1734 - Hexenhand
sprach.
Keiner bewegte sich.
Keiner schlug ein Kreuzzeichen.
Sie alle warteten ab, was die Frau vorhatte, die sich jetzt ein Ziel aussuchte. Zuerst richtete sie ihre Blicke auf den Anführer, dann waren es die Schritte, und der Mann schaffte es nicht, ihr auszuweichen, er fühlte sich wie in einem Käfig gefangen, dessen Stäbe gegen seinen Körper drückten.
Sie kam näher.
Sie lächelte. Aber die Augen lächelten nicht. Sie hatten sich verändert, denn die Pupillen hatten eine andere Farbe angenommen. Sie glänzten in einem hellen Grün.
Die Frau fuhr sich mit einer lässigen Bewegung durch das Haar, das auch nicht verbrannt war. Hier hatte sich alles verändert. Sie war wieder die alte Person geworden und trotzdem eine neue. Das zu begreifen war für die fünf Männer mehr als schwer.
Sie blieb stehen und hatte nur Augen für den Anführer, der dies nicht länger aushalten und erwidern konnte, denn er senkte den Blick, um zu Boden zu schauen.
»Na«, flüsterte sie, »du hast doch vom Teufel gesprochen. Oder etwa nicht?«
»Ja, nein – ich meine...«
»Was denn nun?«
Der Mann stöhnte. »Das – das – war einfach nur so dahingesagt«, gab er mit schwacher Stimme zu. »Das habe ich nicht so gemeint. Du musst mir glauben.«
»Ich bin dir sogar dankbar, denn du hast mir die Augen geöffnet. Ich habe vorher wirklich nichts mit dem Teufel zu tun gehabt, obwohl man in mir eine Hexe sah. Ich habe einen stolzen und fremden Herrn gebeten, mir zu helfen, er hat es auch versprochen, doch er ist wohl zu spät gekommen, denn ihr seid schneller gewesen. Und für euch war ich eine Hexe, die mit dem Teufel buhlte. Das hat nicht gestimmt, aber jetzt stimmt es, das kann ich euch versprechen. Ja, ich habe festgestellt, welche Macht die Hölle hat, und ein wenig davon ist auf mich übertragen worden.«
»Ja, ja, das haben wir gesehen. Wir wissen Bescheid.«
»Das freut mich für euch, denn nun habt ihr die Möglichkeit, eine richtige Freundin des Teufels zu vernichten. Wollt ihr mich nicht erschlagen oder mich zu Tode trampeln? Ich stehe euch zur Verfügung. Ihr könnt mich auch vierteilen oder macht die Hexenprobe mit mir. Bindet mich an einen Stein und werft mich in den Fluss. Ich stehe ab jetzt für alles zur Verfügung.«
Zum ersten Mal spürten die Männer, dass die Angst in ihnen hochstieg. Sie wussten plötzlich, dass diese Frau ihnen über war und Kräfte besaß, denen sie nichts entgegenzusetzen hatten, es sei denn, sie schafften es, sich zurückzuziehen. Ja, einfach zu fliehen.
Sandrine schien ihre Gedanken gelesen zu haben, denn sie bewegte sich schnell. Blitzartig streckte sie ihre Hand aus und umfasste den rechten Ellbogen des Anführers.
Es war ein Griff, der zuerst ganz normal aussah, wenig später war er es nicht mehr. Da löste sich plötzlich ein grüner Schein genau dort, wo Hand und Arm zusammentrafen.
Und der Schein war schnell. Er raste den Arm des Mannes hoch, bis er die Schulter erreichte. Genau dort entfaltete er seine richtige Kraft. Aus dem Schein wurde ein Feuer, dessen kleine Flammen plötzlich über die gesamte Schulter tanzten und sich dem Gesicht näherten.
Erst jetzt schrie der Mann.
Erst jetzt erfassten ihn die Schmerzen. Er warf sich zurück, um freien Platz zu haben. Mit seiner anderen Hand drosch er auf die brennende Schulter ein, ohne dabei etwas zu erreichen. Die kleinen grünen Flammen zuckten weiter, und sie schafften es, den Körper an dieser Seite zu zerstören.
Mit ihm geschah das, was mit Sandrine hätte passieren sollen. Er verbrannte, und es gab keine Macht, die ihm zur Seite stand. Das grüne Feuer fand genügend Nahrung, um sich blitzschnell auszubreiten, und so hatte es in kurzer Zeit den ganzen Menschen erfasst, der zu einem lodernden Feuerbündel geworden war, von dem jedoch kein Rauch und auch keine Hitze ausgingen.
Der Anführer schrie.
Er hatte sich von seinen Leuten entfernt und tanzte jetzt auf der Stelle wie ein Derwisch. Die Schreie, die aus seinem weit aufgerissenen Mund drangen, hörten sich schlimm an. Es war ein verzweifeltes Brüllen, wobei er immer wieder den Kopf schüttelte, sich um die eigene Achse drehte und auch jetzt noch versuchte, die Flammen durch Schläge seiner Hände zu löschen. Es gelang ihm nicht, denn so leicht ließ sich der Teufel nicht übertölpeln. Und so fraß sich das Höllenfeuer in seinen Körper hinein. Es zerstörte sein Gesicht und ließ es regelrecht zerfließen. Da rann die Haut wie flüssiges Wachs nach unten,
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