1735 - Handelszentrum Eastside
Bodenstation.
„Sie senden uns die Koordinaten des Landeplatzes", sagte die Frau.
Sie war bereits auf der CASSIOPEIA unter Nymans Kommando geflogen, damals, als das Schiff zur Tarkan-Flotte gehört hatte. Casia hatte die Zeit im Stasisfeld mitgemacht und gehörte zu jenen Galaktikern, die einen Anachronismus in der heutigen Zeit darstellten, weil sie rein mathematisch gesehen bereits über achthundert Jahre alt waren.
Der Landeplatz lag auf der südlichen Halbkugel des Planeten in einer weitläufigen Hochebene, von der aus das Gelände nach allen Seiten hin steil und gut tausend Meter in die Tiefe abfiel. Das Areal der Spielzeugfabrik erstreckte sich über gut zehn Quadratkilometer.
„Ich möchte Informationen über die Fabrik, bei der wir landen", sagte Nyman. Der Syntron bestätigte und setzte sich mit den Automaten der Anlage in Verbindung. Sekunden später verfügte er über die nötigen Daten.
„Sundramzwölf verfügt über viertausend Produktionssysteme, die mit hundert Prozent ihrer Kapazität arbeiten. Die Fabrik baut pro Tag über zweihunderttausend Spielzeugroboter-Einheiten, von denen zehn Prozent für Tests zur Weiterentwicklung verwendet werden. Die übrigen neunzig Prozent gehen in den Export."
Harold Nyman überschlug im Kopf, wieviel das im Jahr waren. Bei einer Jahresdauer von knapp über dreihundert Tagen betrug die Zahl der exportierten Roboter mehr als vierundfünfzig Millionen im Jahr. Eine beachtliche Zahl. Wenn man allerdings berücksichtigte, daß die Waren in alle Gegenden der Galaxis geliefert wurden, war es nicht einmal so viel.
Um die jungen Blues allein auf Gatas komplett mit solchen Robotern zu versorgen, hätte man mehrere Jahresproduktionen dieser einen Anlage benötigt. Und bei der Überlegung, wie viele von Milliarden und aber Milliarden Blues bewohnte Welten es in der Eastside gab, streikte irgendwann Nymans Vorstellungsvermögen.
Er wandte sich um und suchte den Hanse-Spezialisten. Esker Harror hielt sich unauffällig im Hintergrund. Er wirkte geistesabwesend, und als Nyman ihn ansprach, zuckte der abgezehrt wirkende Terraner zusammen.
„Schlafen kannst du nachher dort unten. Irgendwo wird man uns ja wohl eine Unterkunft zuweisen. Oder kannst du mir sagen, wann unser Aufenthalt auf diesem Planeten zu Ende ist?"
Harror schüttelte bedächtig den Kopf.
„Nein, Harold. Unsere Anweisungen lauten, nach der Landung auf das Eintreffen von Mitarbeitern der Spielzeugfabrik zu warten. Vielleicht holt man uns auch in die Fabrik und zeigt uns die Produktion."
Mit seiner Vermutung hatte er nicht einmal so unrecht. Kaum stand die PERIHEL auf ihrem Prallfeld, näherte sich ein Gleiter und schleuste ein.
Männer und Frauen in eng anliegenden, dunkelroten Uniformen mit schwarzen Emblemen entstiegen dem Gleiter. Ohne Ausnahme handelte es sich dabei um Arkoniden.
„Ihr seid angemeldet und wißt über den Verlauf eurer Mission in etwa Bescheid. Auf Findercraft haltet ihr euch nur so lange auf, bis die beiden euch zugedachten Schiffe startklar sind."
Esker Harror sog geräuschvoll die Luft durch die Nase ein. Ihre Tage auf der PERIHEL waren also zumindest vorläufig gezählt.
„Die OSCH und die DRONDOBA werden noch präpariert und stehen morgen früh bereit", fuhr der stämmigste der Arkoniden fort. Ihm war anzusehen, daß er sich in legerer und weit geschnittener Freizeitkleidung wohler fühlte als in der Dienstkleidung dieser Gruppe der Galactic Guardians. „Ansonsten wird verfahren, wie der Plan es vorsieht. Die PERIHEL und ihre Besatzung bleiben hier neben Sundramzwölf. Das Schiff wird optisch getarnt. Es wäre zu auffällig und würde zu einer frühzeitigen Enttarnung führen, wenn alle BASIS-Veteranen mit ins Solsystem flögen. Nyman und Harror, laßt eure persönlichen Habseligkeiten im Schiff. In der OSCH und der DRONDOBA darf nichts auf eure wahre Identität hinweisen für den Fall, daß ihr in eine Militärkontrolle kommt."
„Wohl kaum. Im Solsystem hat man derzeit andere Probleme", widersprach Harold Nyman. „Die Bedrohung für die Erde nimmt von Tag zu Tag zu, und die Evakuierung Terras kann nicht mehr fern sein. Oder hat man inzwischen eine Lösung gefunden, wie man der Todesstrahlung beikommen kann?"
„Uns ist nichts bekannt. Die neuesten Meldungen besagen, daß Homer G. Adams und Koka Szari Misonan einen schweren Stand gegenüber ihrer Bevölkerung haben. Die Bewohner des Solsystems sowie von Olymp und Plophos fühlen sich zurückgesetzt und benachteiligt,
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