1734 - Hexenhand
Stimme.
»Bringt sie her! Sie soll endlich brennen!«
Der Befehl galt ihren beiden Aufpassern, die keinen Moment zögerten. Sie bückten sich und zerrten sie in die Höhe, um mit ihr den letzten Gang anzutreten...
***
Ich wachte auf. Wieder mal.
Im ersten Moment war ich verwirrt, denn ich hatte erneut einen Traum erlebt, der mich stark beschäftigt hatte. Ich kam mit mir selbst nicht mehr zurecht, war zu durcheinander und musste mich erst zurechtfinden. Dass ich mich hingesetzt hatte, war irgendwie automatisch geschehen. Die Normalität nahm ich nicht mehr bewusst wahr, denn ich litt noch zu stark unter den Folgen des Traums, der so verdammt realistisch gewesen war. Ich hatte sogar das Gefühl, den Geruch einer fremden Welt in meiner Nase zu spüren.
Nur meine Atemstöße waren in dieser dunklen Umgebung des Schlafzimmers zu hören. Der Traum hatte mich sehr mitgenommen. Ich war schweißnass und stöhnte leise vor mich hin. Erst allmählich fand ich mein inneres Gleichgewicht wieder und wollte mich nicht mehr hinlegen und einschlafen, denn ich glaubte, in meinem Mund und in der Kehle eine Wüste zu haben. Alles war so trocken geworden. Da half nur ein Schluck Wasser.
Langsam stand ich auf. Ich bewegte mich steif, obwohl mir die Knochen nicht wehtaten. Aber es ging eben nicht anders, und als ich mich aufstemmte, da war ich noch immer nicht richtig da.
Ich schlurfte aus dem Schlafzimmer und betrat wenig später die Küche, in der der hohe Kühlschrank stand, dessen Tür ich aufzog. Ein kurzer Blick in den hellen Innenraum, und ich hatte das gefunden, was ich wollte. Es war eine noch volle Flasche Mineralwasser. In diesem Moment kam sie mir wie das köstlichste Getränk der Welt vor. Es zischte, als ich den Schraubverschluss abdrehte. Die ersten Schlucke trank ich auf der Stelle und spürte die kalte Flüssigkeit durch meine Kehle rinnen. Aber sie schaffte es nicht, mich von der Erinnerung an die Albtraumsequenzen zu befreien. Die geisterten weiterhin durch meinen Kopf, auch als ich vor dem Fenster stand und hinausstarrte, verschwanden sie nicht.
Warum war mir das passiert? Warum hatte es gerade mich erwischt? Ich ging davon aus, dass es nicht nur einfach ein Traum gewesen war. Für mich hatte er eine bestimmte Bedeutung, als wollte er mich vor dem warnen, was auf mich zukam.
Dieser Traum war keine Premiere für mich. Schon öfter hatte ich unter Träumen gelitten, die mir von der anderen Seite geschickt worden waren, doch diese Intensität hatte es selten gegeben. Da steckte schon mehr dahinter.
Es war auch seltsam, dass ich nach dem zwischenzeitlichen Erwachen den Traum weitergeträumt hatte. Das gab mir zu denken. Es ließ darauf schließen, dass der Traum mich auf etwas vorbereiten sollte, das unweigerlich auf mich zukam.
Es ging um eine Frau. Um eine Person, die auf grausame Art und Weise sterben sollte, die man für eine Verbrennung vorgesehen hatte, wie früher bei den Frauen üblich, die man als Hexen denunziert hatte.
Es waren viele gestorben. Nicht nur Frauen, auch Männer. Fast alle zu Unrecht, aber es gab auch Personen, die tatsächlich den Weg der Schwarzen Magie gegangen waren, damit hatte ich auch schon oft genug meine Erfahrungen sammeln können. Zudem war mir die mächtige Hexe Assunga nicht unbekannt.
Und jetzt?
Ich wusste es nicht, ich stand noch immer vor dem Fenster, schaute in die Dunkelheit der Nacht, doch die eigentlichen Bilder spielten sich in meinem Kopf ab. Da gab es das große Problem, und ich wurde sie einfach nicht los.
Das Wasser hatte mir gut getan. Bis zur Hälfte hatte ich die Flasche leer getrunken, und ich wollte auch nicht länger in der Küche bleiben. Um diese Zeit – zwei Uhr am Morgen – gehörte ich ins Bett, das mich auf keinen Fall lockte, ich aber wollte nicht im Sessel in meinem Wohnzimmer schlafen.
So sehr mich der Traum innerlich aufgewühlt hatte, irgendwie war ich gespannt darauf, ob er sich fortsetzen würde, denn ich ging davon aus, dass es ein Ende gab.
Es würde mit dem Tod der Hexe enden. Das wäre normal gewesen. Es waren viele Frauen umgebracht worden, und jetzt fragte ich mich, warum ich gerade das Ende dieser Person so deutlich erleben sollte. Es war etwas weit hergeholt, aber ich dachte daran, dass es möglicherweise eine Beziehung zu mir gab.
Ein Zufall war dieser Traum nicht. So weit waren meine Überlegungen bereits gediehen.
Ich nahm die halb volle Flasche mit in mein Schlafzimmer, setzte mich auf das Bett und wischte über meine
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