eine Antwort zu geben.
»Würde ich ihn kennen, dann würde ich alles für ihn tun, um am Leben zu bleiben. Aber ich kenne ihn leider nicht. Ich habe ihn nie in meinem Leben gesehen, doch jetzt wünsche ich mir, dass er sich an meine Seite stellt und mich vor dem Feuertod rettet. Dann würde ich mein Leben in seinem Sinne weiterführen.«
Der Anführer nickte. »Ja, das glaube ich dir sogar. Aber jetzt ist es vorbei. Gegen die Flammen kann selbst der Teufel nichts ausrichten, das weiß ich.«
Sandrine riss sich zusammen. Hätte sie Speichel im Mund gehabt, sie hätte ihn ausgespien. Und so sagte sie nur, was sie dachte. »Ich verfluche dich!«
Es war ein Satz, der dem Anführer nicht gefiel. Er schnappte nach Luft, stieß dann einen Fluch aus und gab anschließend den Befehl.
»Ab ins Feuer mit ihr!«
Darauf hatten die beiden Männer nur gewartet. Auch sie hatten ihren Spaß,
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